15Da erhob sich auch der junge Mann.
Der Königstochter Kappelan
Sang Gott und seiner Frauen.
Da durft ihr Gast sie schauen,
Bis gegeben ward der Segen.
20Nach seiner Rüstung frug der Degen:
Darin er bald gewappnet stund.
Wohl that er Ritterstärke kund
Mit rechter mannlicher Wehr.
Da kam Klamides Heer
25Mit manchem Banner gezogen.
Kingron war voran geflogen
All dem übrigen Heer
Auf einem Ross von Iserterre;
So hab ich vernommen.
Vors Thor war auch gekommen
[197]Fils dü Roi Gachmuret;
Mit ihm der Bürger Gebet.
Dieß war sein erster Ritterstreit.
Er nahm den Anlauf wohl so weit,
5Daß von seiner Tjoste Stoß
Beide Rosse wurden gürtellos.
Die Riemen brachen, nicht die Flechsen;
Die Rosse saßen auf den Hächsen.
Da durften, die darauf geseßen,
10Ihrer Schwerter nicht vergeßen;
In den Scheiden wurden die gefunden.
Kingron trug schon Wunden
Durch den Arm und in der Brust.
Gelehrt hatt ihn die Tjost Verlust
15Alles Preises, des er durfte pflegen,
Bis seine Hoffahrt schwand vor diesem Degen.
Hoch pries man seine Streitergaben:
Sechs sollt er abgeworfen haben,
Die zu ihm ritten auf ein Feld;
20Doch so bezahlt' ihn unser Held
Mit seiner kraftreichen Hand,
Daß Kingron dem Seneschant
Zu Muthe ward in seinem Sinn,
Als ob ein Schleuderwerkzeug ihn
25Mit schweren Würfen erreichte.
Ein andrer Streit wars, der ihn neigte:
Ein Schwert ihm durch den Helm erklang.
Parzival ihn niederzwang;
Er setzt' ihm auf die Brust ein Knie:
Da bot er ihm, was er noch nie
[198]Einem Mann geboten, Sicherheit.
Die wollte nicht sein Herr im Streit:
Er gebot, daß er Fianze
Brächte Gurnemanze.
5»Nein, Herr, gieb lieber mir zum Lohn
Den Tod. Ich schlug ihm seinen Sohn,
Schenteflurn nahm ich das Leben.
Viele Ehre hat dir Gott gegeben,
Wenn man künftig sagt von dir,
10Wie du Kraft erwiesen hast an mir.
Da du mich hast bezwungen,
So ist dir wohl gelungen.«
Da sprach der junge Parzival:
»Ich will dir laßen andre Wahl:
15Bring der Köngin Sicherheit,
Der dein Herr so großes Leid
Hat gethan in seinem Zorn.«
»So wär ich sicherlich verlorn:
Mit Schwertern schnitten sie mich klein
20Den Stäubchen gleich im Sonnenschein:
Solch Herzeleid hab ich gethan
Da drinnen manchem kühnen Mann.«
»So bringe denn von diesem Plan
Mit dir in das Land Bretan
25Deine ritterliche Sicherheit
Einer Magd, die meinethalben Leid
Erlitt, das sie nicht hätt erlitten,
Wenn Kei bescheiden war von Sitten.
Sag ihr, was mir geschehe,
Daß sie mich nicht fröhlich sehe,
[199]Bis ich ihm den Schild durchsteche
Und ihre Unbill räche.
Artus und seinem Ehgemahl
Melde meinen Dienst zumal
5Und der ganzen Tafelrunde:
Nicht käm ich vor der Stunde,
Da ich der Schmach mich entschlage,
Die ich gesellig trage
Mit Jener, die mir Lachen bot;
10Sie kam dadurch in große Noth.
Sag ihr, ich sei ihr Dienstmann,
Mit Dienst ihr dienstlich unterthan.«
Der Andre sprach zu Allem ja;
Die Helden man sich scheiden sah.
15Zu Fuß kam heimgegangen,
Da sein Ross war gefangen,
Der Bürger Trost im Streite,
Die er bald ganz befreite.
Muthlos war das äußre Heer,
20Weil Kingron trotz seiner Wehr
So gekommen war zu Fall.
Die Innern führten Parzival
Zu ihrer jungen Königin.
Die empfing umarmend ihn:
25Sie drückt ihn fest sich an den Leib
Und sprach: »Ich werde nimmer Weib
Eines Mannes auf der Welt,
Als den mein Arm umfangen hält.«
Sie half, daß er entwappnet ward:
Ihr Dienst blieb nicht dabei gespart.
[200]Nach seiner großen Arbeit
War wenig Labung bereit.
Ihm war so hold die Bürgerschaft,
Sie schwor ihm Treu aus Herzenskraft,
5Er müß ihr Herr und König sein.
Die Köngin willigte darein
Ihn zum Amis zu haben,
Da er so hohe Gaben
An Kingron bewiesen.
10Zwei braune Segel fließen
Sah man von der Mauer Thurm.
Die verschlug in ihren Hafen Sturm.
Um der Kiele Ladung stand es so,
Daß all die Bürger wurden froh:
15Sie führten nichts als Speise;
So fügt' es Gott der weise.
Sie stoben von den Zinnen
Die Beute zu gewinnen
Den Kielen zu, ein hungrig Heer.
20Am Fleische trugen sie nicht schwer:
Wie