weiter bedienen konnte. Sachlich sagte er: „Bestellen wir dir mal was zum Anziehen.“
„Echt?“, blieb das Mädchen verblüfft und als er die erste Seite für Kleidung aller Art öffnete, verschwanden ihre Zweifel. Und auch ihr Misstrauen. Irre oder nicht, er hielt seine Versprechen.
„Danke! Vielen Dank!“
Jedoch schüttelte er ihre lieben Worte nur wie störende Fusseln von sich ab.
„Kein Ding. Hast ja gewissermaßen dafür bezahlt. Außerdem will ich meine Sachen zurück. Slayer steht dir überhaupt nicht.“
Sie konnte nicht sagen, ob das wirklich sein einziger Anreiz war, ihr etwas Gutes zu tun. Vielleicht plagte ihn ja doch ein schlechtes Gewissen … Wie dem auch sei, er nahm sich Zeit für ihre Wünsche und bestellte, was sie wollte. Bunte T-Shirts, helle Jacken, Jeanshosen, sportliche Schuhe und sogar Unterwäsche. Hin und wieder fragte sie ihn nach seinem Geschmack. Was hielt er von diesem Pullover, von dieser Bluse. Ihre gegenseitigen Anschauungen drifteten weit auseinander.
Die Bestellung wurde abgeschickt.
Sheryl hatte tatsächlich Spaß bei diesem Kauf empfunden. Es war das erste Mal seit vielen Tagen, dass sie fröhlich war. Ja, glücklich. Einmal abgesehen von dem Moment, als sie das Hostel fand und erkannte, dass sie nicht sterben musste.
Es war auch das erste Mal, dass sie Ace überaus dankbar war – ohne, dass er ihre Hoffnung mit Hintergedanken zerstörte. Als sie von seinem Schoß aufstand, konnte das Mädchen nicht widerstehen und schlang fest die Arme um ihn.
Dem war aber nicht wohl bei der Geste und somit schob er sie von sich weg.
„Gehört alles zum Deal, bilde dir nichts ein …“, brummte er mürrisch.
„Verstehe. Hab trotzdem vielen Dank. Ich habe mich lange nicht mehr so gut in meiner Haut gefühlt.“
„Doch“, grinste er hämisch. „Die Nacht schon.“
Sie lief rot an. Ein letztes „Dankeschön“ verkniff sie sich.
„Schämste dich dafür?“
„… etwas“, gestand sie. „Ich weiß nicht mehr viel, doch ich komme mir vor wie eine gestopfte Gans.“
„Mhm, so oft, wie ich in dir gekomm’ bin, hat’s durchaus was von …“, meinte Ace unverblümt und trank von seinem Whiskey.
Das Rot wurde noch dunkler.
„Ich wollte sagen … wenn meine Eltern wüssten, was ich hier -“
„Ich denk, die sind tot?“, bohrte er nach. „Oder zumindest aufm guten Weg dahin.“
„S-schon“, stammelte sie, „aber vielleicht ihre Seelen -“
„Wo? Im Himmel? Glaubste etwa an so ’nen Scheiß?“
Er war sicher nicht die richtige Person, um über ein Leben nach dem Tod zu diskutieren. Sie bezweifelte, dass der Mann ein gottesfürchtiger Mensch war, geschweige denn überhaupt eine Religion besaß.
Resigniert grummelte sie: „Vergiss es …“
„Schon getan“, gab er arglos zu.
„Ace?“
„Was denn noch?“
„Hast du nicht irgendeinen Job, den ich für dich erledigen könnte?“
„Außer, dein’ Arsch hinzuhalten?“, blieb er direkt und hob eine Augenbraue.
Gedämpft von seiner Arroganz, versuchte sie darauf nicht zu antworten und sagte stattdessen: „Mir wird langweilig werden, wenn bald ein Tag nach dem anderen an mir vorbeirauscht. Deshalb würde ich gern eine Aufgabe im Hostel übernehmen.“
Mit der aktuellen Kippe beschäftigt, blies er Rauch aus und erinnerte sie: „Gibt hier nichts, was du tun könntest. Kannst in die Wüste gehen und alle Saguaros zählen, wenn’s dich glücklich macht.“
Sheryl wurde immer genervter von seiner Überheblichkeit. Wenn sie ihm eine geistige Störung vorwerfen könnte, wäre das grenzenloser Narzissmus.
Jedoch seufzte Ace nachgiebig und änderte unerwartet seine Meinung. „Okay. Wenn du unbedingt willst, kannste mich ’n bisschen unterstützen.
Wenn das Putzlappengeschwader auf den ersten Etagen durch ist, muss ich die Zimmer abchecken. Kannst ja mitkomm’. Aber fass nichts an! Geht nur drum, zu sehen, dass alles seine Ordnung hat. Verstanden?“
„Ja!“, nickte sie eifrig mit einem Lächeln.
„Und noch was!“, ermahnte er sie deutlich: „Kann hin und wieder vorkomm’, dass ich dabei was sag, was du aber nicht verstehen wirst. Ignorier mich dann einfach, ist ’ne Macke – quasi ’n Memo an mich selbst und das geht dich nichts an. Mach bloß deine Abstriche und das war’s.“
Eine künstliche Falte bildete sich zwischen Sheryls blonden Brauen. Sie tat, als wüsste sie nicht, ob sie ihn richtig verstanden hätte und fragte genauer nach: „Du meinst, du führst … so was wie Selbstgespräche?“
Ein Verrückter weiß nicht, dass er verrückt ist. Aber Ace weiß, dass er Selbstgespräche führt und dass die auf andere Menschen seltsam wirken. Er nimmt sich selbst wahr und was andere in ihn sehen könnten.
Also kann er nicht verrückt sein.
„Hört sich so an, ja“, winkte Ace schnell ab, „sieh drüber weg. Mach, was ich sag, oder lass’s bleiben. Alles klar?“
„Klar“, zuckte das Mädchen die Schultern.
Oder spinne ich jetzt?
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