Erik Kejser

Ja, so ist das Leben, eben.


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der Zweite. Klappmesser, Liegestütze – volle Wäsch`.

      Als letztes, sechs Stadionrunden laufen, umzingelt von Topleistungssportlern.

      Ein Typ, etwas kleiner als ich, ich denke er hieß Nurmi, hängte uns alle ab, Leichtathleten, Karatekämpfer, Radrennfahrer, meine Wenigkeit.

      So belegte ich leider nur Platz zwei.

      In der Hackordnung aber eine gute Ausgangsbasis.

      Die Grundausbildung ging Gott sei Dank zu Ende. Letzte Übung, ein Nachtkommando auf die im Wald vor uns „campenden“ Wiener Kameraden. Gardesoldaten, die Elite des Militärs, für uns Nichtskönner, „Gewehrpracker“. Das erste Mal ohne Sturmgepäck, wir hatten sogar Freude daran uns wie „Rambolino“ die Kriegsbemalung anzulegen. Zwei Stunden beobachteten wir die Elitedeppen, kurz nach Mitternacht krochen wir durch ihre Schlafposten und schossen ihnen mit Sturmgewehren plus zwei MGs direkt in das Zelt.

      Ich denke die meisten sind heute noch blind.

      Da es unsere Kommandeure es den Weanern es so richtig gezeigt hatten, durften wir am letzten Tag den Truppenübungsplatz säubern, ich verzog mich in ein Gebüsch und dachte an die Nichtdabeigewesenen Wehrmachtskritiker. Sogar aus uns hatten sie innerhalb weniger Wochen, stolze Vaterlandsverteidiger gemacht. Mein Resümee, stolz auf die sportliche Leistung, aber im Ernstfall könnt´s mich zeitgerecht am Arsch lecken.

      Mein Freund Walter blieb in Wiener Neustadt, ich wollte auch, doch die Verteilerliste war bereits geschrieben. Umg´schrieben wird nichts.

      Wiener HSNS Lkw´s holten uns ab. Maria Theresienkaserne. Hier erklärt sich, weshalb die meisten das Bundesheer als verlorene Zeit betrachten. Standeskontrolle im“ grauen Jogging Anzug“. Vor mir ein Typ, ich glaub´s nicht, ein Typ mit schulterlangen Haar, mit Gummiband als Pferdeschwanz getarnt. Schwanz im Kragen des Joggers versteckt. Ansprache hält ein Major Herzog, schon damals ein ziemlich hohes Viech. Aus den hinteren Reihen, undefinierbar aber laut:“ Herr Major, sie Noaa!“ Alle haben es gehört nur der Narr nicht. Morgentraining, laufen um die Kaserne auf Kopfsteinpflaster. Nicht alle. Elitesportler im Heereseigentum erscheinen gar nicht, andere schlendern entspannt zur Kantine. Während des Laufens, erblicke ich einige Radfahrer im eleganten Werberadfahrerkostüm, die eben das Tor der Kaserne passieren. Ich habe sie nie wieder gesehen. Waren vermutlich zur „Tour de France“ unterwegs. Grüßen egal, nicht einmal einen General. Die unteren Chargen, die schon, Wachtmeister - Oberwachtmeister, da flogen die Fetzen.

      Ich saß alleine in einem Riesenbüro und meine Aufgabe war es, meinen Vizeleutnant, falls wichtig, aus dem Offizierskasino zu holen. Die Gelegenheit für eine Versetzung nach Wiener Neustadt schien mir günstig als der Neustadt-Junge, der ja nach Wien wollte, mit seinem Chef in unserer Kaserne weilte. Ich ging sofort zum „Bittraport“:“ Ich hab´ solche Troubles mit meinem Vater, könnt ich nicht zurück nach Neustadt?“ Lässiger Konter des Kommandanten: “ Brauchs´t net z´haus geh, schiabst hoit Dienst jedes Wochenende.“ Mit mir nicht: „Der andere Kamerad möchte aber nach Wien, seine Mutter soll so schwer krank sein.“ „Nau guat, mocht´s an Test, zehn Minuten Schreibmaschinenabschrift. “Ich schrieb maximal drei Sätze. Mit zehn Fehlern.

      Spieß:“ Se san da bessere.“ Mein Kamerad muss grenzdebil gewesen sein.

      Die kranke Mutter überzeugte schließlich und ich bekam eine Liste wo ich mich überall zu verabschieden hatte. Unglaublich, einen halben Tag kostete mich die Bundesheerbürokratie. Selbst beim Stabsarzt musste ich mich abmelden, der meinte: „ Nach Wiener Neustadt wollen sie zurück? Haben sie einen psychischen Schaden?“

