bin nicht sicher, ob Papageien sowas können“, meint Willert. „Aber das ist ohnehin egal, weil Robinson hinter Ruuna her geflattert ist.“
„Tja, dann können wir wohl nicht viel tun außer abwarten, bis Ruuna zurückkommt“, stellt Golina fest.
„Unsinn!“, widerspricht Primo. „Wenn Ruuna verschwunden ist, dann müssen wir sie eben suchen. Es ist ja nicht das erste Mal, dass sowas passiert.“
Golina rollt mit den Augen. „Du willst dich bloß vor der Hausarbeit drücken, indem du dich schon wieder in ein Abenteuer stürzt!“
„Ich drücke mich nicht vor der Hausarbeit“, widerspricht Primo. „Aber ich bin nun mal der Dorfbeschützer und muss mich um die Sicherheit der Dorfbewohner kümmern. Das gilt auch für Ruuna, obwohl sie streng genommen keine Dorfbewohnerin ist.“
„Und wie willst du das anstellen? Ruuna könnte überall sein.“
„Wir können ja mal Asimov fragen“, schlägt Primo vor. „Er weiß eine Menge und hat sehr scharfe Augen. Vielleicht hat er gesehen, wohin Ruuna geflogen ist.“
„Das ist eine gute Idee“, findet Willert.
Golina seufzt. Sie ahnt, worauf das wieder hinausläuft: Primo bringt sich in Schwierigkeiten und sie muss ihn retten. Doch sie kann Willert wohl kaum die Bitte um Hilfe abschlagen. Und auch, wenn Ruuna oft Chaos und Verwirrung stiftet, ist sie doch eine gute Freundin.
Trotzdem hat sie ein ungutes Gefühl. Nicht nur, weil Primo sich wieder mal in Gefahr begibt – das ist sie ja schon gewohnt. Es ist schon eine ganze Weile her, dass der fiese Enderman Artrax versucht hat, das Dorf zu zerstören, indem er den fahrenden Händler Anon dazu brachte, Bürgermeister zu werden. Seitdem haben sie nichts mehr von Artrax gehört. Aber irgendwie glaubt Golina nicht, dass er seinen Plan aufgegeben hat, sich an den Dorfbewohnern zu rächen.
Ihr kommt ein düsterer Gedanke.
„Könnte es sein, dass Artrax hinter Ruunas Verschwinden steckt?“, fragt sie.
„Artrax?“, fragt Willert erschrocken. „Wie kommst du denn darauf?“
„Ist nur so ein Gedanke. Der fiese Enderman hat seinen Plan, uns zu vernichten, bestimmt nicht aufgegeben. Vielleicht hat er sich als Hexe verkleidet und Ruuna fortgelockt, damit Primo und du ihr folgen und das Dorf schutzlos ist, so dass er uns angreifen kann ...“
„Wie soll sich Artrax denn als Hexe verkleiden?“, fragt Primo. „Er ist doch ein Huhn!“
Golina kann nur mit den Schultern zucken.
„Außerdem ist das Dorf nicht schutzlos, wenn ich weg bin“, meint er. „Es gibt immer noch Kolle und Asimov. Mit einem Huhn werden die auch ohne mich fertig. Und außerdem bist du ja auch noch da. Schließlich hast du sogar Lukas das Kämpfen beigebracht.“
Er grinst und auch Golina muss lächeln.
„Na schön, sprecht von mir aus mit Asimov“, stimmt sie zu.
„Danke, Golina“, sagt Willert. „Mach dir keine Sorgen. Wir werden keine unnötigen Risiken eingehen.“
Irgendwie beruhigt Golina das nicht. Zwar ist Willert vernünftiger als Primo, aber trotzdem fürchtet sie, dass wieder mal eine Menge Schwierigkeiten auf sie zu kommen.
Warum nur kann sie nicht ein normales, ruhiges Leben führen wie die Bewohner anderer Dörfer?
3. Der einzige Anhaltspunkt
„Also gibt es mich jetzt, oder gibt es mich nicht?“, fragt Olum.
Zusammen mit Hakun, dem Fleischer, und Kaus, dem Bauern, steht er auf dem Dorfplatz vor Asimov, als Primo und Willert hinzukommen. Die Katze Mina hat es sich wie immer auf dem Kopf des Golems gemütlich gemacht.
