Sarah Glicker

Second Chance For Love


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schießt mir die Frage durch den Kopf, ob Sean und Mike miteinander gesprochen haben. Die beiden waren früher nämliche beste Freunde. Daher müsste mein Bruder es eigentlich wissen, wenn Sean wieder in der Stadt ist.

       Ich beobachte Mike genau, aber dieser verzieht keine Miene. Schon früher habe ich das gehasst, aber jetzt verfluche ich ihn für ein Pokerface.

       „Gut, du hast also bereits mit ihm gesprochen“, kommt es vorsichtig über meine Lippen, da ich keine Ahnung habe, wie viel Mike weiß.

       Er setzt sich in Bewegung und lässt sich auf die Bettkante fallen.

       „Wirst du dich mit ihm treffen?“

       „Ich glaube, die Antwort auf deine Frage kennst du schon. Du kannst mir nicht erzählen, dass er dir kein Sterbenswörtchen verraten hat.“

       Meine Stimme klingt herausfordernd. Ich bin eh schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch deswegen. Mich jetzt auch noch mit meinem Bruder darüber unterhalten zu müssen, macht die Sache nicht gerade einfacher für mich.

       „“Na gut“, erwidert Mike, weicht dabei aber meinem Blick aus. „Dieser Mann liebt dich.“

       Während er spricht, versuche ich meine Atmung unter Kontrolle zu halten. Aber so ganz gelingen will es mir nicht. Mein Körper füllt sich buchstäblich mit Freude bei dem Gedanken daran, dass Sean vielleicht wirklich immer noch Gefühle für mich hat. Obwohl Joleen das auch gesagt hat, konnte und wollte ich es einfach nicht glauben.

       „Ich weiß, was dir gerade durch den Kopf geht, und ich kann dir nur sagen, dass du es darauf ankommen lassen solltest. Er ist nicht seine Schwester.“

       Bei diesen Worten hebe ich ruckartig meinen Kopf und blicke ihn an.

       „Das weiß ich“, entfährt es mir schnell.

       Mike soll gar nicht erst denken, dass ich Sean mit Heather vergleiche. Die beiden sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht.

       „Wovor hast du dann Angst?“

       „Ich weiß es nicht“, gebe ich zu und streiche mir dabei ein paar Strähnen aus dem Gesicht.

       „Hör auf, dir darüber den Kopf zu zerbrechen, was passieren könnte.“

       Er gibt mir einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter und steht wieder auf.

       „Hast du eigentlich gewusst, dass Cole Heather einen Antrag gemacht hat?“, frage ich ihn beiläufig.

       „Das ist doch super. Sie passt zu ihm wie Arsch auf Eimer. Die Kinder von denen tun mir jetzt schon leid. Mit den beiden als Eltern wird es sicherlich nicht einfach.“

       Auf seinem Gesicht breitet sich ein gemeines Grinsen aus. Aber in diesem Punkt kann ich ihm nur recht geben. Beide sind Kontrollfreaks und wollen immer alles an sich reißen. Wenn sich jemand ihren Wünschen entgegenstellt, lassen sie ihm das nicht durchgehen.

       Mike beugt sich zu mir hinüber, um mich in seine Arme zu schließen. Nachdem er mir noch einen prüfenden Blick zugeworfen hat, verlässt er mein Zimmer wieder.

       Ich schaue kurz auf mein Handy und beschließe dann, dass es an der Zeit ist, mich fertig zu machen. Von Sekunde zu Sekunde werde ich nervöser. Wenn man mich beobachten würde, könnte man vermutlich den Eindruck gewissen, dass ich noch nie in meinem Leben ein Date gehabt hätte. Aber sosehr ich es auch versuche, ich werde nicht ruhiger.

       Um Punkt acht Uhr höre ich, wie das Geräusch der Türklingel durch das Haus schallt. Nervös schlüpfe ich in meine schwarzen High Heels und greife nach meiner ebenfalls schwarzen Tasche.

       Bevor ich durch die Tür meines Zimmers trete, werfe ich noch einen letzten Blick in den großen Spiegel, der an meinem Schrank hängt.

       Ich habe mich für ein graues Kleid mit schwarzen Mustern entschieden. Es passt zu den meisten Anlässen, also ist es egal, wohin Sean mich mitnimmt. Meine Haare habe ich offen gelassen, aber ein paar Wellen hinein gezaubert. An meinem Hals trage ich die Kette, die er mir damals geschenkt hat. Sie ist mit einem Herzen und mehreren Strasssteinen verziert. Oft habe ich versucht, sie in den Müll zu schmeißen, aber ich konnte es einfach nicht.

