Erik Kejser

Ja, so ist das Leben, eben.


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über der riesigen Rasenfläche. Nett. Der Zwei Komma Vier Kilometer, im Angriffstempo war für einige nicht so nett. In unserer Kompanie befanden sich mehrere Spitzensportler, unter ihnen ein gewisser „Reinhold Durnthaler“, Bob Europa oder Weltmeister, unzählige Male zurückgestellt. Mit dreißig hatten sie ihn doch noch erwischt. Blad geworden, ohne Bob war er den Anstrengungen nicht gewachsen und durfte nach vierzehn Tagen wieder abrüsten. Berechnung? Politik?

      Wir fassten auf jeden Fall unsere „Braut“ (eine schwere scheiß Braut“) aus. Gewehrnummer weiß ich heute noch. Seltsam.

      Ab ins Gelände. Stahlhelm, Sturmgepäck, Gewehr, ließen mich erkennen, dass es mehrere Arten von Kondition gibt. Mir war heiß, schlecht und das ganze Zeugs scheuerte. Ziemlich geschlaucht vernahm ich von meinem Hintermann: „Große Gosch’n und keine Kraft!“ Ich blieb stehen öffnete meinen Hemdkragen: „Ein Wort noch und du frisst deinen Stahlhelm!“ Das sorgte für Ruhe im Glied.

      Schützenloch ausheben. Alle waren zu zweit, aber da wir siebenundzwanzig Mann waren, wir zu dritt. Nach zwei Stunden standen die meisten bis zu Hüfte im Loch, wir leider nur bis zum Knie. Als uns der Unteroffizier darauf Aufmerksam machte, schoben wir es auf den harten Boden. Der Korporal sprang ins Loch und schaufelte, wir blickten interessiert zu. „Es glaubt’s wohl ich bin a bißl deppat? Das ist der weichste Boden Niederösterreichs! In zwanzig Minuten sieht man euch nicht mehr im Loch!“ Wir buddelten wie die Irren, der Boden war weicher geworden.

      Nachtmarsch in die Kaserne. Nachteilmarsch. Da auf diesem riesigen Truppenübungsplatz sich jede Menge Schützenlöcher befanden, hörte man alle zehn Minuten: „Au! Oasch!“ Stockdunkel und ich leicht kurzsichtig. Ich glaube ich war der einzige den es in kein Schützenloch haute. Kein einziger gebrochener Fuß, keine ernsthafte Blessur, unglaublich.

      An einer Lichtung hielten wir an und ein Unteroffizier erklärte uns Orientierung im Dunkeln, mittels Sternbilder. Er erklärte uns lang und breit den großen Wagen, Bären etc. Mit stolzgeschwellter Brust, bezüglich seines Fachwissens, fragte er meinen Freund Walter S. (ein ehemaliger Hauptschulkamerad, ein Glücksfall):“ Nau, kapiert?“ „Nein, ich bin astigmatisch.“

      „Was sind´s?“ Ich wollte die Lage etwas entschärfen: “Er sieht ein wenig schlecht.“ „Haubn´s sie es wenigsten kapiert?“

      „Ich seh´ auch ein wenig schlecht.“

      Laufschritt.

      Irgendetwas nagte an unserem Ausbilder. „Deckung! Bis zur Kirche vor robben!“ Einer meinte er sähe keine Kirche.

      „Wird schon eine kommen, scheiß Bande!“

      In der Kaserne, die Ausbilder hatten bereits geduscht, bemerkt man bei der Standeskontrolle, dass ein MG-Gurt fehlte. Der MG-Schütze hatte das Vergnügen, allerdings mit Korporal, diesen im Laufschritt zu suchen. Ungefähr sechs Kilometer retour. Sie fanden ihn tatsächlich. Der Korporal sichtlich geschlaucht, brüllte ihn an: “Merken´s inas jetzt?“ „Nein.“ Liegestütze bis zum Umfallen. Bei der zweiten Verneinung gaben sie es auf. Dieser Karl war der einzige den sie nicht schafften. Ein dürres, rothaariges Waisenkind, später bester beim Jagdkommandogrundkurs. (zwanzig Wochen full speed, wir hatten vierzehn Wochen, normalerweise drei bis vier). Karl ein netter Kerl, aber in seinem Lebensweg sicher nicht zu beneiden.

      Zehn Minuten waschen, kein warmes Wasser mehr.

      Anschließend Sturmgewehr 58-Kunde, zerlegen, putzen, jede volle Stunde, ein Stockwerk höher, Kontrolle. Der Wachtmeister hatte sich eine Kiste Bier organisiert, ein Jagdmesser und ein weißes Taschentuch. Der Verschluss war unmöglich von Öl und Schmauchspuren zu reinigen. Um vier Uhr morgens riss er unsere Tür mit leicht geröteten Augen auf, wobei er einen, stehend an der Tür schlafenden Kameraden umhaute: “Einen kontrolliere´ ich noch!“ Walter S. trat vor. Er hatte den Verschluss unter heißes Wasser gehalten.

