Sarah Glicker

Second Chance For Love


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die Stadt verlassen. Sobald meine Schwester diesen Schleimer geheiratet hat, hält sie hier auch nichts mehr.“

      Bei der Erwähnung von Cole zucke ich kurz zusammen.

       Weiß Sean, dass ich mit diesem Schleimer zusammen war?

       Ich habe keine Ahnung, aber falls dies nicht der Fall sein sollte, muss ich es ihm früher oder später sagen. Allein der Gedanke daran, dass ich ihm unsere frühere Beziehung enthüllen muss, sorgt dafür, dass sich mir der Magen umdreht. Es fühlt sich an, als hätte ich ihn betrogen, dabei waren wir doch gar nicht zusammen.

       „Aber über Cole brauche ich dir ja nichts zu erzählen. Du kennst ihn ja zur Genüge.“

       Kurz schaut Sean zu mir rüber. Bei seinen Worten geht mein Mund wie von alleine auf, um etwas zu erwidern. Allerdings habe ich keine Ahnung, was ich sagen soll. Deswegen schließe ich ihn schnell wieder und hoffe, dass er es nicht bemerkt hat.

       „Du weißt, dass wir zusammen waren?“, frage ich ihn, obwohl die Frage überflüssig ist.

       „Sicher“, sagt er mit einer Selbstverständlichkeit in der Stimme, dass ich mir vorkomme, als wäre ich ein kleines Kind.

       „Wie lange ging eure Beziehung?“, fragt er mich nun.

       „Ach? Das weißt du nicht?“

       „Mike hat es nicht so mit Zahlen“, erklärt er mir.

       „Etwas über ein Jahr“, flüstere ich, da die Beziehung zu Cole in diesem Moment das Letzte ist, an das ich denken will.

       In vielerlei Hinsicht war es falsch, mich mit ihm einzulassen. Leider wollte ich nicht auf Mike hören, der mich mehr als einmal gewarnt hat, und habe deswegen viel zu spät begriffen, wie Cole wirklich ist.

       Sean scheint zu spüren, dass meine Laune sich rapide verschlechtert. Er greift über die Mittelkonsole hinweg und nimmt meine Hand zärtlich in seine.

       Sofort kommt wieder das gleiche vertraute Gefühl zum Vorschein, das er schon vor Jahren in mir wachgerufen hat. Um mich abzulenken, konzentriere ich mich wieder auf die Straße.

       Es dauert eine Weile, aber schließlich halten wir auf einem Parkplatz, der zwischen zwei großen Häusern liegt.

       Sean sagt kein Wort, als er den Motor abstellt und aussteigt. Ich beobachte ihn dabei, wie er mit geschmeidigen Bewegungen den Wagen umrundet und schließlich vor meiner Tür stehen bleibt, um sie zu öffnen. Er schaut mich etwas unsicher an, als er mir seine Hand reicht. Auch wenn ich dieses Verhalten schon immer lächerlich gefunden habe, muss ich zugeben, dass ich die bei ihm unerwartete Höflichkeitsgeste genieße. Langsam greife ich nach seiner Hand und verschränke meine Finger mit seinen.

       Ein hoffnungsvoller Ausdruck erscheint auf seinem Gesicht, der auch in mir Hoffnung weckt. Aber ich lasse es mir nicht anmerken. Immer wieder rufe ich mir in Erinnerung, wieso ich mich von ihm getrennt habe. Er wohnt in einer anderen Stadt, und alleine deswegen wird es zwischen uns nicht funktionieren.

       Kaum bin ich mit beiden Füßen auf dem Boden, stellt er sich so dicht vor mich, dass ich spüren kann, wie seine Brust sich bei jedem Atemzug hebt und senkt.

       „Vergiss den Idioten“, flüstert er dicht an meinem Ohr.

       Sein heißer Atem streift es und sorgt dafür, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Dem zufriedenen Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitet, entnehme ich, dass er meine Reaktion auf ihn durchaus bemerkt hat.

       „Ich habe überhaupt nicht an ihn gedacht.“

       Sean sagt nichts, sondern legt seinen Arm um meine Hüfte und führt mich in das Restaurant.

       „Meine Mutter meint, dass es hier das beste Steak in der ganzen Stadt gibt. Sollte es also nicht schmecken, bin ich nicht schuld daran.“

       Er zwinkert mir kurz zu und rückt mir etwas unbeholfen den Stuhl zurecht, damit ich mich setzen kann.

