Sören Kalmarczyk

Telepathenaufstand


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sahen sich an und lächelten. „Deswegen habe ich das mal gelernt.“

      Er drehte sich um, um wieder in sein Büro zu gehen, als er Magdalena sah, die ebenfalls aus ihrem Büro gekommen war.

      „Siehst du?“, fragte sie ihn und ging wieder hinein.

      „Ja“, sagte Alexander leise und setzte sich an seinen Computer. Die nächste Sitzung war online. Er checkte seine E-Mails, bevor er sich in das Therapieprogramm einloggte.

      Eine neue E-Mail: „Sie haben Ihre erste Rezension erhalten.“

      5 Sterne von Peter.

      Februar 2022

      Die Praxis lief gut und sogar die Karateschule hatte wieder mehr Schüler. In allen Trainingsgruppen waren mindestens 10 Schüler und trainierten fleißig. Nur ein kleiner Teil davon war von der Konkurrenzschule gekommen, als diese zu Beginn des neuen Jahres geschlossen wurde.

      Alexander und Magdalena hatten eine funktionierende Arbeitsteilung entwickelt. Dienstags war Alexander in der Praxis und Magdalena in der Klinik. Mittwochs war Magdalena in der Praxis und Alexander arbeitete von zu Hause online. Und freitags arbeiteten beide vormittags in der Klinik und nachmittags online.

      Jeden Sonntag traf sich der Zirkel zum Trainieren. Alexander und Adriano waren sehr schnell in der Hierarchie aufgestiegen, weil sie beide so starke Telepathen waren. Gemeinsam mit Merlin entwickelte Alexander neue Techniken, die auf seinem Verständnis des Karate und des Kidō basierten, der Energiearbeit im Karate.

      Das dritte Paket von Josephine war eingetroffen und Alexander musste wieder einmal zum Zollamt.

      Er schaute auf sein Handy. „Kurz nach 12. Wenn ich gut bin, bin ich zu Hause, bevor Adriano aus der Schule kommt.“

      Die Schule hatte wieder angefangen, um gleich wieder aufzuhören. Es war die letzte Woche vor den Ferien, welche um eine Woche verschoben worden war. An zwei Tagen mussten die Schüler mit ungeraden Nummern im Klassenbuch zur Schule, an den nächsten beiden die Schüler mit geraden Nummern. Am Freitag mussten die Geraden für 3 Stunden hin, um ihre Zeugnisse abzuholen, danach kamen die Ungeraden.

      Sein Handy klingelte. Er kannte die Nummer nicht.

      „Schönen Guten Tag, Herr Braun!“, meldete sich eine geschäftig klingende Stimme, die ihm vage vertraut vorkam, „Zollmeister Sispeks am Apparat. Ihre Sendung ist die letzte, danach ist Feierabend, da wollte ich fragen, wann Sie hier eintreffen.“

      „Ich bin bereits unterwegs“, entgegnete Alexander. Dann kam ihm eine Idee: „Wissen Sie was? Fangen Sie doch schon mal an, dann geht es schneller, wenn ich da bin. Noch etwa 10 Minuten.“

      Er fühlte, dass der Zollbeamte gern zustimmen würde, aber eigentlich ablehnen muss. Deshalb legte er auf, bevor dieser überhaupt etwas sagen konnte.

      Als er zehn Minuten später im Zollamt eintraf, wurde er vom Pförtner gleich durchgewunken. Er hörte eine ziemlich laute Stimme, als er den Fahrstuhl in der dritten Etage verließ.

      „Wie können Sie es wagen, ein Paket zu öffnen, wenn der Empfänger nicht anwesend ist?“, brüllte gerade ein Lamettaträger.

      Alexander scannte ihn schnell. Er war gerade erst hereingekommen und hatte dem Beamten noch gar keine Zeit gegeben, zu antworten.

      „Weil der Empfänger auch nur ein Mensch ist und mal schiffen musste!“, polterte Alexander los, als er durch die offene Tür in das Büro trat.

      Der Lamettaträger wirbelte herum: „Und wer bitte sind Sie?“

      „Der Empfänger“, kanzelte Alexander ihn ab und wandte sich an seinen Beamten, „Wenn der Schreihals sich bei Ihnen entschuldigt hat, können wir weitermachen.“

      Der Oberinspekteur setzte gerade zu einer neuen Meckertirade an, als Alexander ihn mit einem durchdringenden Blick fixierte. Er sandte ihm das Gefühl, einem Beamten gegenüberzustehen, der mindestens drei Gehaltsklassen über ihm stand.