„Das kommt drauf an“, antwortet der Golem. „In dieser Welt gibt es dich. Aber diese Welt gibt es nicht wirklich. Sie ist nur eine Simulation in einem Computer, der irgendwo in der Kugelwelt steht.“
„Was ist das, ein Komjuta?“, fragt Kaus.
„Das hat Asimov doch schon erklärt“, weist ihn Hakun zurecht. „Das ist eine Maschine, die ganz toll rechnen kann. Nicht nur eins plus eins, sondern sogar drei mal sieben und noch kompliziertere Sachen. Höhere Mathematik nennt man das.“
„Und die Kugelwelt?“, fragt Olum. „Ist das auch eine Simbulision?“
„Es heißt Simulation“, erklärt der Golem geduldig. „Nein, die Kugelwelt ist keine Simulation. Aber sie existiert auch nicht wirklich. Sie ist nur eine ausgedachte Geschichte.“
„Aha“, sagt Olum. „Und wer hat sich die ausgedacht, diese Geschichte?“
„Darüber liegen mir aktuell keine Informationen vor“, antwortet Asimov.
„Und der, der sich die Geschichte ausgedacht hat, gibt es den wenigstens wirklich?“, fragt der Fischer.
„Möglich wäre es“, meint Asimov. „Vielleicht aber auch nicht. Es könnte sein, dass auch seine Welt nur eine Simulation ist.“
„Das heißt, es gibt mich gar nicht wirklich?“, fragt Olum.
„Das kommt drauf an“, erklärt Asimov seelenruhig. „In dieser Welt gibt es dich. Aber diese Welt ...“
„Entschuldigung, wenn ich unterbreche“, schaltet sich Primo ein. „Aber ich hätte eine Frage.“
„Primo, du kommst gerade richtig“, sagt Asimov. „Wir waren hier in einer Endlosschleife gefangen. Seit du angeblich in der Kugelwelt warst, diskutieren hier alle nur noch darüber, was wirklich ist und was nicht. Ich fange schon selbst an, an meiner Existenz zu zweifeln.“
„Ich war nicht angeblich in der Kugelwelt, sondern wirklich“, erklärt Primo.
„Falls es dich überhaupt gibt“, wendet Olum ein.
„Klar gibt es mich“, behauptet Primo.
„Also, gibt es ihn nun, oder gibt es ihn nicht?“, fragt Olum.
„Das kommt darauf an“, erklärt Asimov. „In dieser Welt gibt es ihn. Aber diese Welt ...“
„Schluss damit!“, ruft Primo. „Ist doch egal, ob es mich gibt oder nicht. Ich will bloß wissen, wo Ruuna ist.“
„Ruuna?“, fragt Olum. „Gibt es die überhaupt wirklich?“
„Und ob es sie gibt!“, sagt Hakun. „Weißt du nicht mehr, wie dieser Riesenschleim das Dorf angegriffen hat? Wo hätte der herkommen sollen, wenn nicht Ruuna wieder irgendwelchen Unsinn gehext hätte?“
„Hm, stimmt“, gibt Olum zu. „Ich bin nicht sicher, ob es mich gibt, aber Hexen gibt es auf jeden Fall.“
„Das muss ich leider bestätigen“, stimmt auch Asimov zu. „Ohne den Zaubertrank, den mir Ruuna damals an den Kopf geworfen hat, könnte ich jetzt nicht hier stehen und mit euch sinnlose Gespräche führen, die sich im Kreis drehen. Oh, Ruuna, warum hast du mir das angetan?“
„Weißt du denn, wo Ruuna ist?“, fragt Primo.
„Nein, und ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht wissen“, erwidert Asimov. „Ein Tag ohne Hexerei ist ein guter Tag, wenn ihr mich fragt.“
Willert starrt den Golem finster an. „Ruuna ist meine Freundin. Und sie hat zwar schon eine Menge Unsinn angestellt, aber auch schon oft genug das Dorf gerettet“, sagt er.
„Wenn ihr euch alle nur ein bisschen vernünftiger verhalten würdet, dann müsste dieses Dorf nicht ständig gerettet werden“, kontert Asimov. „Und Ruuna ist mit Abstand die unvernünftigste Person in der ganzen Gegend. Da kann selbst Primo nicht mithalten.“
„He, Moment mal!“, protestiert Primo.
Doch ehe er dem Golem erklären kann, dass er so gut wie nie unvernünftig ist, zieht