Sabrina Benzing

Infinite


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dieses Bild zeichnete sich inzwischen bei allem ab, außer beim Training. Hier waren sie aber auch auf Nähe angewiesen. Selbst direkt nach ihrer Flucht hatten sie nicht so viel Abstand zwischen sich gehabt. Besonders für Rebecca und Drago tat es ihm leid, aber auch für seine Freundschaft zu ihnen, die sie wohl nicht mehr erwiderten. Traurig trat er nach draußen, langsam auf den Rand der Klippe zu. Es lag Schnee, der Winter hatte sie längst eingeholt. Der Blick auf das Dorf ließ ihn überlegen, wann das neue Jahr beginnen würde oder ob sie dies vielleicht bereits verpasst hatten. Es war Geschrei und die Kinder tobten im Schnee. Er überlegte was er in den letzten Monaten alles erlebt hatte, dabei entschied er, etwas zu ändern. Allein lief er ausnahmsweise bei Tageslicht los, sammelte Vorräte, sofern dies bei dem Schnee möglich war, während er immer weiter lief. An manchen Dörfern kam er vorbei, machte aber einen Bogen. Ihm war nicht aufgefallen wie lange er unterwegs gewesen war, bis es schließlich dämmerte. Offenbar war er durch das Training zumindest fitter geworden, vor ein paar Monaten hätte er sicherlich längst umgedreht. Doch nun stand er hier, Kilometer weit von der Hütte entfernt und hörte Stimmen. Sofort versteckte er sich hinter dicht beieinander stehenden Bäumen. Doch die Personen schienen sich zu entfernen. Gerade in dem Moment als er entschied schnellstens zurück zur Hütte zu gehen waren da Pferde zu hören. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, langsam und vorsichtig folgte er den Geräuschen, um dann wie erstarrt stehen zu bleiben. Er war geradewegs in ein Lager von Soldaten gelaufen. „Der Kommandant wird sicher zufrieden sein, wenn wir ihm berichten, dass auch dieses Dorf entkernt wurde!“, begann einer während etliche zuversichtlich nickten. „Wobei um die eine oder andere Schlampe war es echt schade, wie die so um ihr Leben gebettelt haben!“ Sie prosteten sich lachend zu. Bei diesen Worten war Aramis wie in Trance. Er folgte den Pferdespuren zurück. Wie lange er gelaufen war konnte er nicht sagen, doch das Bild, welches sich ihm am Ende der Spur zeigte ließ ihn auf die Knie sinken. Es war ein kleines Dorf, die Häuser waren niedergebrannt. Langsam kämpfte er sich auf die Füße um sich umzusehen. Sie hatten keine Ausnahmen gemacht, jeder hier war getötet worden egal ob alt ob jung ob Frau ob Mann. Überall war Blut und tote Menschen sowie Tiere. Sie hatten die Meisten geköpft. Anschließend die Köpfe aufgetürmt. Überall waren Fliegen. Ebenso suchten die ersten Vögel nach Futter. Ein paar der Pferde auf einer Koppel zappelten noch. Also bewegte Aramis unter Tränen die Finger für einen Todesfluch damit er sie erlösen konnte. So lief er einmal durch das komplette Dorf, sah sich um und rief, doch niemand antwortete oder war am Leben. Auf dem Weg langsam zurück sah er einen jungen Mann, der noch immer die Hand eines geköpften Jungen hielt. Sein eigenes Gesicht war voller Blut, doch er hatte ihn offenbar nicht allein gelassen, auch nicht im Sterben. Es war dunkel geworden, nur die letzten Reste des Feuers erhellten die Nacht. So saß er am Dorfrand während er vor sich hin starrte. „Aramis“, ruckartig drehte er den Kopf. Drago, Rebecca und Nora standen hinter ihm. „Sag mal spinnst du? Wir haben uns Sorgen gemacht!“, fauchte Rebecca doch er starrte wieder vor sich auf den Boden. Sie brauchten eine Weile bis sie wahrnahmen warum er das tat, dann liefen auch sie ein Stück weit in das Dorf. Anschließend setzten sie sich zu ihm. „Es ist wohl keiner mehr am Leben?“ Aramis beantwortete Dragos Frage mit Kopfschütteln. Die Frage, ob er dabei gewesen sei verneinte er. Ein Moment verging ehe er sie anfauchte: „Ja glaubt ihr ich hätte einfach tatenlos zugesehen?“ Vor lauter Zorn war er aufgesprungen und funkelte sie wütend an. Die Drei waren ebenfalls auf den Füßen, während Drago nach den richtigen Worten suchte schritt Nora drohend auf ihn zu. „Das kannst du dir sparen!“, begann Aramis, „ich habe keine Angst vor dir!“ Alles geschah viel zu schnell, sie griff ihn an. „Nora!“, schrie Rebecca, doch diese ignorierte die Aufforderungen sie solle Aramis in Ruhe lassen. Sie schlug nach seinem Kopf, er duckte sich weg, sie trat nach ihm, er wehrte sie ab, sie ließ nicht locker, doch er dieses Mal auch nicht. Sie war schnell und traf ihn immer wieder, bis er schließlich nicht mehr schnell genug auf den Füßen war. Sie legte ihm ein Messer an die Kehle. Sie fixierte ihn mit einem Knie auf seinem Oberkörper. Drohend zischte sie. „Das reicht jetzt!“, fauchte Drago. Doch sie reagierte nicht. Aramis schloss für einen Moment die Augen, dann passierte es innerhalb von Sekunden. Trotz dem Messer nahm er alle Kraft zusammen und setzte sich auf. „Nein!