Sarah Glicker

Second Chance For Love


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wie er einen Ruf haben. Wenigstens das verpasst mir einen Dämpfer, auch wenn ich es nur ein kleiner ist.

      Sean hält auf eine der Hallen zu, in der sich die kleinen Flugzeuge befinden.

      „Mr. Jordan? Ich bin Sean Cooper. Wir hatten heute Morgen telefoniert“, stellt er sich einem älteren Mann vor.

      „Sicher, es ging um den Rundflug.“

      Er lächelt uns freundlich an, während ich das Gefühl habe, mich verhört zu haben.

      Mit großen Augen starre ich Sean an, der mich überhaupt nicht beachtet. Stattdessen hält er weiterhin meine Hand in seiner und unterhält sich mit dem Mann.

      „Wir werden einen Rundflug über den Grand Canyon und den Hoover Damm machen“, flüstert er mir ins Ohr, als wir dem Mann zu einer der kleinen Maschinen folgen. „Nur wir zwei.“

      Sein heißer Atem streift meinen Hals. In letzter Sekunde kann ich verhindern, dass ich leise stöhne.

      „Das hättest du nicht machen müssen“, raune ich, als er mir beim Einsteigen hilft.

      Sean erwidert nichts, sondern hilft mir in das Flugzeug zu steigen, wo ich mich auf den Platz am Fenster setze. Er lässt sich neben mich fallen, schnell sich an und legt seine rechte Hand auf mein Bein. Trotz des angenehmen Gefühls, das mich durchfährt, spüre ich, dass er zittert. Beruhigend lege ich meine Hand auf seine, aber es bringt nichts. Es fühlt sich eher so an, als würde meine Geste dies noch verstärken.

      „Warum bist du so aufgeregt?“, erkundige ich mich.

      Wieder sagt er nichts, sondern betrachtet mich nur. In der nächsten Sekunde beugt er sich zu mir und küsst mich. Die Zeit um uns herum scheint stillzustehen. Es gibt nur noch ihn und mich. Ich nehme nichts mehr wahr. Dieser Kuss ist voller Sehnsucht und Verlangen.

      Leider ist er viel zu schnell vorbei. Sein Daumen streicht über mein Gesicht und bleibt schließlich auf meinen Lippen liegen. In meinem Kopf herrscht ein Chaos, welches von dem Gedanken beherrscht wird, dass ich ihn noch sehr viel öfter küssen möchte.

      Während ich mich in seine Arme kuschle, seufze ich leise. In seiner Gegenwart fühle ich mich anders, als ich es von Cole kenne. Bei ihm war ich oft angespannt und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Wird er wütend, wenn wir bei seinen Eltern sitzen und ich mich an ihn lehne, oder nicht? Über solche Sachen habe ich mir andauernd Gedanken gemacht, obwohl das eigentlich normale Verhaltensweisen in einer Beziehung sind. Schon am Anfang habe ich immer wieder Vergleiche zu Sean gezogen. Doch je länger ich mit Cole zusammen war, umso mehr hatte ich das Gefühl, dass ich mir die enge Bindung zu Sean nur eingebildet habe. Für mich wurde das ständige Hinterfragen normal.

      Aber der Mann an meiner Seite beweist mir gerade, dass die einstiege Vertrautheit nicht nur ein Traum gewesen ist. In seiner Gegenwart habe ich noch nie groß darüber nachgedacht, was ich machen soll, sondern einfach gefühlt, was richtig ist.

      Genauso, wie es jetzt auch ist.

      Als das Flugzeug startet, drückt er meine Hand. Ich schenke ihm noch ein kurzes Lächeln, bevor ich meinen Blick nach draußen richte. Wir steigen immer höher und höher. Es ist ein wundervolles Erlebnis, mit ihm alleine in dieser Maschine zu sitzen.

      Der Ausblick ist wunderschön. Da ich in den letzten Jahren nicht sehr oft Urlaub gemacht habe, habe ich diesen Ort nur auf Bildern gesehen.

      Allerdings ist es hier ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Der Staudamm ist gigantisch. So groß habe ich ihn mir nicht vorgestellt. Ich bin mir sicher, dass man seine Größe vom Boden aus nicht annähernd richtig erfassen kann. Der Pilot fliegt ein wenig tiefer, sodass nun auch der See besser zur Geltung kommt.

      Wie gebannt hänge ich am Fenster. Aber auch Sean scheint begeistert zu sein. Sein Kinn liegt auf meiner Schulter. Als ich kurz zu ihm schaue, erkenne ich, dass er bei dem Anblick, der sich uns bietet, ebenfalls leuchtende Augen bekommt.