      Der Unteroffizier hätte am liebsten sein Messer anderweitig verwendet. „Morgen zum „Befohlenem“!(Rapport).“

      Walter hatte seinen Zusatzdienst ausgefasst und wir saßen nach dem Morgensport im Lehrzimmer. Das einzige Mal. Wir sollten den zünftigen Militärhit „Ein Heller und ein Batzen“ einstudieren.

      Alle paar Minuten schlief einer ein und es haute ihn vom Sessel. Zehn Liegestütze zur Gehirndurchblutung. Ich hatte keine Probleme, was ihm sichtlich nicht passte: „Sie sind ja unrasiert! Zehn.“

      Stolz pumpte ich sie runter. Mein Frohsinn irritierte ihn: „Zum Friseur kennan´s a glei gehen, mia san jo ka Hippiebande do!“

      John Lennon´s Kurzhaarschnitt war gerade „in“ und so ließ ich mir einen fünf Millimeter Haarschnitt nach Heeresvorschrift verpassen.

      Die Friseurin weinte dabei.

      Nächsten Tag bei der Standeskontrolle passte es ihnen wieder nicht.

      Alle Jagdkommandosoldaten hatten einen Kurzhaarschnitt, quasi als Erkennungszeichen. Er setzte zum brüllen an, doch kein solider Grund traf sein Gedächtnis.

      Als Rache, Eilmarsch nach Wöllersdorf,

      ca. sieben Kilometer. MG und Sturmgewehrschießen. Anweisung Maschinengewehrschießen, eine Sekunde am Abzug sind drei bis vier Schuss. Ich muss zugeben, es „taugte“ mir. Zweimal abgezogen, mit mindestens fünfzehn Schuss. „Kurz, hob i gsogt!“ Leck mich am Arsch. Wenn ich an die amerikanischen Idiotenkriegsfilme denke, ehrlich mit so einer Waffe kann man die Landung in Normandie aufhalten, nur der Lauf wird „etwas heiß“. Das Beste ist das Originalhakenkreuz, für tausend Jahre eingraviert. Male mit einem Bleistift ein Hakenkreuz auf eine Parkbank und du wirst verhaftet.

      Bester MG-Schütze. Kunststück.

      Erste Serie Stg58 (wir waren übrigens die ersten die später das neue Stg77 zur Erprobung erhielten), erste Serie, sehr schwach. Lag es am Gewehr, oder an mir leicht Kurzsichtigen? Nächste Serie, Walter S. vor mir. Während des Wechsels nahm ich ihm mit geladenem Magazin die Brille ab. „Seid´s depat?! Wollt´s eich net glei duellieren?“ Es lag am Gewehr und mir. Siebenter.

      Nach dem Schießen „Belehrung“. Es dürfen keine Munitionsteile etc. mitgenommen werden……..

      Gerhard T., ebenfalls ein Schulfreund, der leider immer mehr verblödete (bis zum späteren Eklat), zeigte mit einer leeren Patronenhülse auf.

      Meine Projektile schmücken heute noch das Fernsehgerät.

      Samstag, zwölf Uhr Zimmerkontrolle, Spindkontrolle. Wenn alles in Ordnung ist, dürfen wir nach Hause fahren, wurde uns versprochen. Wir kehrten zusammen, wischten ab und wischten auf. Perfekt. Bis unser Obergescheiter die Idee hatte alle Tische und Stühle auf die Betten und mit teuren Reinigungsmittel „Glänzer“ aufzuwaschen. Sie legten zusammen und organisierten den Reiniger. Als sie meinen Obolus einforderten bissen sie auf Granit. Da wir die Kräfteverhältnisse bereits geklärt waren, setzte ich mich ziemlich unbeteiligt auf mein Bett: „Ihr meint´s ja nicht im Ernst, die lassen uns ohne Schikane gehen?“

      Sie putzten wie die Irren, nur um die Mama früher sehen zu können. So viel Blödheit erstaunte mich.

      Kontrolle. Zu ihrem Erstaunen brüllte er sie an: „Mit heeresfremden Mitteln arbeit´s ihr?! Glänzer ist beschlagnahmt!“ Mit dem Reinigungsmittel hatte wahrscheinlich seine „Alte“ die Ehre.

      Doch sie gaben nicht auf. Ich sagte nur:“ Frühestens um zwei lassen´s uns geh´n.“

      Nächste Kontrolle. Er schaute von außen in das Zimmer, wischte mit dem Zeigefinger über den oberen Türstaffel: „Saustall!“

      Langsam begriffen auch die Kameraden meine Logik. Wir knotzten uns auf unsere Betten und ruhten. Eine halbe Stunde später erschien der Unteroffizier, ein Bier in der Hand: “Wos is, woll´ts net ham?“

      Zwei hatten ein Auto und mit einem alten Skoda durften wir gegen den Wucherpreis von zwanzig Alpendollar bis jetzt mitfahren. Dieses Mal erklärte er keine Zeit zu haben. Zwei Kilometer zur Schnellbahn.

      Sonntag, „Zapfenstreichzeit“ inspizierten wir im diffusen Laternenlicht seinen Flitzer. Sehr große Falten