Wolfram Von Eschenbach

Parzival


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stolze und die klare:

      Die lachte weder laut noch leis,

      Bis der kam, der den höchsten Preis

      15Erworben oder sollt erwerben;

      Lieber wollte sie ersterben.

      Alles Lachens blieb sie frei;

      Doch als der Knappe ritt vorbei,

      Da erlacht ihr minniglicher Mund:

      20Dafür ward ihr der Rücken wund.

      Da faßte Kei der Seneschant

      Frau Kunnewaren de Lalant

      Bei ihrem lockigen Haar.

      Ihre langen Zöpfe klar

      25Wand er sich um seine Hand:

      Er spängte sie ohne Spängelband.

      Ihrem Rücken ward kein Eid gestabt;

      Doch ward ein Stab so dran gehabt,

      Bis sein Sausen ganz verklang,

      Daß es Kleid und Haut durchdrang.

      [152]So sprach der Unweise:

      »Ihr habt nun euerm Preise

      Mit Schmach den Abschied gegeben:

      Ich fing ihn im Vorüberschweben

      5Und will ihn wieder in euch schmieden,

      Daß ihrs empfindet in den Glieden.

      Mich dünkt, dem König Artus wär

      Zu Haus und Hofe schon bisher

      Geritten mancher werthe Mann;

      10Doch ihr lachtet ihn nicht an,

      Und lacht um jenen Mann so laut,

      Der Rittersitte nie geschaut.«

      Was auch im Zorn geschehen mag,

      Das Reich hätt ihm doch keinen Schlag

      15Zuerkannt auf diese Magd,

      Die sehr von Freunden ward beklagt.

      Dürfte sie den Schildrand tragen,

      Sein Unfug würd ihm heim geschlagen.

      Ihr fürstlich Blut ist recht und rein:

      20Orilus und Lähelein,

      Ihre Brüder, hättens die gesehn,

      Mancher Schlag wär nicht geschehn.

      Der verschwiegne Antanor,55

      Der um sein Schweigen daucht ein Thor,

      25An gleichen Schicksalsfäden

      Hing ihr Lachen und sein Reden:

      Er wollte nie ein Wörtlein sagen,

      Bis sie gelacht, die Kei geschlagen.

      Als ihr Lachen nun geschah,

      Sein Mund sprach zu Keien da:

      [153]»Gott weiß, Herr Seneschant,

      Daß Kunneware de Laland

      Um den Knappen ward misshandelt,

      Freud in Leid wird euch verwandelt

      5Noch dafür von seiner Hand,

      Wenn erst sich Zeit und Stunde fand.«

      »Da euer erstes Wort mir dräut,

      So sorg ich, daß es euch nicht freut.«

      Zermürbt ward ihm der Braten,

      10Zugeflüstert und gerathen

      Viel dem sinnbegabten Thoren

      Mit Faustschlägen um die Ohren.

      Das that Herr Keie vor dem Saal,

      Daß der junge Parzival

      15Die Beschimpfung mochte schauen

      Antanors wie der Frauen.

      Leid war ihm herzlich ihre Noth;

      Er griff wohl oft zum Gabilot:

      Vor der Königin war solcher Drang,

      20Daß er es darum nicht schwang.

      Urlaub nahm da Iwanet

      Vom Fils dü Roi Gachmuret.

      Alleine hub sich Der sodann

      Hinaus zu Ithern auf den Plan.

      25Dem bracht er dort die Märe,

      Daß in Nantes Niemand wäre,

      Der Lust mit ihm zu streiten habe.

      »Mich gewährte Artus einer Gabe.

      Ich sagt' ihm, wie dein Auftrag war,

      Daß es dein Wille ganz und gar

      [154]Nicht war, die Köngin zu begießen:

      Dich werde Unfug stäts verdrießen.

      Sie gelüstet nicht des Streites.

      Das Ross gieb, drauf du reitest,

      5Und deine Rüstung allzumal:

      Ich empfing sie auf dem Saal,

      Weil ich drin Ritter werden muß.

      Versagt sei dir mein Gruß,

      Wenn du mir es ungern giebst:

      10Nun gieb mir, wenn du Klugheit liebst.«

      Der König von Kukumerland

      Sprach: »Hat dir Artusens Hand

      Meine Rüstung gegeben?

      Er gäbe dir mein Leben,

      15Könntest du mirs abgewinnen:

      So kann er Freunde minnen.

      War er dir schon früher hold?

      Dein Dienst erwarb so schnell den Sold.«

      »Ich mag erwerben was ich will.

      20Wohl ist es wahr, er gab mir viel.

      Gieb her und laß dein Landrecht:56

      Ich will nicht länger sein ein Knecht,

      Ich soll nun Schildesamt bekommen.«

      Schon hatt er ihn beim Zaum genommen:

      25»Am Ende bist du Lähelein,

      Von dem mir klagt die Mutter mein.«

      Der Ritter wandte seinen Schaft

      Und stieß den Knappen so mit Kraft,

      Daß er mit seinem armen Ross

      Nieder auf die Blumen schoß.

      [155]Ihn schlug der Zornerhitzte,

      Daß ihm vom Schafte spritzte

      Aus der Haut sein rothes Blut.

      Parzival der Knappe gut

      5Stand hier zornig auf dem Feld.

      Sein Gabilot ergriff der Held:

      Wo der Helm und das Visier

      Sich scheiden ob dem Härsenier,57

      Traf ihn durchs Aug das Gabilot

      10Und durch den Nacken, daß er todt

      Hinfiel, der Falschheit Gegensatz.

      Seufzern, Klagen machte Platz

      Ithers Tod von Gahevieß,

      Der Frauen naße Augen ließ.

      15Die seine Minne je empfand,

      Der war die Freude fern gebannt,

      Der