Wolfram Von Eschenbach

Parzival


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ihr Armen.« –

      »Nein, sparet das Erbarmen,«

      Sprachen die gefangnen Helden:

      »Sie haben Speise, laßt euch melden,

      Lägt ihr hier noch ein volles Jahr,

      10Für sich und euch genug fürwahr.

      Die Köngin hat den schönsten Mann,

      Der jemals Schildesamt gewann.

      Er ist gewiss von hoher Art,

      Der aller Ritter Ehre wahrt.«

      15Da dieß erhörte Klamide,

      Da that ihm erst sein Kummer weh.

      Da schickt' er Boten in die Stadt

      Und ließ entbieten: »Wen sich hat

      Die Königin zum Mann genommen,

      20Wagt es der zum Kampf zu kommen,

      Und hat sie ihn dafür erkannt,

      Daß er sie selber und ihr Land

      Mir im Kampfe dürfe wehren,

      So biet ich Frieden beiden Heeren.«

      25Als das Parzival vernahm,

      Und ihm solche Botschaft kam,

      Daß ein Zweikampf sollt entscheiden,

      Der Unverzagte sprach mit Freuden:

      »Meine Treue steh zu Pfand:

      Im innern Heer rührt keine Hand

      [210]Sich um meinethalben mehr.«

      Zwischen dem Graben und dem äußern Heer

      Ward geschloßen dieser Friede.

      Da bewehrten sich die Kampfesschmiede.

      5Da bestieg der König von Brandigan

      Ein gewappnet Kastilian,

      Das hieß mit Namen Guverjorz;

      Von seinem Neffen Grigorz,

      Dem König von Ipotente,

      10Mit manchem reichen Präsente

      Hatt es erhalten Klamide

      Von Norden übern Uckersee.

      Ihm bracht es Graf Narant daher

      Und tausend Söldner in der Wehr;

      15Nur den Schild nehm ich aus.

      Ihnen war die Löhnung auch voraus

      Gesichert bis ins vierte Jahr,

      Spricht die Aventüre wahr.

      Grigorz ihm sandte Ritter klug,

      20Fünfhundert: jeglicher trug

      Den Helm aufs Haupt gebunden,

      Die im Kampfe furchtlos stunden.

      Da hatte Klamides Heer

      Pelrapär zu Land und Meer

      25So umseßen und umlegen,

      Die Bürger musten Kummer hegen.

      Hinaus ritt Parzival der Held

      Auf das entscheidende Feld,

      Wo Gott bezeigen sollte,

      Ob er ihm laßen wollte

      [211]Das Kind des Königs Tampentär.

      Stolzlich fuhr er einher,

      Eh aus dem Galopp entschloß

      Zum vollsten Rennen sich das Ross.

      5Gewappnet wars für alle Noth;

      Von Sammet eine Decke roth

      Auf der eisernen lag.

      An sich selber zeigt' er diesen Tag

      Rothen Schild und rothes Kleid.

      10Klamide begann den Streit.

      Einen kurzen unbeschabten Sper

      Bracht er zur Tiost daher,

      Und nahm damit den Anlauf lang.

      Guverjorz gewaltig sprang.

      15Wohl getiostieret ward

      Von den beiden jungen ohne Bart

      Und sonder Falieren.

      Von Leuten noch von Thieren

      Geschah wohl nie so harter Kampf;

      20Von den müden Rossen stieg der Dampf.

      Sie hatten so gefochten,

      Daß die Rosse nicht mehr mochten:

      Die stürzten von der Arbeit,

      Zumal, nicht zu verschiedner Zeit.

      25Da begannen beide mit Behagen

      Den Helmen Feuer zu entschlagen;

      Sie durften sich nicht lange ruhn:

      Hier war vollauf für sie zu thun.

      Die Schilde splitterten so sehr,

      Als ob mit Federbällen wer

      [212]Spielend würfe in den Wind.

      Doch spürte Gachmuretens Kind

      Müdigkeit an keinem Gliede.

      Da wähnte Klamide, der Friede

      5Würd ihm gebrochen von der Stadt.

      Seinen Kampfgenoßen bat

      Der Held, daß er sich selber ehrte

      Und den Mangenwürfen wehrte:

      Denn Schläge gingen auf ihn schwer,

      10Wie ein Mangenstein gewesen wär.

      Ihm ward von Parzival entgegnet:

      »Nicht Steine sind es, was hier regnet,

      Dafür ist meine Treue Pfand.

      Gäbe dir Frieden meine Hand,

      15Dir bräche nicht der Mangen Schwenkel

      Haupt und Brust, dazu den Schenkel.«

      Klamiden zwang Müdigkeit;

      Die kam ihm noch zur Unzeit.

      Wer Sieg verloren, Sieg gewonnen,

      20Das bringt der Kampf nun an die Sonnen.

      Doch brachte Niederlage

      Hier Klamide in Klage.

      Zu Boden lag er gezückt,

      Von Parzivals Hand gedrückt,

      25Daß Blut ihm schoß aus Ohr und Nasen;

      Das färbte roth den grünen Rasen.

      Das Haupt entblößt' ihm Jener hier

      Vom Helm und von dem Härsenier.

      Entgegen sah dem Todesschlag

      Der bezwungne Mann. Der Sieger sprach:

      [213]»Nun bleibt mein Weib wohl von dir frei:

      Lerne jetzt was Sterben sei.«

      »Nicht doch, kühner Degen werth.

      Dir ist jetzo gemehrt

      5Der Preis schon dreißigfaltig,

      Da du meiner bist gewaltig

      Wie kann der Ruhm dich höher tragen?

      Nun mag Kondwiramur wohl sagen,

      Daß ich der Unselge bin,

      10Und du erwarbst des Glücks Gewinn.

      Du