Erik Kejser

Ja, so ist das Leben, eben.


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um vier Schilling zu kaufen).

      Nach dem Tod ihres Mannes ging die nette Frau Fuhrmann aus dem Haus und fand nicht mehr heim. Einen Tag später war sie tot.

      Ich war damals ca. elf Jahre, doch meine Lebenseinstellung hat sich seit damals nicht geändert, betete ich früher zum lieben Gott, “Bitte mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm` und hilf mir morgen bei der Schularbeit.“, dachte ich jetzt, „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott, oder auch nicht. Das Selbstbewusstsein zu entwickeln ist harte Arbeit, aber es lohnt sich.

      Das Burgenland ließ mich nicht los. Ein Arbeitskollege meines Vaters lud uns am Wochenende zu einem kleinen Besuch ein. Es wurde die übliche, burgenländliche Fressorgie. Doch meine Aufmerksamkeit fiel auf die Gänse mit ihren schneeweißen Federn, zwecks US-Eingeborenen -Kopfschmuck. Diese zu ergattern ist nicht einfach, ich hatte schon Lehrgeld bei meiner Marchfeldtante zahlen müssen. Ein Gänserich, dem ich nahe kam, ging zum Angriff über, verfolgte mich, hockte sich auf meine Schultern und „peckte“ mich in den Nacken.

      Dieses Mal war es einfacher, erschreckt lüfteten sie ihr Gefieder und ich sammelte die „Adlerfedern“ ein.

      Aus „Winnetouheften“ hatte ich Originalanleitungen zum Bau einer Indianermontur. Gänsefedern werden an der Spitze schwarz eingefärbt, ein kleines Stück Zwirn an die Spitzen, zwecks Authentizität und sie mutieren zu Adlerfedern. Mokassins- Schuhe, Leggings-Hosen, alles selbst geschneidert, keine Squaw war geschickter als ich. Die Sommernächte verbrachte ich stilgerecht in meinem Tipi am Balkon.

      Es war ja früher alles besser. Die Sommer heißer, die Winter kälter, der Klimawandel nicht vorhanden. Eh kloa, weil´s keinen gibt. Revidiere, keinen menschengemachten Klimawandel.

      Die Erde „torkelt“ durch den Weltraum, und so verändert sich im Laufe der Zeit die Drehachse. Vom Einfluss der Sonne ganz zu schweigen. Mit den Ur-Ängsten der Menschen können gescheite Leute Geschäfte machen, dass Rauschgift und Prostitution zum Kleingeld wird. Plus zwei Grad Klimawandel, entsetzlich, die Eisberge am Pol schmelzen, die Südseeinseln versinken. Keiner der EU-Geförderten Superwissenschaftler erklärt uns, dass es physikalisch gar nicht möglich ist. (Kann man leicht in einem Aquarium testen). Resümee - ohne Klimawandel keine EU-Förderungen.

      Aber eines weiß ich sicher, zu jener Zeit, gingen wir Ende Oktober zum Heustadelwasser schwimmen und angeln. Wir angelten mit einer einfachen Schnur, mit Haken und zogen so an die zwanzig „Sardinen“ aus dem Wasser. Mangels Transportmöglichkeit warfen wir sie jedoch ins Wasser zurück.

      Manchmal erwischten wir einen besonders gierigen Fisch, der schon drei Löcher im Maul hatte. Jetzt ist mir alles klar, die Natur verzeiht nicht, die Natur schlägt zurück, - richtig „oasch“ wird´s aber erst, wenn´s im Sommer Minus zwanzig Grad hat.

      Es war eine gefährliche Zeit, - denn ich war einfach zu wenig „blad“.

      Die Schnellbahn in der Raaber-Bahngasse war durch einen Maschendrahtzaun gesichert, hinter dem Zaun, neben dem Gleisbett, ein ca. zwei Meter tiefer Graben.

      In diesem Graben konnte man oft interessante Dinge finden, er gehörte zu unserem Jagdrevier. Meine Freunde liefen also auf dem schmalen, überwucherten Streifen zwischen Zaun und Gleisbett entlang, drückten große Gebüsche einfach zur Seite und ließen sie ohne erkennbare Sorgfalt zurück „schnalzen“. Wie gesagt, ich war nicht dick, dass Gebüsch beförderte mich in den Gleisgraben. Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich mit dem Kopf auf einem Ziegelstein und meine Freunde grinsten aus der Höhe „besorgt“ hinunter. Wie ich aus dem Graben wieder heraus kam, ist nur schemenhaft in meiner Erinnerung, doch ich dachte sicher: “Ich muss mehr essen.“

      Mehr Power hatte seine Vorteile, ich war kein „Restl“ wie die meisten, doch kraftmäßig hatte niemand eine Chance. Kraft plus Schnelligkeit, jetzt als alter Depp leidet die Schnelligkeit, ich habe mir daher einen Pfefferspray gekauft.

      So geht es einfacher, im Ernstfall hau´ ich dem Widersacher einfach in aller Ruhe eine in die Gosch´n

      Doch bei den damaligen Keilereien ging es ja noch viel ehrlicher zu.