“, schrie Rebecca als Nora einen winzigen Moment zu langsam war, um samt Messer von ihm weg zu weichen. Sie saß zirka einen Meter von ihm entfernt auf dem Boden. Alle sahen ihn fassungslos an. Entschlossen wischte er sich das Blut von der Kehle. Es war kein tiefer Schnitt. Zum ersten Mal sah er Nora vollkommen ratlos, ihre Finger zitterten. Auch Drago und Rebecca waren schneeweiß. Keiner von ihnen in der Lage etwas zu sagen. Aramis schloss erneut die Augen, dachte an die Leichen der beiden Jungen, dann stand er entschlossen auf. Entschieden reichte er seine Hand Nora um ihr hoch zu helfen, doch diese schlug sie weg, stand ruckartig auf und kam erneut drohend auf ihn zu. „Verdammt Zauberer was soll das?“ „Sie hat verdammt recht!“, stimmte Drago wütend zu. Dies irritierte Nora kurz, doch dann funkelte sie Aramis weiter drohend an. „Das könnte ich euch genauso fragen!“, fauchte er. Diesmal wich Nora einen Schritt zurück. Die Reaktion blieb aus. „Los, kommt mit!“ Seiner Aufforderung folgten sie. Er führte sie zu den beiden Jungen. „Seht euch das an!“ Eine Weile musterten sie die Situation. „Ich würde für jeden von euch das Gleiche tun wie er!“ Nach diesen Worten lief er ein paar Schritte weg. „Ich bin mir sicher jeder von euch hat sich sein Leben anders vorgestellt! Aber leider können wir uns das nicht aussuchen, aber wir können entscheiden was wir nun daraus machen wollen“, wieder schwieg er einen Moment, „für mich ist mein Weg ganz klar. Ich will sowas wie das hier verhindern und werde alles dafür tun was nötig ist. Auch wenn es mich mein Leben kostet, denn ganz ehrlich es bedeutet mir nichts!“ Bei dieser Aussage sah er entschlossen auf Nora. „Ihr bedeutet mir etwas, eure Leben. Ich verstehe, wenn ihr einen anderen Weg für euch wählt, aber eines solltet ihr wissen, ich würde mich geehrt fühlen euch als meine Freunde an meiner Seite zu haben. Doch nicht so wie in den vergangenen Wochen, entweder wir gehen als wahre Freunde, denn das seid ihr für mich oder es macht keinen Sinn. Eure Entscheidung!“ Nach diesen Worten lief er davon. Er machte sich auf den Rückweg zur Hütte, er brauchte Sachen. Drago war der Erste bei ihm, er reichte ihm die Hand. „Bis zum Ende mein Freund!“, erklärte Drago. Rebecca holte sie ein, blieb jedoch auf Abstand. Schweigend liefen sie weiter. Bei der nächsten Rast räusperte sich Drago. „Ich wollte dich nicht verletzen oder enttäuschen. Dafür bist du mir zu wichtig. Mila ist eine Dämonin und unter anderen Umständen wäre sie wohl die logische Wahl, aber was ist in diesen Zeiten schon logisch.“ Ruhig wartete er ihre Reaktion ab. Einen Moment starrte sie ihn einfach nur an, dann lächelte sie. „Schön, dass du nicht mit ihr gegangen bist!“ Nun wandte sich Drago an Aramis: „Das in der Hütte“, weiter kam er nicht, denn Aramis winkte ab und meinte längst vergessen. Noch einen Moment ruhten sie sich aus, ehe sie weitergingen. Drago mit Rebecca vor ihm. Er drehte sich um, er war sich sicher, dass sie seit ihrer Rast beobachtet wurden. Endlich erreichten sie die Hütte, doch die Sonne würde bald aufgehen. Aramis entschied alles nötige zusammen zu packen, dann etwas zu schlafen und zur Dämmerung aufzubrechen. Gesagt getan. Rebecca sah wehmütig auf den vierten Rucksack, den sie trotzdem gepackt hatten. Drago nahm diesen zusätzlich mit. In einiger Entfernung sahen sie auf die Hütte zurück, dann drehten sie sich um. Zielstrebig marschierte Aramis voran. Sein Ziel war klar, das Lager der Soldaten. „Schön, dass du da bist!“, erklärte Rebecca entschlossen, nachdem Nora den Rucksack von Drago entgegen genommen hatte. So schritten die Vier weiter voran. Bei der Rast erklärte Aramis was er vorhatte. Sie würden den Soldaten folgen oder das Lager zerstören. Damit waren alle einverstanden. „Du kämpfst immer noch nicht gut genug!“, durchbrach Nora das Schweigen. „Kommt darauf an, wie du gut genug definierst“, legte Aramis nach. Sie rollte mit den Augen während sie den Kopf schüttelte. „Klar so gut wie du bin ich nicht“, begann Aramis, da fügte Drago an, „wie solltest du auch? Sie hat seit ihrer Geburt kämpfen gelernt!“ Dies führte zu irritierten Blicken von Rebecca und Aramis. Abwechselnd sahen sie die Beiden an. Noras Blick haftete auf Drago. Rebecca forderte Drago zu einer Erklärung auf. Dieser senkte kurz den Blick, ehe er begann zu erklären bei dem Angriff auf die Vampire dabei gewesen zu sein. „Du hast für die Königin gekämpft, versucht ihre Tochter zu retten. So wie du kämpfst gehörtest du sicherlich zur Elite der Königin“, endete er vorsichtig. Schlagartig stand Nora auf und verschwand. Betreten sah Drago zu Boden. Schließlich folgte Rebecca Nora, damit sie aufbrechen konnten. Nach einer Weile kamen beide Frauen zurück. Während sie durch die Nacht liefen schwiegen sie. Da waren Geräusche. In Deckung gehend lauschten