Ruth Broucq

Zweiter Sieger


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sei so schwierig zu kleben, weil es genau auf Muster gestoßen werden musste. Ich müsse ihm immer unnötige Arbeit machen, eine einfache Strukturtapete oder Raufaser wäre ausreichend gewesen, schimpfte mein Mann.

      Ich stellte mich taub, ignorierte es einfach.

      Als die Räume endlich fertig waren, besorgte mein Schwiegervater die komplette Möblierung, die wir noch benötigten. Zumindest damit hatten wir zum Glück kein Finanzierungs-Problem, denn in seinem Job als Verwalter der englischen Kaserne, hatte er Zugriff auf ein riesiges Möbellager. Zwar waren die Sachen gebraucht, aber er konnte das Beste aus dem Lager aussuchen. Als wir fertig eingerichtet waren, hatten wir endlich eine Kochküche mit Esszimmer, Wohnzimmer und Schlafzimmer, sogar ein Kinderzimmer. Obwohl die Toilette und das Bad außerhalb der Wohnung waren und als Gemeinschaftsräume benutzt werden mussten, waren wir dennoch mit unserer großen Wohnung total zufrieden.

      Roberts Prüfung war allerdings nicht so gut gelaufen, er musste den kaufmännischen Teil noch einmal wiederholen. Dort hatte er eine glatte Fünf erhalten, die er nicht ausgleichen konnte, weil er den praktischen Teil auch eben nur mit einer Vier bestanden hatte.

      „Ach du Scheisse, und jetzt? Wofür warst du denn ein halbes Jahr auf der teuren Schule? Was hast du denn da gemacht? Hast du da nicht aufgepasst?“ fehlte mir jedes Verständnis.

      „Davon kannst du ja wohl nicht mitreden. Du hast doch gar keine Ahnung was ein Meisterlehrgang bedeutet. Dumme Kuh!“ reagierte mein Mann aufgebracht. „Du hast ja nicht mal einen Beruf gelernt. Also quatsch nicht so dusselig daher! Buchhaltung liegt mir einfach nicht, tja, so ein trockenes Thema, kann nicht jeder verstehen. Aber ich kann ja diesen Prüfungsteil wiederholen. Also muss ich mir jemand für Nachhilfe suchen“, entschied Robert.

      Robert fand eine Nachhilfelehrerin für Buchhaltung. Und wieder Kosten, mit denen wir nicht gerechnet hatten, und die wir uns gar nicht leisten konnten.

      „Aber das muss nun mal sein. Ich brauche die Nachhilfestunden. Dir geht es immer nur ums Geld.“ Hatte Robert kein Verständnis für meine Sorgen.

      Schon ein paar Tage später hatte mein Mann plötzlich die Lösung dieses Problems parat.

      „Die Mami gibt uns noch mal Nachschlag. Du brauchst die Nachhilfe-Stunden also nicht aus der Haushaltskasse zu bezahlen!“ verkündete Robert stolz.

      „Aha“, konnte ich mich nur wundern, denn normalerweise lieh seine Mutter meinem Mann kein Geld ohne mich zu fragen. War das neuerdings eine Frage wofür er Geld leihen wollte?

      Weil ich keinen Streit provozieren wollte fragte ich nicht nach.

      Als wir erfuhren, dass Roberts nächster Prüfungstermin erst nach Ablauf von sechs Monaten sein würde, wollte ich wissen, wann er bei seinem ehemaligen Chef anfangen werde.

      „Was? Ich kann doch nicht bei einem anderen Meister als Geselle arbeiten. Da mach ich mich ja lächerlich“! empörte er sich.

      Verwundert fragte ich: „Was willst du dann tun? Blau machen? Du musst Geld verdienen! Mit meinem kleinen Verdienst kommen wir doch nicht aus, und deine Unterstützung vom Arbeitsamt ist jetzt ausgelaufen. Wir brauchen deinen Lohn!“

      „Ja, ja, keine Bange, ich werde schon arbeiten. Aber nicht als Maler. Ich werde Taxi fahren! Ich muss nur den Taxi-Schein machen. Kümmere ich mich schon drum! Keine Sorge.“ Er nahm es wieder einmal leicht.

      Doch Robert musste auch dabei eine Niederlage hinnehmen.

      Wütend berichtete er von dem Ergebnis seiner Anfrage bei dem zuständigen Ordnungsamt.

      „Die Penner beim Ordnungsamt sind total bescheuert. Stell dir nur mal vor, die wollen mir den Taxischein nicht geben, weil ich mal die Fleppe weg hatte. Wer wegen Alkohol am Steuer vorbelastet sei, wäre nicht zuverlässig genug um ohne Aufsicht Personen zu befördern, haben die gesagt. So ein Dünnschiss!“

      „Ach, das ist ja blöd. Aber du hast ja Gott sei Dank einen Beruf. Dann wird dir wohl nichts anderes übrig bleiben, frag doch mal bei deinem ehemaligen Chef. Der weiß ja wie du arbeitest!“ Das sah ich als die beste Lösung an.

