Erik Kejser

Ja, so ist das Leben, eben.


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      Zwei Stunden später waren alle Arschlöcher wieder da.

      Jeder hielt sich natürlich für den Ersten.

      In diesem bewussten Stadionbad konnte ich wirklich für’s Leben lernen, der Einfachheit halber fasse ich etwas zusammen.

      Sonne, Wasser, Mädels und aus dem Lautsprecher dudelt es zehnmal am Tag: “In the Summertime wenn das Weda is schein“. Keine Sorgen, nur Spaß, Spaß, Spaß. Heute rege ich mich über die Spaßgeneration auf.

      Im Turnunterricht beherrschte ich den Vorwärtssalto ohne Turnmatte in ca. zwanzig Minuten. Mit diesem tollen Gefühl bestieg ich, vorher vergewissernd, ob auch genügend weibliche Fans am Pool waren, den „Einmeterturm“.

      Da ich gewohnt war, den Absprung mit voller Kraft und blitzschneller Drehung einzuleiten...... Ups. Ich drehte mich zirka viermal (Olympiareif) und dann haute es mich frontal auf´s Maul. Ich schnappte nach Luft und kletterte kraftvoll aus dem heute außergewöhnlich harten Wasser.

      Ich erklomm sofort den Dreimeterturm. Kurzer Anlauf, Sprung in die Waagrechte, eine Sekunde Stillstand, Muskeln anspannen, dann ließ ich mich beinhart auf den Bauch fallen, ein sogenannter „Bauchfleck“.

      Mir war zum Kotzen übel, doch den Mädels dürfte es gefallen haben, zumindest bildete ich mir ein, eine ganz Nette, (geht heute auch auf den Strich) fand es ganz amüsant.

      Mein erster eigenhändiger Aufriss.

      Kurzer Schwenk. Ich rauche. Jedes Mal wenn ich meine Zigarette in den Aschenbecher lege, beginnen drei alte Tschik zu brennen. Wie machen das die Profischriftsteller?

      Zurück. Da man mit zwölf noch nicht der Meister des Wortes ist, (heute auch nicht), legte ich mich zum Trocknen auf den heißen Beton der Wellenbadbrücke. Da tauchte Sie auch schon auf. Mit einigen sechzehnjährigen Jungs im Schlepptau. Sie setzte sich direkt vor mich und sprach kein Wort. Als ich aufstehen wollte, da mir der heiße Beton bereits leichte Brandblasen bescherte, umzingelte sie mich mit ihren Händen und hielt sich am Geländer fest. Was tun? Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Sie zog mich an sich und gab mir einen Zungenkuss, dass mir das Dritten Mal in Serie die Luft wegblieb. Aber diesmal recht angenehm. So kamen wir doch noch ins Reden und im Wasser war es recht lustig. Am Abend begleitete ich sie nach Hause.

      Hand in Hand sechs Kilometer lang.

      In jungen Jahren gab es für mich nur Sport. Dass man Sport mit Alkohol verbinden kann lernte ich ebenfalls in diesem Bade.

      Am Vortag überredete mich mein Freund und Widersacher Franz K., ein übler Austria Wien Anhänger, das Europacupmatch Manchester United gegen Austria zu besuchen. Vermutlich weil ich sehen wollte wie die Austria einen ordentlichen Schrauf‚n, sprich eine auf den Deckel bekommt und es ja gratis war, Zäune waren für uns nicht existent, ließ ich mich überreden.

      Ein gewisser Noby Stiles, später Teamchef bei den Insulanern wurde bei zwei zu zwei, wenn ich mich recht entsinne, ausgeschlossen. Noby trampelte leicht erregt auf seinem Leiberl umher.

      Ich glaube die Wiener Austria gewann vier zu zwei.

      Am nächsten Morgen, alleine zu Hause, experimentierte ich ein wenig. Ich war schon immer ein wissbegieriger Mensch.

      Mein Bruder hatte vom Bundesheer einige Platzpatronen mitgebracht. Die Kappe abschneiden und das Pulver im Aschenbecher anzünden war recht lustig, ich jedoch wollte die Funktion ergründen. Ich hielt die Patrone in die Öffnung der Gastherme, sie explodierte und ich war erstaunt, dass meine Finger noch vollzählig waren. Es funktioniert also mit Zündhütchen, bzw. Schmerzen.

      Ich beschloss meine schmerzenden Finger in einem Becken des Stadionbades zu kühlen.

      Im Bad zog sich eine Horde Engländer sich den Unwillen der Badegäste zu.

