Erik Kejser

Ja, so ist das Leben, eben.


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Erstmalig konnte ich meine Schulrechtslehrekenntnisse einsetzen. Man lernt ja schließlich für’s Leben. Der Zug war weg. Salzburg schön.

      Letzter Schultag. Hämisch grinsend nehmen wir unsere Abschlusszeugnisse entgegen, jetzt kann uns nichts mehr passieren, wir sind auf der Karrierespur. Das Zeugnis grinste vermutlich hämisch zurück, die privilegierten Privatschüler hatten nämlich, ohne Leistung, aber das Geld ihrer Eltern, fast die gleichen Berufschancen wie wir. (Sollte sich aber ändern). Wir schmissen alle Schulbücher demonstrativ in den Mistkübel an der Autobushaltestelle. War gar nicht so einfach, der Mistkübel war nämlich bereits einen Meter unter ausrangierten Büchern untergetaucht.

      Leo S. und ich beratschlagten kurz, stiegen am Südbahnhof aus und beschlossen nächsten Tag nach Italien zu fahren. Ich meinte: „Lignano, da kenn’ ich mich aus.“

      Badehose eingepackt und wir saßen schon im Zug. Portoguaro oder so ähnlich, umsteigen in den Autobus und schon waren wir nach ca. neun Stunden dada. Ein sechzigjähriger Papagali schnappte sich unsere Reisetaschen und meinte: „ Ich haben billigste Pension in Italia.“ Was natürlich nicht stimmte, aber vom Ambiente der Villa waren wir beeindruckt. Flachdach, violett – gelb angepinselt, das musste eigentlich die Billigste der Welt sein. Wir räumten unsere Sachen rein, beziehungsweise stellten unsere Reisetaschen in den Schrank.

      Wir beschlossen die Örtlichkeiten plus Mädels zu checken. Der Erfolg war meinerseits umwerfend. Italien, das Schuhland, kannte keine „Glogs.“ Diese Holzpantoffeln waren die Sensation der Saison und die Mädels zeigten mit Fingern auf meine Schlapfen, oder auf mich. Leider kam nächste Woche die Anlieferung. Es hatte sich außerdem seit meinen Kinderurlaubstagen einiges verändert. Jetzt waren wirklich die Hausbesorger da, zu meinen Zeiten nur gut verdienende Arbeiter. Das Micky Mouse - Umtauschgeschäft war umgebaut – ich kaufte immer am ersten Tag ein Heft, die nächsten Tage wedelte ich demonstrativ damit herum und tauschte es diskret gegen ein Neues aus.

      Das Holzfloß am Strand war gegen eines aus Plastik ausgetauscht worden. Doch bei Betrachtung des Plagiats freute ich mich das ich noch existiere.

      Als zehnjähriger pflegte ich „Köpfler“ (Kopfsprung) von diesen Holzinseln zu üben. An einem stürmischen Tag trieb die Insel, von mir unbemerkt, auf eine Sandbank zu. Ich sprang – und hörte nur noch das Knirschen des Sandes. Unter Aufbietung aller Kräfte kam ich an die Wasseroberfläche. Mir wurde schwarz vor den Augen und ich kämpfte gegen die Ohnmacht. Auf allen Vieren kroch an den Strand. Leben oder Tot, bzw. Rollstuhl, das war die Alternative.

      Was da noch kommen sollte?

      In Lignano eine neue Badehose. Umstieg von Bermuda auf Tanga. Leo konnte sich nicht von seinen Liras trennen. Einige Tage später trafen wir zwei deutsche Mädchen. Aus Wörth an der Donau. Sie hauchten das "th""" echt erotisch. Leos Badehose war Gesprächsstoff genug. Nächsten Tag kaufte er eine aus der kleineren Abteilung, was die Lage noch verschlimmerte. Braune Wadeln, weiße Oberschenkel, „cool“. Die Mädchen zu uns einladen trauten wir uns nicht, wir schauten uns immer um, bevor wir in der Villa Kunterbunt verschwanden, also luden wir sie zum „Jahrmarkt ein. Leos Freundin etwas rundlich und etwas gestaucht, sagte ihm plötzlich nicht mehr zu. Er appellierte an mich, als Freund mit ihm zu tauschen. Mir wars wurscht. In der Achterbahn tauschten wir unauffällig die Plätze. Wegen diesem Deppen musste ich viermal fahren. Meine Neue war voll entflammt, doch mir Gott sei Dank schlecht.

      Bei der Abreise sah unser Zimmer „ Slum mäßig“ aus, sämtliche Papierl‚n, Brösel etc. schmissen wir auf den Boden, leere Flaschen wie beim Billa.

      Im Zug kam noch der Lagerkoller voll zum Ausbruch. Wir konnten uns nicht mehr sehen und sprachen die ganze Fahrt kein einzige Wort.

      Kaum in Wien eingelangt: “Na, was mach ma` morgen?“

      Ein „Filmstar“ im Stadionbad. Kurze Vorgeschichte.

      Meine erste große Liebe, vermutlich auch die einzige (Details folgen), hatte ihr Bett in Deutschland, genauer Donauwörth bei Augsburg. Mein Freund und späteres Börsengenie Karl H. und ich beschlossen, sich den Germanenmädchen etwas näher zu widmen.