      Robert schüttelte energisch den Kopf, sagte abweisend: „Nee, ganz sicher nicht. Da frag ich zuletzt! Denn ich kriege ja die Personenbeförderung, aber nur für Mietwagen, nicht für Taxen. Dauert nur ein paar Tage, ich muss erst zum Amtsarzt. Dann fahre ich bei Taxi- Schwerte in der Nachtschicht. Die haben ja auch genug Mietwagen. Hab schon mit dem alten Schwerte gesprochen.“

      Ich verstand den Unterschied nicht, Mietwagen oder Taxi war für mich ein und das gleiche, deshalb fragte ich: „Verdienst du bei Mietwagen weniger, oder wo ist der Unterschied?“

      Robert lachte mich aus: „Quatsch! Dummkopf! Die Kunden bezahlen doch auch den gleichen Fahrpreis. Warum sollte denn der Fahrer weniger verdienen? Du bist aber auch zu blöd!“

      „Woher soll ich das denn wissen, damit hab ich doch noch nie was zu tun gehabt!“ maulte ich beleidigt.

      Robert belehrte mich großzügig mit nachsichtigem Ton: „Der Unterschied ist nur, Mietwagen dürfen nur von der Zentrale aus fahren und nicht von den Taxi-Halteplätzen aus.“

      „Wie? Wo soll denn da ein Unterschied sein? Ist doch egal.“

      Die Differenz konnte ich nicht nachvollziehen.

      Ungeduldig sagte mein Mann: „Mensch Rutchen, wen und wohin die Taxen vom Halteplatz aus fahren, kann die Zentrale doch nicht kontrollieren, aber die Mietwagen werden von der Zentrale zu dem Kunden geschickt. Wenn der Kunde anruft und einen Wagen bestellt, fragt die Zentrale wohin die Fahrt gehen soll. Das ist die Kontrolle. Aber ein fremder Kunde der am Taxistand einsteigt sagt das Ziel dem Fahrer, und der kann der Zentrale über Funk erzählen was er will. Hast du es jetzt kapiert?“

      „Ja, okay, aber warum soll der Taxifahrer denn über Funk was Falsches sagen? Das macht doch keinen Sinn. Nee, da blick ich nicht durch“, wunderte ich mich über Roberts Erklärung.

      „Ach, musst du eigentlich auch nicht verstehen. Nur so viel, als Mietwagenfahrer kann ich nix schmu machen, das ist der beschissene Unterschied“, knurrte mein Mann missmutig.

      Obwohl ich das System noch immer nicht verstand, verzichtete ich auf weiteres Nachhaken. Schließlich brauchte ich ja nicht zu wissen, wie die Fahrer schmu machen konnten. Für mich war das ein anderes Wort für klauen, und darüber musste ich nicht aufgeklärt werden, ich war keine Diebin.

      Neue Probleme

      Obwohl wir nun Räumlichkeiten genug hatten, klappte unser Zusammenleben mehr schlecht als recht.

      Unsere unterschiedlichen Arbeitszeiten, Ramonas Schulstunden und dann der Säugling stellten unsere Geduld schon manches Mal auf eine harte Probe. Mein Spätdienst war kein Problem, aber die Frühschicht.

      Da Robert nachts in 12 Stunden-Schicht arbeitete, ich im Frühdienst zur Arbeit musste, wenn mein Mann noch nicht zu Hause war, hatten wir ein Problem mit Ramona. Sie musste gerade dann zur Schule, wenn Robert Feierabend machte. Aber mein Mann kam immer viel zu spät nach Hause. Zwangsläufig verbummelte Ramona dann den Schulbeginn.

      „Robert, so geht das nicht. Du musst etwas früher nach Hause kommen, damit du darauf achten kannst, dass Ramona pünktlich zur Schule kommt. Wenn keiner von uns zu Hause ist, bummelt die und kommt zu spät. Also beeil dich mal ein bisschen“, forderte ich nach ein paar Wochen Chaos.

      „Spinnst du?“ fragte Robert ärgerlich. „Wie soll ich das machen? Ich muss so lange auf der Karre bleiben, bis meine Ablösung da ist! Was soll ich machen wenn der Kerl immer Verspätung hat?“

      Sauer widersprach ich: „Dann musst du mit dem Schwerte sprechen, dass es nicht geht, wenn du bis sieben Uhr Dienst hast, dass deine Ablösung ständig zu spät kommt. Du hast ein Kind um das du dich kümmern musst. Dann musst du das Auto einfach an der Zentrale stehen lassen, damit du pünktlich Feierabend hast!“

      Genervt schimpfe mein Mann: „Der Alte zeigt mir an den Kopf! Wer soll denn die Stunde bis zur Ablösung