      Auf ungefähr zehn Decken verteilt, von etwa hundert leeren Flaschen Ottakringer belagert, lagen zwanzig besoffene Manchesterdribbler. Fett wie japanische Öltanker. Jo, des englische Gschloda und unser Bier is hoit a Unterschied. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und sie zu verspotten. Nachlaufen konnten sie uns nicht, denn heute waren sogar die zwölfjährigen schneller. Noby Stiles wurde von zwei anderen Verlierern aus dem Bad geschleift.

      Unser Kommentar: “Jetzt haben‚s das zweite mal verloren.“

      Zurück in die „Steinzeit“. Es drängt sich bei Diesem oder Jenem Leser, oder vielleicht bei Beiden, der Gedanke auf, wann denn endlich die kriminelle Vergangenheit des Erich K. begonnen hat.

      So ungefähr mit acht.

      Auf der Landstraßer Hauptstraße gab es ein riesiges Spielzuggeschäft, der Inbegriff aller Kinderträume. Wir drückten uns die Nasen an den Auslagen platt, doch da wir nur über begrenzte finanzielle Mittel verfügten, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Mein Bruder und ich besaßen seit Weihnachten eine Autorennbahn, deren Boliden mangels winziger Kohlenstifte für die Elektrik, regelmäßig den Geist aufgaben. Ich hatte das Vergnügen auf die Landstraße zu joggen und um drei Schilling Neue zu besorgen. Diese befanden sich, fast nicht existent, in einer kleinen Schachtel unter dem Verkaufstisch. Keinem Verkäufer gelang es Sie unter drei Minuten zu finden.

      Wir kratzten drei Alpendollars zusammen und statteten dem Laden einen Besuch ab.

      „Kohlen her!“ oder so ähnlich, forderten wir entschlossen. In der nächsten Sekunde waren wir um ein Spielzugauto (Corgy Toys) reicher.

      Wir wurden immer dreister. Wir stahlen alles was nicht Niet und nagelfest war. Bis an jenem unglückseligen Nachmittag als mein alter Widersacher Franz K. eine tolle Idee hatte.

      Es war die Zeit der Erfindung des „Flumys“. Der Ball, der fast von alleine springen kann. Auf eine Pyramide, auf einem eigenen Tisch geschichtet thronte diese Innovation des Kinderlebens. Sicher, man kann den obersten Ball wegnehmen, aber das war ja zu einfach. Er zog lieber einen aus der unteren Reihe. Dann brach das Chaos aus.

      Wir wurden einige hundert Meter verfolgt, die Kohlenstifte musste ab jetzt mein Brüderchen besorgen. Die Firma ging vor zwanzig Jahren in Konkurs, logisch.

      Mein alter Schlepptop hat den Geist aufgegeben und einige Seiten verloren. Ich bin ganz schön durcheinander und versuche einiges zu rekonstruieren. Das sie es nicht merken, nehme ich zurück.

      Ich ging wie gesagt, oder auch nicht, in die Hauptschule, GYM war finanziell nicht drin. Wir waren eine bunte Truppe, zum engeren Freundeskreis zählte ein Schweizer, Cetin ein Türke und zwei Gerhards. Gerhard L. wurde öfters als „Baa“ (Bein) beschimpft, worauf er entgegnete: „Ripperl wenn ich bitten darf.“

      Unser Deutsch und Turnlehrer hatte mich besonders ins Herz geschlossen, (logisch) andere weniger. Er war ein alter Stalingradkämpfer, dem ein Finger fehlte. Er schlug so blitzschnell zu, dass man etwas später nur den seltsamen Abdruck im Gesicht des Geläuterten erkennen konnte.

      Es war die Zeit der „gsunden Watschen hot no kan gschod“. Ein einziges Mal nahm er mich bezüglich eines minder schweren Vergehens bei den „Beukeles“, zog mich einige Male hinunter, bzw. hinauf, ließ los und man absolvierte die Übung noch einige Male ohne Veranlassung. Aber sofort überkam ihn die Reue und er schickte mich, während die anderen pauken mussten, zum Greisler bezüglich seiner täglichen Jause. Zwei Salzstangerl plus Knacker, ich durfte vom Salzstangerl abbeißen. Der Neid war unbeschreiblich.

      Er protegierte mich drahtiges Bürscherl dermaßen, dass er mich als einzigen in einer anderen Klasse auf Schulskikurs mitnehmen wollte.

      Klappte dann aber aus versicherungstechnischen Gründen nicht.

      Nächstes Jahr war es dann endlich soweit, erster Skikurs. Ich war ja kein Mann der Praxis, nur sportlich.

      Bei der Leistungsstufeneinteilung meinte er: „Seltsam, dass dich nicht in einer Tour auf die Gosch´n haut. Bei der Körperbeherrschung fahrst bei mir in der ersten Gruppe.

      Ich lernte schnell, - damals besonders, dass rauchen ungesund ist.

      Hr. Fachlehrer Windsteig, rauchte „John Players“,