      Doch einer terrorisierte die ganze Bubenschar.

      Unter dem Schlachtruf, “Olle auf eahm“, inszenierte mein ewiger Erzfeind Franz K. immer wieder Massenkeilereien. Er war etwa gleich stark wie ich, doch ich verstand es, mich meiner Haut zu wehren. Dass er ein feiges Arschloch war, wusste ich auch.

      Nach einem Fußballeuropacupmatch, dass spät in der Nacht endete, merkte ich schon in der Alleestraße, dass er, trotz der vielen Besucher, in der Dunkelheit Angst hatte. Zu Hause ging jeder seiner Wege. Als ich die Balkontüre schließen wollte, hörten meine Mutter und ich ein herzzerreißendes „Rär´n“. „Bei mir ist niemand zu Hause!“ Was blieb uns über, als den ewigen Stänkerer bei uns auf seine Mami, warten zu lassen.

      Nächsten Tag, holten wir beide, sicherheitshalber seine Mutter von der Fabrik ab, sein Vater ausnahmsweise nicht besoffen, war auch dabei, er meinte: “Schau ma, wer schneller laufen kau, ich sag´ los, bei Halt, umdrehen, wer als erster wieder bei mir ist.“

      Da ich am Abend immer topfit bin hängte ich ihn ab. Sein Vater meinte leise zu ihm: “Lauf die erste Strecke langsamer, daun is kürzer:“

      Nutzte ihm auch nichts. Die Streiterei ging wieder los. Ich wusste eines Tages zahl´ ich ihm das heim.

      In der Schule war jede Pause eine Massenkeilerei angesagt. Ein gewisser Handke(?), wollte sich auf mich, bereits am Boden liegenden stürzen, ich zog das Knie an, er verlor einen halben Schneidezahn.

      Ich weiß nicht, ob das die Krankenkasse damals bezahlt hat, auf jeden Fall erschien er kurz darauf wieder mit einem sehr schönen Zahn, wieder hatte er nichts besseres zu tun, als sich wieder in das Schlachtengetümmel zu werfen. Ich zog das Knie an.

      Hart, gleichzeitig sensibel, war ich schon als kleiner Junge. An einem kalten Wintertag, es schneite, „früher schneite es ja viel mehr als heutzutage“, bekam ich von meiner Mutter, aus Nichtigen Grund, „Hofverbot", d.h. nix runter in den Gemeindebauhof zu Spielkameraden“. Ich nahm mir mein Buch setzte mich an den Ofen. Ein richtiger Kohleofen, nicht so eine neumodische Zentralheizung. Am Abend rief meine Mutter, (die Beste von Allen), „Essen!“ Antwort: „Komme gleich.“ Leichte Verblüffung ihrerseits. Als ich am dritten Tag noch immer mit meinem Buch beschäftigt war, meinte Sie: „Willst nicht einmal an die frische Luft gehen!“ Ich bekam nie wieder „Hofverbot.“

      Ich wusste also schon immer was ich wollte. Eines Ostersonntags fuhren wir zur K. Oma und Tante ins Marchfeld. Die Großeltern mütterlicherseits kommen aus Katowiz, ehemals Österreich –Ungarn, heute Kattowitz, Polen.

      Meine Oma hatte einen lieben Hund, der alle Briefträger, bzw. Kinder biss. Ich schlief bei ihm in der Hundehütte. Nette Tiere hatte auch der Schwager, ein Sudetendeutscher Vertriebener, der einen riesen Bauernhof sein Eigen nannte. Den dürften sie in die richtige Richtung vertrieben haben.

      Er hatte schon einen Traktor, aber auch noch zwei Pferde. Mit dem Leiterwagen fuhr ich mit ihm auf´s Feld, um zu kontrollieren ob die Niederrösterreicher auch brav arbeiten. Die Rösser gingen durch, so etwas muss man erlebt haben, dann kann man im Alter, das Enkerl auf dem Schoß, etwas erzählen. Bei dieser Landbevölkerung gibt es noch ganz alte, urige Brauchtümer. Eierpecken. (Mit einem Geldstück auf ein Ei schießen, ein Doppelliter Wein ist „a Zwara“). Der Vorteil an diesem schönen Brauch ist, ich bekomme von meiner Tante ein silbernes fünfundzwanzig Schillingstück. An diesen Sonntag nix.

      „Tante, wo sind meine fünfundzwanzig Schilling?“ Meine Mutter wurde blass und entschuldigte sich mehrmals, doch meine Tante rückte auf der Stelle den „Silbernen“ heraus. Meine Mutter nahm mich anschließend einigermaßen ins Gebet, doch ich dachte mir, „eigentlich braucht man nur das Maul aufmachen.“ Selbstverständlich wurden die fünfundzwanzig Schilling am anschließenden Kirchtag „verprasst“.

      Bei diesen Geldorgien war ich natürlich immer mit meinem acht Jahre älteren „Großen“ Bruder“ Rudolf K. (Rudi), der immer gute Tipps zum Geldausgeben hatte, unterwegs.

      Er kaufte sich