      Während der gesamten Stunde unterbricht er nicht einmal den Körperkontakt zwischen uns. Dafür nimmt er sogar in Kauf, dass er Umgebung nicht so gut betrachten kann. Seine Handfläche liegt auf meinem Bauch und streichelt zwischendurch über den dünnen Stoff meines Tops.

      „Danke, es war wundervoll“, flüstere ich ihm ins Ohr und drücke ihm einen Kuss auf die Wange, bevor das Flugzeug in den Sinkflug geht.

      „Es freut mich, dass es dir gefallen hat.“

      Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, bedankt sich Sean bei dem Piloten und wechselt noch ein paar Worte mit ihm.

      Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht kommt er schließlich auf mich zu und führt mich zurück zu seinem Wagen.

      „Wir sollten etwas essen“, verkündet Sean, nachdem mein Magen auf sich aufmerksam gemacht hat.

      „Aber ich zahle.“

      „Ich habe dich zu diesem Ausflug eingeladen, deswegen kommt das überhaupt nicht infrage“, widerspricht er mir sofort.

      „Du hast mir diesen Flug ermöglicht“, gebe ich vorsichtig zu bedenken.

      „Glaub mir, ich kann es mir leisten. Ich habe ein komplettes Stipendium für das College und arbeite in meiner Freizeit, von der ich jede Menge habe, als Personaltrainer im Fitnessstudio.“

      Bei seinen Worten bekomme ich große Augen. Das wusste ich nicht. Aber wie hätte ich es auch wissen sollen, wenn er es mir nicht sagt?

      „Ich habe dich hergebracht und deswegen werde ich mich auch um dich kümmern.“

      Mehr sagt er nicht, sondern hält mir die Tür seines Wagens auf.

      Die Vorstellung, dass er sich um mich kümmert, hat mir damals schon gefallen. Und auch jetzt trifft er damit den richtigen Nerv, um mich zum Schweigen zu bringen.

      Während er sich einen Weg durch die Stadt sucht, hält er meine Hand fest in seiner.

      Als Sean vor einem Diner hält, erwarte ich schon fast, dass er wieder aus dem Wagen springt. Doch das ist diesmal nicht der Fall. Seine Hand legt sich zärtlich um meinen Hals, als würde er etwas sagen wollen. Tut es aber nicht. Stattdessen drückt er seine Lippen langsam auf meine.

      Als ich spüre, wie seine Zungenspitze über sie fährt, öffne ich meinen Mund. Dieses Mal kann ich es nicht verhindern, dass mir ein leises Stöhnen entfährt.

      Nun bin ich diejenige, die ein Stück zurückweicht. Fragend schaut er mich an, doch ich schüttle nur den Kopf. Ich weiß ja selber nicht, wieso ich das getan habe, aber er hat es in dieser kurzen Zeit geschafft, wieder ans Licht zu holen, was fast vergessen war. Ohne Probleme macht er genau da weiter, wo wir aufgehört haben.

      Sean scheint mich aber auch ohne Worte zu verstehen. Er geht nicht weiter auf mein Verhalten ein, als er aussteigt. Schnell folge ich seinem Beispiel. Hand in Hand betreten wir den Diner, wo wir uns einen Platz an der großen Glasfront suchen.

      Im Inneren des kleinen Restaurants ist alles hell eingerichtet. Der Tresen, der sich gegenüber der Tür befindet, und die Tische, die überall im Raum verteilt sind, bestehen aus hellem Holz. Auch die Bänke, Stühle und Barhocker sind mit einem hellen Stoff bezogen. An den Wänden hängen bunte Bilder, die der Einrichtung ein wenig Farbe verleihen.

      Kurz überlege ich, ob ich in so einem Laden arbeiten könnte. Dabei schleicht sich auch Sean in meine Gedanken. Würde er in einer Kleinstadt leben wollen?

      „Lindsay?“, höre ich ihn meinen Namen nun rufen. „Ist alles in Ordnung? Du bist so ruhig.“

      „Mir geht es bestens. Ich war nur in Gedanken“, erkläre ich schnell.

      „Waren es schöne Gedanken?“

      Bei seiner Frage hebe ich meinen Kopf und schaue ihm in die Augen.

      „Jip“, antworte ich mit einem Grinsen im Gesicht.

      „Kam ich auch darin vor?“

      „Was wäre, wenn ich Ja sagen würde?“