Anita B.

Zwischen Hoffen und Zerbrechen - Ist mein Partner ein Narzisst?


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bezahlt, zusätzlich zu allem, was ich eh schon für dich und die Firma aufbringen muss. Für jeden Blödsinn gibst du Geld aus, nichts davon besprichst du mit mir und ich bin seit Jahren dein finanzieller Backup. Ich hoffe wirklich, dass du recht behältst und die Veranstaltung bringt uns am Ende neue Kunden. Und zwar Kunden, die für Werbung auch mal zahlen.« Letzteres kann ich mir nicht verkneifen.

      John geht darauf gar nicht ein, gibt mir nur deutlich zu verstehen, dass ich meinen Ärger über Linda nicht an ihm auslassen soll und für ihn war es ein sehr wichtiger Abend.

      Endlich wieder daheim, falle ich hundemüde ins Bett. John möchte mir unbedingt noch eine Massage geben. Gleichzeitig haucht er mir ins Ohr, wie sehr er mich liebt, wie sehr er sich auf unsere gemeinsame Tochter freut, und einmal mehr, dass wir das Beste sind, was ihm passieren konnte. Ich schiebe ihn von mir weg. Zwei Minuten später höre ich ihn schlafen.

      Montagmorgen bitte ich John wegen der Goodie Bags nachzuhaken und warum in der ganzen Halle weder unsere Aufsteller noch unsere Plakate zu sehen waren. John nickt und geht nach oben ins Büro.

      Als ich vom Kindergarten zurückkomme, berichtet John ungefragt: »Dem Veranstalter tut es leid, es ist scheinbar bei der Lieferung irgendetwas schiefgegangen. Inzwischen sind die Plakate eingetroffen.« »Na toll, kriegen wir dann wenigstens die Kosten erstattet.« »Ja klar, das steht doch außer Frage. Der Typ hat sich mehrfach bei mir entschuldigt und lädt uns definitiv zur nächsten großen Show dazu. Aber weißt du was? Das war jetzt ohnehin unser Sprungbrett zur ganz großen Bühne. Die ersten VIPs sind auf uns aufmerksam geworden. Unser Link zur Secret Fashion Show wird im Netz geteilt wie wild.« Ich möchte es John glauben.

      Auch die offiziellen Bilder der Show sind inzwischen online. Wir werden bei allen Posts als Sponsor erwähnt. Die Likes klettern weiter in die Höhe. Allein in der darauffolgenden Nacht steigen unsere Follower um achthundert Fans. Aufgeregt zeige ich es John: »Schau mal, das kann doch gar nicht sein, oder?« Er grinst nur: »Hast du jemals an mir gezweifelt, Süße?« »Nein, natürlich nicht. Wie könnte ich?«, zwinkere ich sarkastisch.

      Die Kosten steigen

      Inzwischen rückt der Abgabetermin für unser nächstes Heft immer näher. Das Shooting läuft ähnlich ab wie bei der ersten Ausgabe. Wieder arbeitet die Fotografin samt Team kostenlos für John. Er möchte sie, wenn unser Heft irgendwann richtige Gewinne erzielt, entsprechend honorieren. Klingt zwar anders als sein: »Ich habe noch nie für Fotografen zahlen müssen«, aber für mich definitiv einleuchtender.

      Dieses Mal fährt die Fotografin am Tag vor dem Shooting sogar extra noch mit dem Model zum Shoppen, kauft für fünfhundert Euro ein Kleid und will es am nächsten Tag zurückbringen. Ich bin überrascht, als John mir erzählt, auch das wäre in der Branche so üblich. Die Designer sind doch happy, auf dem Titelblatt einer internationalen Zeitschrift zu erscheinen. Umso besser denke ich, ganz abgesehen davon, dass wir uns fünfhundert Euro für ein Kleid gar nicht leisten könnten.

      Heute lädt John mich mittags ins Restaurant ein. Wir sitzen am See, essen Fisch und blicken stolz zurück auf das, was wir in den letzten zweieinhalb Jahren gemeinsam erreicht haben. Ich liebe diesen Mann so sehr.

      Und dann, der Hammer! Zwei Tage später zeigt John mir stolz seinen nächsten Post:

       + + + JAMES BOND IM MAGAZIN FÜR MÄNNER! + + +Wie heißt es so schön: Wenn‘s läuft - dann läuft‘s! Nachdem wir für das Uhren-Special in unserer aktuellen Ausgabe bereits George Clooney gewinnen konnten, wird in der kommenden Ausgabe (unserer Weihnachtsausgabe, welche ab Mitte November im Zeitschriftenhandel erhältlich ist) Mr. James Bond alias Daniel Craig persönlich seine Geschenke-Tipps für Weihnachten zum Besten geben! Wir freuen uns auf #DanielCraig - #JamesBond und wer weiß, vielleicht hat er ja sein #BondGirl im Schlepptau...!?

