auch in Anderen zu verstehen. Aus einem bewusst gewordenen- und verstehenden Gruppenwesen ist ein mitfühlendes Individuum, ein empathischer Primat oder Mensch geworden, der genießt und leidet und beides auch in Anderen erkennt.
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Sensorische Intelligenz, ob als Wahrnehmung durch Sinnesorgane, als neuronale Bearbeitung von Wahrnehmungen oder als Kompromiss aus beiden, nimmt wahr was für unser Überleben wichtig oder unwichtig ist. Sensorische Intelligenz interpretiert das Umfeld, entwirft Bilder und produziert „Vorstellungen“.
Der von Descartes und von den ihm folgenden Konstruktivisten ausgelöste Philosophenstreit über eine Welt, die nur im menschlichen Geist existiert, ist heute überwunden. Von Darwins Evolution wissen wir, dass eine materiale- oder biologische Welt schon lange existierte bis in einem letzten Wimpernschlag der Evolutionsgeschichte der Mensch auftaucht und spekuliert, philosophiert oder träumt. Wer naturwissenschaftliche Forschung betreibt und die Physiologie von tierischer und menschlicher Sinneswahrnehmung kennt, weiß, dass Sinnesorgane von Tier und Mensch oder die Bearbeitung von Wahrnehmungen durch neuronale Bearbeitung ein für jedes Tier und für jeden Menschen jeweils unterschiedliches Bild der Welt entwerfen. Es sind vom Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen und deren neuronaler Bearbeitung gestaltete und entworfene Bilder, aber es sind Bilder einer existierenden Welt. Was immer Tier und Mensch mit ihren Sinnen wahrnehmen ist von der Welt in der wir leben ausgelöst, hat einen realen Hintergrund, auch wenn von diesem realen Hintergrund oder dem „Ding an sich“ unterschiedliche Bilder oder Gestaltungen entworfen werden.
6. Ich fasse zusammen
Das früheste Erbe einer mentalen Evolution des Menschen sind von „evolutionärer Intelligenz“ erschaffene biologische Grundlagen: Deren Variationen schaffen Entwicklung und schließlich auch eine mentale Evolution des Menschen. Evolutionäre Intelligenz orientiert sich am kosmologischen Gesetz von „Ursache und Wirkung“ und verwandelt dieses in ein biologisches Gesetz von „Irritation und Reaktion“. Das biologische Gesetz von „Irritation und Reaktion“ aber muss lernen zu unterscheiden: Wer überleben und sich fortpflanzen will muss erkennen, was ihm nützt und was ihm schadet. Diese Existenzsicherung liefert eine „sensorische Intelligenz“.
Die Sensorische Intelligenz ist eine Grundbedingung allen Lebens und wird in der biologischen Welt zahlreiche Variationen erfahren. Symbiose, Mutualismus und Kooperation sind akzeptierende biologische Reaktionen. Vernichtung, Parasitismus und Konkurrenz sind ablehnende Reaktionen. Sie werden, von evolutionärer Intelligenz initiiert, bereits im zellulären Miteinander beobachtet und lenken schließlich auch das menschliche Verhalten.
Zwei unterschiedliche Formen „sensorischer Intelligenz“ sind wiederum die Erfindungen einer „evolutionären Intelligenz“: Sensorische Intelligenz entsteht durch eine Vielfalt und eine Spezialisierung sensibler Organe für Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Sie werden zu einem Wesensmerkmal der tierischen Evolution, führen zu Trieben und Instinkten und entwickeln „topische“ oder „phobische“ Reaktionen. Für Säugetiere, für Primaten und für den Menschen entwickelt die evolutionäre Intelligenz eine zusätzliche Spezifität: Sensorische Wahrnehmungen, Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen, werden neuronal- und hormonal bearbeitet und dann erst beantwortet.
Die Fähigkeit zu unterscheiden durch sensorische Intelligenz ist eine sehr frühe Form biologischer Intelligenz und ist verantwortlich für zwei grundsätzliche Tendenzen der biologischen Evolution. Erste Konsequenz des Unterscheidens ist die Entwicklung einer biologischen Diversität unterschiedlichster Pflanzen und Tiere: Wo in der Biologie Neues aufkommt entscheidet das Umfeld ob das Neue brauchbar und nützlich ist und eine Weiterexistenz möglich wird oder ob das Umfeld die Fortentwicklung oder die Existenz des nicht Brauchbaren oder Nutzlosen verhindert. Fortentwicklung zu Diversität, an der wir uns erfreuen, die wir bewundern und bestaunen, sind die bisher erkennbaren Folgen des biologischen Unterscheidens von Akzeptanz oder Abwehr.
Eine zweite Konsequenz der sensorischen Intelligenz des Unterscheidens macht aus einem Reiz eine topische- oder phobische Reaktion. Jeder Reiz ist in der biologischen Welt entweder mit Akzeptanz und Zuversicht oder mit Abwehr und Gefahr assoziiert. Das implizite- oder biologische Lernen wird diese doppelte Assoziation fortführen und sich zwischen Symbiose, Mutualismus und Kooperation oder Tötung, Parasitismus und Konkurrenz entscheiden. Eine wichtige Konsequenz der sensorischen Intelligenz des Unterscheidens in der Biologie ist beim Menschen ein inhärenter Dualismus seines Entscheidens: Der Mensch ist zugleich Altruist und Egoist. Kommen Emotionen und Gefühle ins Spiel, so entstehen aus einer akzeptierenden Reaktion Liebe und Zufriedenheit oder aus der ablehnenden Reaktion Angst und Sicherheit. Kognitive Reaktionen werden schließlich zum Frieden und zur Zusammenarbeit oder auch zu Krieg und Feindschaft führen. Die frühe biologische Intelligenz der Unterscheidung bestimmt bis heute das menschliche Handeln, Fühlen und Denken. Da wir aber nicht nur biologische, sondern auch fühlende und denkende Wesen sind, können wir entscheiden, ob wir uns von Angst und Unsicherheit durch Fremdes leiten lassen oder Unterschiedlichkeit und Diversität als etwas Schönes und Liebevolles akzeptieren. Nur wenn wir Diversität akzeptieren, folgen wir dem Weg der Evolution. Dies gilt für Natur und Umfeld genauso wie für das gesellschaftliche Miteinander des Menschen. Die Vielfalt und die Diversität der biologischen Welt der Pflanzen und der Tiere können wir nur über die Milliarden Jahre ihres Entstehens begreifen. Jede einzelne Pflanze und jedes Tier sind auf ihre Art genauso einmalig wie der Mensch. Evolutionäre Intelligenz schafft aus wenigen