war die Weite zu enge,
Und auch die Breite gar zu schmal,
20Alle Grüne daucht ihn fahl,
Sein rother Harnisch daucht ihn blant:
So thät sein Herz den Augen Zwang.
Seit er der Einfalt ledig ward,
Da wollt ihn Gachmuretens Art
25Sehnens nicht erlaßen
Nach der schönen Liaßen,
Dieser tugendreichen Maid,
Die ihm mit Geselligkeit
Ehre geboten ohne Minne.
Wohin sein Ross zu laufen sinne,
[180]Er kann den Zügel nicht gehaben
Vor Leid, mags springen oder traben.
Kreuzen und umhegter Flur,
Tiefer Wagengleise Spur
5Blieb sein Waldweg ungesellt:
Er ritt auf ungebahntem Feld,
Wo wenig Wegerich stand.
Ihm war nicht Berg noch Thal bekannt.
Man hört den Spruch in Weit und Breite:
10Wer irre geh oder reite,
Da wohl den Schlegel find er.
Schlegel fänd ein Blinder
In solchem Wald nicht selten,
Wenn für Schlegel Knorren gelten.62
15Dennoch ritt er wenig um.
Auf geradem Weg, nicht krumm,
Kam er des Tages von Graharz
In das Königreich Brobarz
Durch das Gebirge wild und hoch.
20Da schon der Tag zum Abend bog,
Kam er an ein Waßer schnell
Und von Geplätscher laut und hell:
Die Felsen schickten es einander.
Er ritt daran herab. Da fand er
25Die Stadt zu Pelrapäre,
Die König Tampentäre
Vererbt hatte seinem Kind,
Bei der viel Leute traurig sind.
Schnell fuhr das Waßer wie ein Bolz,
Der wohlgeschnitten ist von Holz,
[181]Wenn ihn gespannter Sehne Drang
Gefiedert von der Armbrust schwang.
Eine Brücke drüber hing,
An die einst mancher Holzstoß ging;
5Darunter floß der Strom ins Meer.
Pelrapär stand wohl zur Wehr.
Wie Kinder schaukelnd sich vergnügen,
Die sich auf Schaukeln dürfen wiegen,
So fuhr die Brück hinauf, hinunter;
10Vor Jugend war sie nicht so munter.
Auf jener Seite stunden,
Die Helme aufgebunden,
Dreißig Ritter oder mehr.
Sie riefen: »Wags und komm hieher!«
15Mit aufgehobnen Schwerten
Die Schwachen Kampf begehrten.
Sie wähnten, es wär Klamide,
Den sie oft gesehen eh,
Als so königlich der Held
20Zur Brücke ritt auf breitem Feld.
Da sie so den jungen Mann
Mit lauten Stimmen riefen an,
Ob der dem Ross die Sporen gab,
Die Brücke scheut aus Furcht sein Trab.
25Den Verzagtheit immer floh,
Der sprang herab und führte so
Sein Ross hin auf die Brücke schwank.
Eines Zagen Muth wär allzukrank,
Um in solche Fahr zu gehn;
Auch galt es wohl sich vorzusehn:
[182]Er fürchtete des Rosses Fall.
Nun schwieg auch jenseits der Schall.
Die Ritter trugen wieder ein
Helm und Schild, der Schwerter Schein;
5Auch verschloßen sie ihr Thor
Besorgt, es zög ein Heer davor.
So zog hinüber unser Held
Und kam geritten an ein Feld,
Wo Mancher seinen Tod erkor,
10Der um Ruhm den Leib verlor,
Vor der Pforte bei dem Saal,
Der hoch und prächtig war zumal.
Einen Ring er an der Pforte fand,
Den rührt' er kräftig mit der Hand.
15Seines Rufens nahm doch Niemand wahr
Als eine Jungfrau schön und klar:
Aus einem Fenster sah die Magd
Den Ritter halten unverzagt.
Da sprach das züchtge Mägdlein gut:
20»Seid ihr mit feindlichem Muth
Gekommen, Herr, des ist nicht Noth,
Da uns Haß genug schon bot
Ohne euch zu Land und Meer
Ein ergrimmtes starkes Heer.«
25Da sprach er: »Frau, hier hält ein Mann,
Der euch dient, wofern er kann.
Euer Gruß nur sei mein Sold;
Ich bin euch dienstbereit und hold.«
Da ging die Magd mit klugem Sinn
Hin vor ihre Königin
[183]Und schuf, daß sie ihn ließen ein,
Der ihnen wandte hohe Pein.
So war er eingelaßen.
Rechts und links der Straßen
5Stand das Volk in dichter Schar,
Das zur Wehr gekommen war:
Schleudrer und Fußsoldaten,
Die in langem Zuge nahten,
Wurfschützen auch in großer Zahl.
10Bei ihnen sah er zumal
Viel verwegener Sarjande,
Der Besten aus dem Lande,
Mit langen starken Lanzen,
Geschliffenen und ganzen.
15Da war auch, hat mir kund gethan
Die Märe, mancher Kaufmann
Mit Aexten und mit Gabilot,
Wie ihre Herrin gebot.
Das Volk war schlaff und schmächtig all.
20Der Königstochter Marschall
Führt' ihn durch die dichte Schar
Auf den Hof, was mühsam war.
Der war zur Wehr berathen:
Thürm über Kemenaten,
25Wichhäuser,