      Wieder fällt es mir schwer zu glauben, dass irgendjemand annimmt, Daniel Craig persönlich steht uns fürs MEN’S MAGAZINE zur Verfügung. Dennoch versuche ich positiv zu klingen: »Wow! Dieses Mal also Daniel Craig als Zugpferd. Wieder über die Uhrenagentur?« »Nein, über eine Partneragentur von denen, die arbeiten sehr eng zusammen. Sie stellen mir das komplette Bildmaterial zur Verfügung. Dafür mussten sie zuvor richtig Geld hinlegen, um die Rechte zu bekommen. Und weißt du was? Beide Agenturen haben uns fürs kommende Jahr jeweils einen Auftrag über einhunderttausend Euro garantiert.« John hält kurz inne und wartet auf meine Reaktion. Ich bleibe stumm. »Zweihunderttausend Euro, Lara! Wenn es so weitergeht, haben wir ganz schnell unser eigenes Haus am See.«

      Ich kann meinen Ohren kaum trauen: »Die zahlen jeweils einhunderttausend Euro?« »Ja, über das ganze nächste Kalenderjahr verteilt. Wir werden über die Herstellung der Uhren berichten, Werbung online und im Heft anbieten und immer wieder Aushängeschilder wie George Clooney, Daniel Craig und andere Größen dieser Art präsentieren können. Zusätzlich bekommen wir von denen Uhren zum Verlosen. Super oder? Ich hoffe, dass du jetzt endlich wieder besser schlafen kannst. Und wir beide dürfen uns so langsam aber sicher auf unser Nesthäkchen vorbereiten. Endlich unsere Familie komplett haben, das ist mein Wunsch fürs neue Jahr.« Mit diesen Worten verschwindet er zufrieden grinsend nach oben ins Büro.

      Ich setze mich an den Rechner und überweise die Miete. Auch alle laufenden Rechnungen werden einmal mehr von mir abgebucht. Seit Johns Entlassung sind fünf Monate vergangen. Selbst für sein Handy zahle ich jeden Monat, ganz zu schweigen von Internet, Telefon, Strom und Auto. Als ich John darauf anspreche, dass wir aber auch jetzt schon sehr hohe Ausgaben haben, reagiert er gelassen: »Ach ja, das wollte ich dir vorhin schon erzählen, der Porsche-Händler hat heute angerufen, er hat wohl einen Käufer.« »Echt jetzt? Oh man, das wäre ja toll. Dann sind wir endlich alle Sorgen los.« John nickt bestätigend: »Das ist wahr. Nur ist der Käufer nicht aus München, von daher hat er das Auto bis jetzt nur reserviert. Er will ihn aber unbedingt, gerade wegen dem niedrigen Kilometerstand.« Ich schlucke: »Aber was heißt das dann, reserviert? Wann holt er ihn denn ab?« John rollt genervt mit den Augen: »Mach doch nicht so einen Stress. Freu dich doch, dass endlich ein Käufer da ist. Darauf haben wir schließlich die ganze Zeit gewartet. Er überweist jetzt zunächst eine Anzahlung und sobald er das nächste Mal in München ist, nimmt er das Auto mit.«

      Für den Moment überzeugt setze ich mich hin und trinke einen Cappuccino. Kopfschüttelnd über dieses ständige auf und ab, versuche ich mich über diese Nachricht zu freuen. Aber irgendwie ist es seltsam, warum gibt es mit John eigentlich immerzu diese Extreme? Mal fühle ich mich himmelhochjauchzend und freue mich so sehr, dass ich endlich meinen Traummann gefunden habe, nur um keine fünf Minuten später festzustellen, dass schon wieder ein neues Problem gelöst werden muss.

      Naja, wenigstens gibt es nun endlich einen Käufer. Mit dem Wissen, dass John dieses Auto hat, fiel es mir anfangs etwas leichter, ihn während seiner Inhaftierung auch finanziell zu unterstützen. Ich selbst nagte nicht am Hungertuch, als er mich kontaktierte. Vor den Kindern hatte ich sehr hart gearbeitet, um frühzeitig vorzusorgen. Auch wollte ich John das Leben im Gefängnis so angenehm wie möglich machen. Er bestätigte mir ohnehin ständig, wie schwer es ihm fiel, mich um Hilfe zu bitten, wo er doch von seiner eigenen Familie noch nie unterstützt worden ist.

      Oft hatten meine Mom und ich auch einfach Mitleid mit ihm. Zum Beispiel an Weihnachten, da war seine einzige Freude ein harter Stollen und ein gemeinsamer Kinofilm mit allen Gefangenen. Natürlich zahlte ich ihm da die einhundert Euro für sein Weihnachtspaket ein, genau wie an Ostern und zu seinem Geburtstag. Hinzu kamen monatlich fünfzig Euro, die er brauchte, um überhaupt über die Runden zu kommen. Na, und da ich wollte, dass er so bald wie möglich bei uns ist, also gleich nach Ablauf seiner Halbstrafe, übernahm ich schließlich noch seinen Anwalt.

      Jedenfalls besaß John vor seiner Inhaftierung einen Porsche. Auf diese Sicherheit verwies er bereits bei einem unserer ersten Treffen im Gefängnis. Warum sie ihm diesen teuren Wagen bei seiner Inhaftierung nicht weggenommen haben, erklärte er mir damals so: Der Richter hätte wohl gemerkt, dass John nur seine Firma retten wollte, und nichts dafür konnte, dass die Druckerei pleitegegangen ist. Nur deshalb ist ihm ja auch dieser enorme finanzielle Schaden entstanden, dass er die Models