Wolfram Von Eschenbach

Parzival


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ein junger Mann geehrt.

      Gebt keinem Wankelmuth euch hin:

      Das ist rechter Mannessinn.

      Wenn ihr sie thören wollt mit Lügen,

      Wohl mögt ihr ihrer viel betrügen:

      15Lohnt treuer Minne falsche List,

      Das bringt euch Lob gar kurze Frist.

      Da wird des Schleichers Klage

      Das dürre Holz im Hage,

      Denn es knistert und kracht,

      20Daß der Wächter erwacht.

      Strauchweg und verbotner Schlich

      Führen übeln Streit mit sich.

      Dieß meßet gegen wahre Minne.

      Die werthe hat auch kluge Sinne

      25Wider Falschheit und Betrug.

      Haßte sie euch je mit Fug,

      So müstet ihr geschändet sein

      Und immer dulden Scham und Pein.

      »Dieß sollt ihr nah dem Herzen tragen:

      Ich will euch mehr von Frauen sagen.

      [173]Mann und Weib, die sind geeint

      Wie die Sonne, die heut scheint,

      Und der heut genannte Tag,

      Die beide Niemand scheiden mag.

      5Sie blühn hervor aus Einem Kern:

      Das merket und erwäget gern.«

      Dem Wirthe dankt' er für das Wort.

      Der Mutter schwieg er hinfort

      Mit Reden, doch im Herzen nicht;

      10Das ist getreuen Mannes Pflicht.

      Der Wirth sprach, was ihm Ehre schuf:

      »Lernt auch Kunst, euch ists Beruf,

      An ritterlichen Sitten.

      Wie kamt ihr her geritten!

      15Glaubt mir, ich sah schon manche Wand,

      Wo der Schild an seinem Band

      Beßer hing als euch am Hals.

      Es ist wohl Zeit noch allenfalls:

      Laßt uns hinaus zu Felde,

      20Daß ich von Kunst euch melde.

      Bringt sein Ross und mir das meine

      Und jedem Ritter das seine.

      Auch sollen Junker mit zuhand:

      Ein jeder führ' an seiner Hand

      25Einen starken Schaft und neu durchaus;

      Den bring er uns aufs Feld hinaus.«

      So kam der Fürst auf den Plan:

      Da ward mit Reiten Kunst gethan.

      Er unterwies seinen Gast

      Wie er das Ross in voller Hast

      [174]Mit des Sporengrußes Pein,

      Bei fliegender Schenkel Schein

      Auf den Gegner sollte schwenken,

      Den Schaft gehörig senken

      5Und den Schild tjostierend vor sich halten:

      »So müßt ihr Schildesamt verwalten.«

      So trieb er Ungeschick ihm aus,

      Wie ein schwankes Reis im Saus

      Unartgen Kindern gerbt das Fell.

      10Dann ließ er kommen Ritter schnell,

      Daß er mit ihnen tiostierte.

      Seinen Gast er selber führte

      Ihnen entgegen in den Ring.

      Da brachte dieser Jüngling

      15Seinen ersten Tjost durch einen Schild,

      Daß es wohl für ein Wunder gilt,

      Und daß er hinters Ross verschwang

      Einen starken Ritter groß und lang.

      Ein andrer Gegner war gekommen.

      20Da hatt auch Parzival genommen

      Einen starken neuen Schaft.

      Seiner Jugend blühte Muth und Kraft.

      Den jungen süßen sonder Bart

      Lehrte Gachmuretens Art

      25Und angeborne Mannheit:

      Das Ross ersprengt' er wohl zum Streit

      In gestrecktem Laufe, wie man soll,

      Und zielt' auf die vier Nägel60 wohl:

      Des Wirthes Ritter hielt nicht Bügel,

      So daß er fallend maß den Hügel.

      [175]Viel kleiner Stücklein wohl zerschellt

      Von Splittern sah man auf dem Feld.

      Also stach er fünfe nieder.

      Da nahm der Wirth ihn zu sich wieder;

      5Erhalten hatt er hier den Preis;

      Er ward im Streit noch klug und weis.

      Die sein Reiten hier gesehn,

      Die Kundgen musten all gestehn,

      Es wohne Kunst und Kraft ihm bei.

      10»Mein Herr wird seines Jammers frei.

      Nun verjüngt sich wohl sein Leben.

      Er soll zum Weib ihm geben

      Seine Tochter, unsre Frauen.

      Ist er klug, ihr sollt es schauen,

      15So lischt ihm seines Kummers Noth.

      Für der dreien Söhne Tod

      Ritt ihm nun Ersatz ins Haus:

      Nun endlich blieb sein Heil nicht aus.«

      So kam der Fürst am Abend heim:

      20Gedeckt die Tafel muste sein.

      Seine Tochter ließ er kommen

      Zu Tisch, so hab ich es vernommen.

      Da das Mägdlein kam heran,

      Nun höret wie der Wirth begann

      25Zu der schönen Liaßen:

      »Du sollst dich küssen laßen

      Diesen Ritter, biet ihm Ehre;

      Ihn beräth des Heiles Lehre.

      Euch aber macht ichs zum Beding,

      Daß ihr der Magd den Fingerring

      [176]Ließet, wenn sie einen hätte;

      Sie hat ihn nicht, noch Spang und Kette.

      Wer schenkt' ihr einen Fürspann

      Wie der Frauen dort im Tann?

      5Die hatte Einen, der ihr gab,

      Was ihr der Schönen nahmet ab.

      Liaßen könnt ihr wenig nehmen!«

      Der Gast begann sich des zu schämen;

      Er küsste sie doch auf den Mund:

      10Dem war wohl Feuerfarbe kund.

      Liaße war gar minniglich,

      Voll wahrer Keusche sicherlich.

      Der Tisch war nieder und lang;

      Man