Sarah Glicker

Second Chance For Love


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werden schnell vorbeigehen.“

      Verzweifelt fährt er sich mit der freien Hand durch die Haare. Die andere umklammert meine Hände.

      „Mir fällt es nicht leicht“, wispere ich, da ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.

      „Ich liebe dich“, betont er noch einmal.

      Seine Stimme ist leise, trotzdem vernehme ich jedes einzelne Wort, als würde er es mir ins Gesicht schreien.

      „Ich dich auch, aber ich kann das nicht. Sean, bitte, versteh mich doch!“, flehe ich ihn an.

      Dabei kann ich nicht verhindern, dass mir die Tränen über das Gesicht laufen. Es zerreißt mir das Herz, aber ich weiß, dass ich das Richtige tue.

      Sean lässt mich keine Sekunde aus den Augen. Er wartet darauf, dass ich ihm mitteile, dass alles nur ein Scherz war, aber genau das mache ich nicht. Stattdessen stehe ich auf.

      Ich will ihm meine Hand entziehen, aber Sean lässt mich nicht los.

      „Bitte, mach es mir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist.“

      Sean steht so dicht vor mir, dass ich seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren kann.

      Anstatt etwas zu sagen, beugt er sich zu mir hinunter und küsst mich. Augenblicklich schmelze ich in seinen Armen dahin. All meine Liebe und Verzweiflung lasse ich in die Berührung unserer Lippen fließen.

      „Ich weiß, ich hätte manche Dinge tun sollen, die ich nicht getan habe“, flüstert er an meinem Mund. „Ich lasse dich nur gehen, weil du es willst. Aber du gehörst an meine Seite. Und es wird der Tag kommen, an dem ich es dir beweisen werde.“

      Seine Ansage setzt sich in meinem Herzen fest. Ich bin mir sicher, dass sie genau an dieser Stelle bleiben werden. Und tief in meinem Inneren hoffe ich, dass er recht hat.

      „Ich liebe dich, Sean. Pass bitte auf dich auf!“ Mit diesen Worten drehe ich mich um und gehe.

      Ich verlasse den Mann, dem mein Herz gehört. Mit schnellen Schritten entferne ich mich von ihm. Dabei habe ich aber ständig sein Gesicht vor Augen, wie es von Angst erfüllt ist. Und ich weiß genau, dass ich es niemals vergessen werde.

      Erst, als ich mir sicher bin, dass er mich nicht mehr sehen kann, sinke ich hinter einem Baum zu Boden, vergrabe das Gesicht in meinen Händen und lasse meinen Tränen freien Lauf.

      1

      Verschlafen blicke ich auf die Uhr, nachdem ich meine Augen aufgeschlagen habe.

      Sieben Uhr.

      Während ich die Decke über meinen Kopf ziehe, stöhne ich laut auf. Aber sosehr ich es mir auch wünsche, ich kann nicht mehr schlafen.

      Heute ist der erste Tag der Semesterferien. Eigentlich wollte ich ausschlafen, aber aus irgendeinem Grund bin ich jetzt schon wach. Kurz spitze ich meine Ohren, aber im Haus ist noch alles ruhig. Meine Eltern sind schon unterwegs und mein älterer Bruder Mike liegt wahrscheinlich noch von seiner gestrigen Party im Koma.

       Falls er überhaupt nach Hause gekommen ist.

       Ich habe gerade das erste Jahr meines Informatik-Studiums beendet, während für Mike nach den Ferien das letzte Jahr beginnen wird. Eigentlich wollte ich nicht studieren, aber meine Eltern haben mir so lange in den Ohren gelegen und als Begründung angeführt, dass ja sogar Mike aufs College gehen würde, bis ich schließlich nachgegeben habe.

       Dabei weiß ich ganz genau, wieso Mike studiert. Für ihn ist es nur eine Möglichkeit, noch ein paar Freiheiten zu genießen, bevor er ins Berufsleben startet. Und zu diesen Freiheiten gehören auf jeden Fall Partys und Frauen. Obwohl ich nicht so oft feiern gehe wie er, haben wir trotzdem ein super Verhältnis. In den letzten Jahren hat er mir mehr als einmal bewiesen, dass ich mich auf ihn verlassen kann.