       Als ich den Treppenabsatz erreiche, höre ich die Stimmen von Mike und Sean. Um die beiden auf mich aufmerksam zu machen, gehe ich so laut es geht hinunter, bleibe jedoch schon nach wenigen Schritten wie vom Blitz getroffen stehen. Denn der Anblick von Sean verschlägt mir die Sprache.

       Er trägt eine tief sitzende Jeans und ein Hemd, von dem die oberen Knöpfe offenstehen. Es spannt sich um seine Arme und seine Brust und sorgt so dafür, dass mein Blick an seinen Muskeln hängen bleibt. Damals hatte er schon viele, aber in den letzten Monaten ist er eindeutig noch kräftiger geworden. Als mir wieder einfällt, dass Mike neben uns steht, reiße ich mich schnell zusammen und höre auf ihn anzuglotzen.

       „Hi, du siehst fantastisch aus“, begrüßt er mich, nachdem ich die unterste Treppenstufe erreicht habe.

       In der nächsten Sekunde lehnt er sich zu mir und drückt einen sanften Kuss auf meine Wange. Meine Haut beginnt zu prickeln und mein Verstand setzt einen Augenblick aus. Innerlich verpasse ich mir selber einen Arschtritt, weil mein Körper immer noch so intensiv auf ihn reagiert.

       „Danke“, erwidere ich, wobei meine Stimme etwas zu schrill klingt.

       So nervös bin ich nicht einmal gewesen, als ich Sean kennengelernt habe.

       Beruhige dich, Lindsay!, ermahne ich mich selber, obwohl mir klar ist, dass dies nichts bringen wird.

       „Wir müssen unbedingt wieder zusammen trainieren“, wendet sich Mike an Sean, der von der Idee begeistert zu sein scheint.

       Erleichtert darüber, dass mein Bruder für etwas Ablenkung sorgt, atme ich tief durch.

       „Auf jeden Fall“, meint Sean.

       Kurz blicke ich zwischen den beiden hin und her, entscheide mich aber dazu, nichts zu sagen.

       „Wollen wir?“, wendet sich Sean nun an mich und zieht so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

       „Von mir aus können wir los.“

       Kaum habe ich ausgesprochen, greift er nach meiner Hand. Eine Art elektrischer Schlag durchfährt mich an der Stelle, an der seine Haut meine berührt. Als ich einen Blick in sein Gesicht wage, erkenne ich, dass er meine Reaktion bemerkt hat, denn ein leichtes Lächeln legt sich auf seine Lippen.

       Damit sieht er so süß aus, dass ich mich zusammenreißen muss, um ihm nicht um den Hals zu fallen. Zum ersten Mal an diesem Tag habe ich das Gefühl, dass die kommenden Stunden doch nicht so schlimm werden könnten, wie ich befürchtet habe. Erst das Räuspern von Mike reißt mich aus meinen Träumereien.

       „Viel Spaß“, flüstert er mir ins Ohr und nickt Sean zu.

       Da ich nicht weiß, was ich sagen soll, verlassen Sean und ich das Haus, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Kaum sind wir durch die Tür getreten, kann ich endlich befreiter atmen. Ich habe das Gefühl, als wäre eine große Last von meinen Schultern gewichen, obwohl dies noch der leichtere Teil war.

       Dieser Abend verspricht interessant zu werden.

      3

      „Wo fahren wir hin?“, frage ich Sean, nachdem er sich in den Verkehr eingegliedert hat und den BMW durch die Straßen lenkt.

      Es ist der gleiche Wagen, den er schon auf der Highschool gefahren ist. Allerdings habe ich bereits auf den ersten Blick gesehen, dass er ein paar Dinge hat machen lassen. Die Stoßstange ist nicht mehr eingedrückt und die Beifahrerseite nicht mehr zerbeult. Das war passiert, als ihm einer in die Seite gefahren war. Er hatte es damals so belassen, da die Versicherung Stress gemacht hat und er sich die Kosten sparen wollte.

      „Es ist schon ein paar Jahre her, seitdem ich das letzte Mal in Las Vegas war, deswegen musste ich erst meine Eltern fragen. Ich hoffe, ich finde das Restaurant auf Anhieb.“

      „Deine