      Kurz vor Dienstschluss rückte ich in Wiener Neustadt ein. „Melde mich zum Dienst!“ „Aha,…nehman´s ina irgend a Zimma.“ Die Flugfeldkaserne, eigentlich eine große Villa, stand fast leer. Mein Freund Walter und ich entschieden uns für ein geräumiges Zehnbettzimmer, zu Hause hatte ich kein eigens Zimmer, die erste Lebenssituationsverbesserung. Dienstzugeteilt wurde ich Vizeleutnant M., einer Südtiroler Luis Trenkerkopie mit „Bergbauernschmäh“. Der Typ war sagenhaft. Weiße kurze Haare, sonnengegerbtes Gesicht. Die Telefonistin der Kaserne unterbrach aus Eifersucht die Gespräche mit seiner Frau. Ziemlich ausgefuchst der Bursche. Um ein Uhr Mittag unterbrach ich seine Mittagssiesta mit dem üblichen „Melde mich zum Dienst“. Verschlafen, aber im Befehlston kam zurück: „Kaf ma wos o!“ Er hatte seine zahlreichen Schätze auf einer Militärdecke ausgebreitet. Ich „kafte“ im eine Feldflasche aus dem zweiten Weltkrieg (die heute noch in Verwendung ist) und einen topmodernen Rollkragenpullover, Schlappkragenversion ab. Die Feldflasche ein gute Geschäft, der Rollkragen kehrte jedoch nach Pflege in seine ursprüngliche Form zurück. Der „Saubauch“ hatte ihn vermutlich ein Jahr getragen und dann verscherbelt. Doch dem Luis konnte man nicht böse sein, zumal er andere Unteroffiziere die mir etwas befehlen wollten, zur Sau machte.

      Er drehte sich grundsätzlich nach den Verkaufsverhandlungen noch einmal um und schlief bis zwei Uhr. Als eine Fallschirmtaschenanlieferung erfolgte, war er aber sofort hellwach, im nicht erst gemeinten Befehlston: „Zählen, wenn´s mehr sind bei mir abliefern!“ Einhundert Stück laut Lieferschein, echt einhundertzwei. Meine Tasche brachte ich sofort in Sicherheit und meldete ein Stück zu viel. „So ane wollt´i scho immer,

      schad´das für dich keine dabei ist.“

      So freuten wir uns beide. Reisetasche und Feldflasche sind Unikate, unzerstörbar und in Verwendung.

      Nächsten Tag war seine Freude etwas getrübt, er erschien mit einer Riesenbeule am Hirn: „Stell dir vor, ich kauf mir einen Liter Milch (damals in Glasflasche), trink während der Autofahrt und stell´s da auf´n Boden. Der Arsch vor mir bremst, ich greif auf die Flasche, Satzaussage Auto hin.“ Er beobachtet genau meine Mundwinkel. Endlich der Befehl: „Nau, loch scho!“

      Er nahm es ziemlich locker, war vermutlich kein Armer. Frühstückspension im Grödnertal, oder so.

      Hauptberuflich war ich Hüter des Fallschirmmagazines. Ich entwirrte

      Fallschirmleinen und übte mit den Sprunginstrumenten „Luftanhalten“.

      Übung macht den Meister, nach einiger Zeit zeigte die Stoppuhr zwei Minuten, wobei ich allerdings mit blauem Gesicht „Purzelbäume“ über die Fallschirme schlug.

      Für nächsten Tag war ein „Skivan“, eine mittlere Transportmaschine angekündigt. Die konnte die ganze Mannschaft aufnehmen, dazu benötigten sie allerdings einen Fahrer, der die benutzten Fallschirme einsammelte und die neuen übergab. Ein uralter orangefarbener Opel, den man mit dem Zigarettenanzünder startete war das Fahrzeug. Da ich nach dem Militär den Führerschein machen wollte, kam mir das sehr gelegen. Trotzdem erwähnte ich keinen Führerschein zu besitzen. „Wurscht, des is Privatgrund, Zigarettenanzünder drehen, starten, Erste, Zweite, Dritte, kann ein jeder Trottel.

      Die Skyvan schraubte sich in den Himmel, es wurden Windmessstreifen abgeworfen, ein Metallstab mit bunter Papierfahne. Ich dachte schade um die Streifen und startete den Boliden. Ich legte das Ding auf den Rücksitz, das war dem Oldtimer zu viel, der Motor starb ab. Leichte Panik, erfolglose Startversuche. Die Fallschirmspringer schwebten zu Boden, ebenso der Transporter. Auf dem Flugfeld veranstaltete die Mannschaft einen „Veitstanz“. Die gelandete Skyvan verbrauchte in der Minute Sprit wie fünfzehn Chevrolets. Als ich freundlich zurück winkte, fasste sich einer ein Herz und sprintete einen halben Kilometer zu meinem Fahrzeug. „Gaspedal durchtreten und starten! Das hat Folgen!“

      Schuldbewusst erklärte ich ihm:“ Ich hab´s ja gesagt, ich habe keinen Führerschein.“

      Nachschulung. Jeden Abend, nach Dienstschluss zog ein oranger Opel im Raylleytempo am Flugfeld seine Runden.

      Das Bundesheerleben in Wiener Neustadt war relativ abwechslungsreich, keine Tristesse wie in Wien. Neue Erlebnisse waren an der Tagesordnung. Als unsere späteren Militärweltmeister mit dem Hoover abheben wollten, fragte ich kurz an, ob ich mitfliegen dürfe. Der Eine: „Nein, ist verboten.“ Der Andere: “Hupf eine!“ Der achthundert Meter Absprung der Beiden ließ mich etwas ratlos zurück. „ Wärs´t jetzt gesprungen oder nicht?“ Eigentlich egal, die Kameraden hinter dir, treten dich sowieso hinaus. Die zwei Unteroffiziere