Wolfram Von Eschenbach

Parzival


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in der Trauer Schmerz.

      Parzival war noch so dumm,

      20Er kehrt' ihn hin und wieder um,

      Ihm die Rüstung abzustreifen;

      Doch konnt ers nicht begreifen.

      Das Helmband und manch Schinnelier58

      Mit seinen blanken Händen zier

      25Wust er nicht auszustricken,

      Noch sonst herab zu zwicken;

      Jedoch versucht ers oft genug,

      Der weder weise war noch klug.

      Das Streitross und das Pferdelein

      Huben an zu wiehern und zu schrein.

      [156]Da vernimmt es Iwanet,

      Der vor der Stadt am Graben steht,

      Vetter und Knapp der Königin:

      Da er hörte, wie die Pferde schrien,

      5Und da er Niemand drauf ersah,

      Der Liebe Willen that ers da,

      Die er zu Parzivalen trug,

      Daß zu ihm lief der Knappe klug.

      Da fand er Itheren todt

      10Und Parzival in Dümmlingsnoth;

      Wie bald er ihm zu Hülfe sprang!

      Da sagt' er Parzivalen Dank,

      Daß den Preis erworben seine Hand

      An dem von Kukumerland.

      15»Gott lohns. Doch rathe was ich thu.

      Ich kann hier gar nicht recht dazu:

      Wie brings ich von ihm und an mich?«

      »Sei nur getrost, ich lehr es dich,«

      Sprach der stolze Iwanet

      20Zum Fils dü Roi Gachmuret.

      Entwappnet ward der todte Mann

      Da vor Nantes auf dem Plan,

      Das Kleid dem Sieger angelegt,

      Der noch der Einfalt Zeichen trägt.

      25Iwanet sprach: »Die Ribbalein

      Dürfen nicht unterm Eisen sein:

      Du sollst nun tragen Ritterskleid.«

      Das Wort war Parzivalen leid.

      Da begann der gute Knab:

      »Was mir meine Mutter gab,

      [157]Das soll nicht von mir kommen,

      Mag es schaden oder frommen.«

      Das dauchte wunderlich genug

      Iwaneten (der war klug);

      5Dennoch folgt' er ihm getrost,

      Und war ihm nicht darum erbost.

      Er schuht' ihm über die Ribbalein

      Zwei Eisenhosen licht von Schein;

      Mit edeln Borten ohne Leder

      10(Sie gehörten zu jedweder)

      Fügt' er ihm Sporen goldesroth.

      Eh er ihm den Halsberg bot,

      Band er ihm um manch Schinnelier.

      Nicht lange mehr, so sah man hier

      15Von Haupt zu Fuß in blankem Stahl

      Den ungeduldgen Parzival.

      Gern hätt der Knappe wohlgethan

      Seinen Köcher umgethan.

      »Ich reiche dir kein Gabilot,

      20Weil dieß die Ritterschaft verbot,«

      Sprach Iwanet der Knappe werth;

      Er schnallt' ihm um ein scharfes Schwert:

      Das lehrt' er ihn vom Leder ziehn

      Und widerrieth ihm zages Fliehn.

      25Näher zog er dann heran

      Des todten Mannes Kastilian;

      Es war von Beinen hoch und lang.

      Der gewappnet in den Sattel sprang,

      Stegreife braucht' er nicht,

      Von dessen Raschheit man noch spricht.

      [158]Noch ließ Iwanet nicht nach,

      Er lehrt' ihn unter Schildesdach

      Nach Kunstgebrauch gebahren

      Und des Feindes Brust nicht sparen.

      5Er gab ihm in die Hand den Sper.

      Darnach verlangte den nicht sehr;

      Doch fragt' er: »Wozu soll das frommen?«

      »Die gegen dich tjostierend kommen,

      Auf die sollst du ihn brechen,

      10Durch ihren Schild verstechen.

      Wer das recht zu treiben weiß,

      Der hat vor den Frauen Preis.«

      Die Aventüre giebt Bericht,

      Nicht zu Köln noch Mastricht

      15Könnt ihn ein Maler schöner malen,

      Als man ihn sah vom Pferde stralen.

      Zu Iwaneten hub er an:

      »Lieber Freund und Kumpan,

      Ich hab erworben, was ich bat:

      20Meinen Dienst nun magst du in der Stadt

      Dem König Artus sagen

      Und ihm meine Schande klagen.

      Bring ihm zurück den Goldnapf hier.

      Ein Ritter brach die Zucht an mir,

      25Daß er die Jungfrau schlug so sehr,

      Die mein gelacht von Ohngefähr.

      Mir liegt ihr Jammer stäts im Sinn,

      Es rührt mein Herz nicht obenhin:

      Wohl muß inmitten drinne sein

      Der Jungfrau unverdiente Pein.

      [159]Nun thus, weil wir uns gerne sehn,

      Und laß den Schimpf dir nahe gehn.

      Gott hüte dein; ich will nun fahren:

      Der mag uns Beide wohl bewahren.«

      5Jämmerlich da liegen ließ

      Der Held Ithern von Gahevieß.

      Der war im Tod noch minniglich,

      Im Leben lebt' er seliglich.

      Hätt ihn getödtet Ritterschaft,

      10Ein Sperstoß ihn dahingerafft,

      Wer klagte dann so seltne Noth?

      Er starb von einem Gabilot.

      Viel lichte Blumen ihm zum Dach

      Iwanet darnieder brach.

      15Er stieß des Gabilotes Stiel

      In die Erde, wo er fiel;

      Dann in Kreuzesform ein Holz

      Stach der sinnge Knappe stolz

      Durch des Gabilotes Schneide.

      20Daß er dieß auch nicht vermeide,

      Er macht' es in der Stadt bekannt,

      Wo manche Frau verzagend stand,

      Und