       Ich lasse meinen Blick durch das Lokal wandern und bewundere die Einrichtung, die an den Wilden Westen erinnert. An den Wänden hängen alte Sättel und Schwarz-Weiß-Bilder von Cowboys, die Lassos werfen, um Rinder einzufangen. Auch die Stühle und Tischen sehen so aus, wie ich sie mir in einem richtigen Saloon vorstelle.

       Vor meinem inneren Auge erscheint ein Bild von Sean, wie er damals war. Er war ein echter Bad Boy, der mit allen Ärger hatte und sich von niemandem etwas sagen ließ. Nicht einmal von mir.

       Wie ich nun aber feststellen muss, hat er sich in den letzten Jahren verändert. Wobei ich mir aber sicher bin, dass dieser Charakterzug nicht ganz verschwunden ist.

       „Hast du jedes Mädchen, mit dem du zusammen warst, zum Essen ausgeführt?“, frage ich ihn kokett, um die Stimmung etwas zu heben.

       „Nach dir war ich mit keiner Frau mehr zusammen. Das war mein Ernst.“

       Die Mischung aus seiner Antwort und seinem Blick sorgt dafür, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch noch wilder durcheinander flattern.

       Ich lasse meinen Blick über seinen Körper schweifen, da ich das, was er sagt, kaum glauben kann. Sein Aussehen muss die Frauen doch magisch anziehen.

       „Was kann ich Ihnen bringen?“

       Dankbar für die Unterbrechung lächle ich die Kellnerin an. Das verschafft mir die Möglichkeit, meine Hormone wieder in den Griff zu bekommen.

       „Ich nehme ein Wasser“, antworte ich ihr.

       „Das Gleiche, außerdem zweimal das Steakmenü.“

       Höflich nickt sie und verschwindet wieder von unserem Tisch.

       „Es ist wunderbar, dass du dich wieder besser mit deinen Eltern verstehst“, beginne ich, da ich die Stille zwischen uns nicht mehr ertrage.

       Auch wenn ich es mir seit unserer Trennung nie eingestanden habe, merke ich jetzt, wie sehr ich seine tiefe Stimme vermisst habe.

       „Das finde ich auch. Wäre ich hiergeblieben, wäre es wohl nicht so gekommen.“

       „Wie läuft es denn in Fresno?“

       „Das Studium ist einfach und macht Spaß.“ Sean zuckt mit den Schultern. „Und wie läuft es bei dir?“

       „Ich studiere Informatik. Eigentlich wollte ich gar nicht aufs College gehen, aber mein Vater und meine Stiefmutter haben mich so lange bearbeitet, bis ich zugestimmt habe. Deswegen wohne ich auch noch bei ihnen.“

       „Wieso wolltest du denn nicht?“

       „Ich hätte lieber eine Ausbildung gemacht, damit ich Geld verdienen kann. Ich will die Welt sehen, da ist es nicht sehr hilfreich, wenn man studiert.“

       So oft habe ich den Leuten schon zu erklären versucht, wieso ich dazu keine Lust habe. Aber bis jetzt hat es noch keiner verstanden.

       „Das wolltest du damals schon“, entgegnet Sean. „Hast du mittlerweile mal etwas von deiner leiblichen Mutter gehört?“

       Als er meine Erzeugerin erwähnt, zucke ich unbewusst zusammen. Auf sie war ich noch nie gut zu sprechen.

       „Wir wissen nicht, wo sie ist oder ob sie eine neue Familie hat. Aber das ist mir auch egal. Dad ist glücklich in seiner zweiten Ehe. Marianne ist wie eine echte Mutter für mich. Sie hat so viel von meinem Leben mitbekommen, dass ich sie schon seit Jahren als Mutter ansehe. Und genauso hat sie Mike und mich auch von Anfang an behandelt.“

       „Ich erinnere mich noch sehr gut an ihre Pfannkuchen.“

       Sean wackelt mit den Augenbrauen, was mich zum Lachen bringt. Immer wenn Marianne Pfannkuchen gemacht hat, haben wir uns alle versammelt und sind darüber hergefallen.

       Während wir auf das Essen warten, unterhalten wir uns über belanglosere Dinge. Meine Sucht nach dem dunkleren Klang seiner Stimme ist wieder erwacht. Ich liebe das Gefühl, das er damit in mir auslöst. Er lässt mich ruhiger und zugleich wilder werden. Niemals hätte ich gedacht, dass