Peter P. Karrer

Lord Geward


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Vater war mit einigen Anderen auf der Jagd, als sie von zwei Dutzend Mitländern überrascht wurden. Sie flohen in den nahen See und versteckten sich im Schilf. Aber sie wurden entdeckt. In der Hoffnung, die Mitländer würden sie dahin nicht verfolgen, schwammen sie in den See hinaus. Einige wurden von den langen Pfeilen der Mitländer getötet. Außer Reichweite schafften es nur mein Vater und zwei seiner Begleiter. Sie hielten sich mehrere Stunden über Wasser, aber jedes Mal, wenn sie Richtung rettendes Ufer schwimmen wollten, wurden sie von den immer noch wartenden Mitländern angegriffen. Nachdem ihre Kräfte immer mehr nachließen, beschlossen sie, oder besser mein Vater, sich auf die verbotene Insel zu retten.«

      Armedus trinkt schlürfend den Rest der Eier.

      »Jeder schwamm, solange er konnte, aber nur mein Vater erreichte die Insel. Seine Begleiter hat er nie wiedergesehen.«

      Ich kann nur betroffen nicken.

      »An das auf der Insel Geschehene konnte sich mein Vater nur noch undeutlich erinnern; oder er wollte oder durfte sich nicht erinnern. Ich weiß es nicht.«

      Armedus seufzt tief. Eine einsame Träne bahnt sich ihren Weg nach unten, aber er erzählt tapfer weiter.

      »Vater war fast drei Monate verschwunden. Wir glaubten längst, alle seien auf der Jagd, die uns Landlosen ja strengstens verboten ist, getötet worden. Nach seiner verstörten Rückkehr hat er über eine Woche kein Wort gesprochen und ist immer nur vor unserem Zelt auf und ab gegangen, als dächte er nach, aber... aber... er wusste...«

      Armedus wischt seine nassen Augen trocken und erzählt leise weiter.

      »Anfangs war mein Vater fest davon überzeugt, er wäre nur wenige Tage unterwegs gewesen und nicht drei Monate, aber nach und nach erholte er sich. Der Alte wurde er aber nie wieder. Er benötigte einen weiteren Monat, bis er uns von seiner Odyssee erzählen konnte. Eigentlich konnte er sich nur an weniges erinnern. Wenn ich es mir so überlege, eigentlich nur, dass der Alte, alles von ihm wissen wollte: Wo und wie wir leben. Wer Landesregent ist. Die Ernte der Bauern und der Fischertrag aus dem See. Einfach alles.«

      Vor Ungeduld platzend, unterbreche ich ihn: »Und dann gab er Euch die Waffen?«

      Armedus korrigiert mich sofort. Jetzt aber mit frischer, klarer Stimme ohne jede Angst: »Nein, er zeigte Vater, wo er die Waffen finden konnte und er nahm ihm den Heiligen Schwur ab, dass er die Waffen nicht für eigene Zwecke nutzen dürfe, sondern sie nur dem rechtmäßigen Eigentümer übergeben darf.«

      »Dem rechtmäßigen Eigentümer,« wiederhole ich in Gedanken.

      »Der alte Mann zeigte ihm in einem... hm... einem Art Fenster in einer silbernen Truhe... ich weiß nicht genau... ich habe meinen Vater damals nicht richtig verstanden. Er erzählte immer wieder, wie er durch dieses Fenster in die Truhe schauen konnte und wie in der Truhe viele kleine Pferde, so groß wie ein Daumennagel wohnten und die Berge nur handbreit hoch waren. Mein Vater erkannte die kleine Gegend als die Gegend seiner Kindheit, aber er hat nie verstanden warum das große Land so klein wurde. Er vermutete, es war die Magie des Mannes. Der alte Mann zeigte ihm in der Truhe die Stelle, an der wir die Waffen finden sollten. Vater wurde immer wunderlicher. Immer wieder erzählte er, der alte Mann sagte ihm, diese Waffen werden uns die Freiheit bringen. Keiner von uns hat sein Gerede verstanden.«

      »Und dann habt Ihr die Waffen geholt?« frage ich.

      Armedus zuckt mit den Schultern, seufzt kurz und antwortet: »Ja, Vater wurde immer unruhiger und wiederholte immer wieder den Satz mit der Freiheit, bis wir mit einem Fuhrwerk die Landschaft seiner Kindheit besuchten. Trotz der langen Zeit fand er das Ziel ohne Umwege. Auch die Höhle, die mit Steinen und Sand zugeschüttet war, entdeckte er ohne jeden Zweifel, als wäre er erst gestern dort gewesen. In der Höhle ging er so sicher zu der Waffenkammer, wie ich zu unserem Wasserfass. Obwohl es ein wahres Labyrinth aus Stollen und Treppen war.«

      »Woher weißt Du das denn alles so genau?« Frage ich ihn.

      »Ich, als sein Sohn war natürlich dabei. Ein Sohn hat doch immer an der Seite seines Vaters zu stehen.« erklärt er mir verwundert und ich schäme mich für die dumme Frage.

      »Natürlich!« sage ich entschuldigend.

      Ohne ihn auffordern zu müssen, erzählt er weiter.

      »Schnell stellten wir fest, unser kleiner Pferdewagen würde nie ausreichen, die schweren Waffen zu transportieren. Auch waren wir viel zu wenig Männer. In den nächsten Wochen bauten wir drei massive Ochsenwagen. Einer brach später unter der Last zusammen. Wir mussten ihn zurück lassen. Mein Vater sprach mit anderen Familien, bis wir genug Leute und Proviant zusammen hatten. Dann machten wir uns erneut auf den Weg, bis Du uns...«

      Er schluchzt und bricht in Tränen aus.

      Ich nehme ihn in den Arm und versuche ihn zu trösten. Von der Neugierde geplagt, frage ich taktlos nach: »Aber warum wolltet Ihr die Waffen König Aldara bringen, der Euch unterdrückt und Euch keine Rechte gibt?«

      Die Tränen mit dem linken Arm verscheuchend, stottert er: »Mein Vater glaubte, wenn er König Aldara die Waffen der Götter bringen würde, bekäme er als Belohnung ein kleines Stück Land, auf dem wir leben und für immer bleiben könnten. Und... und, weil der Druide doch auch noch sagte, wir dürften die Waffen nur dem Eigentümer geben, dachten wir, das sei König Aldara, weil der doch auch der Eigentümer des ganzen Landes ist. Wir dachten König Aldara gibt uns allen die Freiheit und eigenes Land, wenn wir ihm die Waffen geben. Wir hofften, dann endlich wieder sesshaft werden zu können.«

      Armedus Gedankengang ist so einfach und doch so erschreckend. Diese Leute bringen dem größten Schlächter die Waffen, nur weil er sich König nennt. Aber was wollte der alte Druide, oder was immer er auch ist, wirklich mit den Waffen?

      Den Rest des Tages sprechen wir nicht mehr über dieses Thema und gehen nur noch den täglichen Aufgaben nach, die uns das Überleben im bevorstehenden Winter sichern sollen.

      Den alten Druiden und die Waffen erwähnen wir nicht mehr.

      Mit Wehmut denke ich über die Zukunft des jungen Armedus nach. Wie soll ich ihn erziehen, was soll ich ihn lehren und will er das alles überhaupt? Ich denke alleine an die große Mühe, die es mich kostete, Armedus das „Lord“ abzugewöhnen.

      Trotzdem muss ich mir eingestehen, Armedus stellte sich eigentlich schnell auf das einfache »Geward« um, obwohl es ihm die alten Verhaltensmuster in seinem Kopf sicher oft nicht leicht machten.

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