      „Tschulligung“, nuschelte er dem Beamten zu und verschwand aus der Tür.

      Inspekteur Sispeks gewann langsam wieder etwas Farbe im Gesicht und erzählte ihm, wen er da gerade in die Schranken verwiesen hatte. Es war der Abteilungsleiter gewesen, berühmt und berüchtigt dafür, dass er alle und jeden zur Sau machte, ganz nach dem Motto „Anschiss ist die beste Verteidigung“.

      Aus dem angeklappten Fenster war zu hören, wie eine Autotür zuflog und kurz darauf jemand mit quietschenden Reifen vom Hof fuhr. Ein Kollege von Sispeks schaute hinaus.

      „Schönes Wochenende, Herr Oberinspekteur“, sagte er verächtlich und setzte sich wieder hin.

      Alexander kraulte in der Zwischenzeit den Drogenspürhund am Kopf und ging mit Herrn Sispeks das Paket durch.

      „Wann kommt sie denn endlich?“, fragte dieser gerade.

      „Wenn alles klappt, in zwei Wochen.“, antwortete Alexander mit verklärtem Blick.

      „Dann müsst ihr unbedingt mal herkommen, die Frau will ich kennen lernen!“, lachte Sispeks, „Aber noch im Februar, ab März bin ich hier weg.“

      „So?“ Alexander schaute ihn fragend an.

      „Ich wechsele ins LKA, Mordkommission.“, meldete Sispeks stolz.

      „Glückwunsch!“, erwiderte Alex lächelnd.

      Ein kleines Päckchen fiel aus den Kleidern.

      „Was ist das?“, fragte der Beamte.

      Alexander sah ihn an: „Woher soll ich das wissen?“

      Grünes Paketband war komplett um das Päckchen gewickelt. Es sah aus, wie ein Drogenpaket direkt aus einem Film.

      Der Beamte schnitt das Paket auf und wickelte die Alufolie ab, die um den Inhalt gewickelt war, sein Kollege näherte sich langsam und schaute ihm über die Schulter. Dann brachen alle in schallendes Gelächter aus.

      Echter kolumbianischer Kaffee. Dabei lag ein Zettel: „Für den Zoll. Diese ist die letzte Sendung. Vielen Dank für die Glückwünsche! Josephine“

      Der Name war schwungvoll geschrieben und daneben war noch ein Kussmund auf dem Zettel.

      Sispeks wurde knallrot, während sein Kollege das Formular für Zuwendungen ausfüllte.

      Der Inspekteur nuschelte leise: „Okay, vielleicht stellst du uns lieber doch nicht vor.“

      Als er beim letzten Paket die Unterwäsche auspackte und dem Spürhund einzeln hinhielt, hatte er einen BH auseinandergefaltet und anerkennend genickt. Dabei sagte er zu Alexander: „Wow, Glückwunsch!“

      Das war dann wohl ihre kleine Rache. Aber den Kaffee behielten sie.

      Alexander legte alles wieder ordentlich zusammen und verschloss das Paket. Dabei fand er einen Ausdruck vom Flughafen El Dorado in Bogotá. Ihre Reservierungsbestätigung für den 13. Februar. Einen Tag später Ankunft am Flughafen BER.

      „Happy Valentine’s Day“, raunte Alexander und brachte anschließend das Paket ins Auto.

      Die psychologische Praxis lief immer besser. Es hatte sich herumgesprochen, dass viele Patienten hier bereits nach einer oder zwei Behandlungen viel besser drauf waren. Steffi managte die Termine, Merlin tarnte sich als Hausmeister und die beiden Therapeuten genossen ihren Job sichtlich.

      Adriano genoss die Ferien mit seinem neuen Laptop und war für die Außenwelt nicht ansprechbar. Alexander ließ ihn gewähren, denn er hatte sich diese Ich-Zeit mehr als verdient.

      Die Tür zur Praxis flog auf und knallte gegen die Wand.

      „Sie!“, brüllte eine Frau.

      Steffi schaute über den Tresen und wusste erst nicht, wo sie diese Frau einordnen sollte, die offensichtlich etwas gegen sie hatte.

      Die Frau stürmte herein und knallte die Faust auf den Tresen: „Sie! Sie haben mein Buch geklaut!“