      Unser Zugabteil, welches wir bis jetzt durch gestellte Bösartigkeit erfolgreich verteidigten, betrat unerwartet, gegen jede Vernunft, ein weibliches Wesen. Ungefähr zwanzig, bildhübsch, Haare bis zum Arsch. Mein Freund mit Amerika T-Shirt, hatte bald das Eis gebrochen. Sie versuchte mit allen Tricks ihm das Leiberl abzuluchsen. Immer wenn es fast soweit war, bekam er von mir einen leichten Tritt. Als sie einsehen musste, dass sie kein Erfolgserlebnis haben würde, ging sie angriffslustig mir an den Arsch. Sie ließ keine Gelegenheit aus, mir auf den „Allerwertesten“ zu greifen.

      „Na ist der aber lieb“.

      Als mein Freund Anstalten machte, mit ihr weiter bis nach Berlin (sie arbeitete in einer Firma, die Niederlassungen in Rom, Berlin und Wien hatte, mehr war aus ihr nicht rauszukriegen) zu fahren , und ihr das Originalshirt zu schenken, musste ich einschreiten. Ich hielt ihn einfach fest. Alles was wir von ihr wussten, sie heiß Jeanine.

      Im Sommer in the City war uns etwas fad, wir beschlossen ins Kino zu gehen.

      Schulmädchenreport. „Nau geh. Is jo wurscht“. Auf der Leinwand trauten wir unseren Augen nicht. Das „Schanierl“ hopste als Nakedei über den Schulhof. „Es Schanierl, die kennen wir“. „ Pst“. Blödes Grinsen bei unseren anderen Freunden.

      Einige Tage später im Stadionbad kommen uns zwei Girls entgegen. Eine Mulattin, die andere Haare bis zum Arsch. Die Hände gegenseitig in den Bikinihöschen. „Servus Schanierl“.

      Unseren Freunden mussten wir die Augen in die Höhlen zurück drücken. Diese Frau hat übrigens ein Kind mit´n Baumeister Lugner, später hat sie in Amerika einen Millionär geheiratet, der Schlampen.

      Der letzte lange Sommer ging zu Ende und der Ernst des Lebens begann. Eigentlich gibt es so etwas gar nicht. Ich kaufte meinen ersten Anzug, klaute meinem Vater die beste Krawatte und am ersten September traf ich mich mit Leo am Südtiroler Platz. Wir hatten uns bei vier Firmen angemeldet, nicht beworben. Zentralsparkasse, Länderbank (fusioniert zur heutigen Bank Austria), Böhler und „ weißnichtmehr“. Charly war fix bei der Girozentrale, Pepsch bei der Ersten(!). Ebenfalls fusioniert. Heute lese ich, dass dieser Fusionsdirektor namens Randa sich etwas überfusioniert hat. Die jetzige Chefin die Hypo haut eahm nämlich auße. Länderbank, Bank Austria, CA-BV nach Deutschland verscherbelt und keiner hat’s gemerkt. Was bekommt man eigentlich pro Zusammenlegung? Hoffentlich kann er im Alter „in Zins zahln“, der Arme.

      Wir entschieden uns für die Länderbank, erzkonservativ, da wir uns sehr schöne Anzüge gekauft hatten. Wir wurden durch einen Prokuristen (!) eingeschult und nach vierzehn Tagen rauchte mir der Kopf, doch unserem Prokuristen, Chef der Devisenabteilung etwas mehr. In dieser Zeit halbierte sich der Kurs des Britischen Pfunds. In der Arbitrage, dem Zentrum des Devisenhandels ging es zu wie in der Wall Street. Er checkte es nicht einmal, dass ich langsam alles zu verwechseln begann. Heute schreibe ich mir alles auf. Einfach.

      Meine neue Abteilung bestand aus neun Frauen, einem Halbchinesen, einem "Jugo" und mir. Die Dame die mich weiter betreute, eigentlich eine ganz nette, meinte einmal zu ihren Kolleginnen: „Schaut wie der Herr K. langsam sein Frühstücksbrot essen kann! Damit er nicht soviel arbeiten muss, haha.“ „Gusch.“ Leider nur gedacht. Turnusweise arbeiteten wir in einem Terminalraum (PC gab es erst in den Gehirnwindungen einiger Amitechniker) wo auch „Primanotisierer“ tätig waren. Diese Nichtskönner schrieben wie die Wilden, aber eben nur Zahlen. Euch krieg’ ich auch noch dachte ich mir.

      Bei den Devisenüberweisungen konnte ich mir die Empfängerbank aussuchen. Nach kurzer Zeit konnte ich „Deutsche Bank AG in drei Sekunden reindrücken. Immer wenn die Nichtskönner zu schnell wurden, drückte ich die Deutsche rein und sie wurden langsamer. Der Bildschirm hatte eine grüne Schrift und nach jedem ENTER flashte er dermaßen, dass ich dachte er macht ein Photo.

      Abends wenn ich über die Kärtnerstraße nach Hause ging (Scheiß Touristen), blitzte es in meinen Augen, dass ich dachte: “Schon wieder Weihnachten?“

      Doch der Shanghai Man, der Jugo und ich hielten fest zusammen, nach