so etwas wie eine Liebesheirat geben. Also ein Eheversprechen, bei dem nur die Liebe zählt. Aus psychologischer Sicht ist diese weit verbreitete Ansicht eine der zahlreiche Illusionen, die wir in der Welt der großen Gefühle vorfinden. Liebe hat mit Logik nichts zu tun, insofern haben logische Argumente keinerlei Relevanz, doch sie werden vom Umfeld der Liebenden ständig gebraucht, um Partnerschaften zu stiften oder zu verhindern. Kurz gefasst kann festgestellte werden: Männer bewerten bei der Wahl ihrer Partnerinnen vorrangig Merkmale des generativen und Frauen des sozialen Reproduktionserfolgs. Generativ ist Lateinisch und heißt geschlechtlich, die Fortpflanzung betreffend. Mit anderen Worten: Männer stellen höhere Ansprüche an die äußere Erscheinung ihrer Partnerinnen, während Frauen die materiellen Versorgungsaspekte einer Beziehung stärker bewerten. Studien haben gezeigt, dass dies auch für finanziell eigenständige und abgesicherte Frauen gilt. Generell kann gesagt werden: Männer suchen jüngere Frauen und Frauen gut situierte Männer. Selbstverständlich ist die hier geäußerte Ansicht umstritten, weil sie nicht immer mit der Realität konform geht. Wir kenne alle das Gegenteil! Doch um Ausnahmen geht es nicht, sondern um den durch die Evolution in Tausenden von Jahren geprägten Antrieb des Fitnessvorteils. Und der ist nun mal recht eindeutig! Wenn wir über die heutige Liebe zwischen zwei Menschen reflektieren, sollten wir uns darüber im Klaren sein, dass wir es mit einer völlig neuen Kultur des Wählens zu tun haben. Die Kriterien der Partnerwahl haben sich dramatisch verändert. Es ist grundsätzlich eine ganz erhebliche Überschätzung der eigenen Person festzustellen, die mit einer enorm gestiegenen Ungeduld gegenüber anderen einhergeht. Äußerlichkeiten sind, auch bedingt durch die geschönten Bilder in den Medien, extrem wichtig geworden. Das Anspruchsniveau wird heute von Männern wie von Frauen generell so hoch angesetzt, dass die Wahrscheinlichkeit, dem passenden Partner überhaupt zu begegnen, relativ gering ist. Selbst dann, wenn rein rechnerisch davon ausgegangen wird, dass die Auswahl im Internet eigentlich riesengroß sein müsste. Doch an einem Ort, an dem die allgegenwärtige Lüge und die Pornographie ihre größten Triumphe feiert, wird ein selbstverliebtes Ich wohl eher nicht so leicht erkennen, wann jemand den oft übertriebenen Ansprüchen genügt. Die zahlreichen, kommerziellen Partner-Vermittler und Flirtdienste im Internet haben übrigens nicht, wie man denken könnte, erstrangig die Absicht, erfolgreiche Matches kurzfristig zustande zu bringen und dadurch Kunden zu verlieren. Vielmehr geht es ihnen um die Verewigung der Suche und Förderung der saisonalen Beziehung als optimales Modell einer Partnerschaft in schnelllebiger Zeit.
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