       Seufzend schlage ich nun die Decke zur Seite und verlasse das Bett. Mit wenigen Schritten habe ich mein kleines Zimmer durchquert und die Tür geöffnet. Als ich den Flur betrete, werde ich von der Ruhe des Hauses empfangen. Zügig gehe ich weiter ins Badezimmer, um mich fertig zu machen.

       Eine Stunde später stehe ich in der Küche und schlürfe meinen Kaffee. Das Klingeln meines Handys lässt mich erschrocken zusammenfahren.

       „Ja?“, frage ich, nachdem ich abgenommen habe, ohne einen Blick auf das Display zu werfen.

       „Guten Morgen, Süße! Ich hoffe, ich habe dich nicht geweckt“, ertönt die gut gelaunte Stimme meiner besten Freundin Joleen.

       „Hast du nicht.“

       „Wie wäre es mit Frühstück?“, erkundigt sie sich nun.

       „In einer halben Stunde bei Johnson?“

       Das Johnson ist ein kleines und gemütliches Café, in dem man super frühstücken kann. Da es nicht direkt am Strip liegt, verirren sich nicht so viele Touristen dorthin, weshalb der Laden nicht so überfüllt ist. In den letzten Jahren ist sie unser Stammlokal geworden.

       „Wir sehen uns!“

       Mit diesen Worten legt sie wieder auf. Schnell trinke ich meinen Kaffee aus und schnappe mir beim Verlassen des Hauses meine Tasche und die Autoschlüssel.

       Draußen begrüßt mich die Sonne. Es verspricht ein schöner Tag zu werden, aber da wir hier mitten in der Wüste sind, ist fast jeder Tag so. Die Luft ist warm, typisch für Las Vegas.

       In dieser Stadt wurde ich geboren. Obwohl mich nicht nur schöne Momente mit ihr verbinden, liebe ich sie. Trotzdem möchte ich nicht den Rest meines Lebens hier verbringen. Früher habe ich mir immer ausgemalt, wie ich die Welt entdecke. Mittlerweile denke ich jedoch etwas anders darüber. Ich will zwar immer noch so viel wie möglich reisen, aber dabei den Ort finden, an den ich gehöre.

       Während der Autofahrt entdecke ich immer wieder Touristen. Da sie so viel wie möglich von der Stadt der Sünde sehen möchten, sind sie schon sehr früh unterwegs.

       Wenige Minuten später finde ich einen freien Parkplatz, der nicht weit entfernt ist. Während ich aussteige und den Wagen abschließe, laufen ein paar Kumpel meines Exfreundes Cole an mir vorbei. Erleichtert atme ich auf, als sie einfach vorübergehen, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Kurz frage ich mich, ob sie mich überhaupt erkannt haben, aber selbst wenn nicht, würde mich das nicht stören.

       Bei der Erinnerung an ihn und somit auch an das Ende unserer Beziehung bekomme ich Magenschmerzen. Bevor dieser Mann mir aber den Tag versauen kann, schiebe ich diese Gedanken beiseite und betrete das Café.

       Es ist gemütlich eingerichtet. An den Wänden hängen Bilder und Regale, auf denen Bücher stehen, welche die Gäste lesen können. Die Tische erinnern an normale Küchentische, mit ihren Bänken davor. Es ist in verschiedenen Brauntönen gehalten, sodass alles farblich perfekt zueinanderpasst.

       Joleen sitzt schon in der hintersten Ecke und winkt mir zu.

       „Hi“, begrüßt sie mich, als ich an den Tisch trete und mich auf die Bank sitzen lasse. „Wie kommt´s, dass du schon so früh wach bist?“

       „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Ich konnte nicht mehr einschlafen, obwohl ich gerne noch etwas gedöst hätte.“

       Meine Schultern bewegen sich ein Stück nach oben, um dann wieder nach unten zu sinken.

       „Dein Pech, mein Glück“, erwidert sie.

       Im Gegensatz zu mir ist Joleen eine Frühaufsteherin. An manchen Tagen steht sie schon auf, bevor die Sonne aufgegangen ist. Ich habe keine Ahnung, was sie zu diesen Uhrzeiten schon macht, habe sie aber auch noch nie danach gefragt.

       Nachdem die Bedienung mir eine Tasse Kaffee gebracht hat, lasse ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Familien und Paare haben sich an den Tischen verteilt. Kinder lachen und Männer legen die Arme um ihre Frauen oder Freundinnen.

       Bei diesem Anblick zieht sich mein Bauch