Peter Wolff

Vendetta Colonia


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den Auftrag erhalten hat, zwei Mitarbeiter einzustellen.

      In der Mittagspause hat er ein Gespräch mit einem Kandidaten, den er in einer nahegelegenen Gaststätte treffen will. Die Kölnische Umschau ist zentral gelegen, unweit des Hauptbahnhofes und auch in Nähe des größten Wahrzeichens der Stadt am Rhein, des ab 1248 erbauten Kölner Doms.

      Werner will sich noch kurz die Beine vertreten und so verlässt er seine Redaktion frühzeitig, um noch ein wenig in der schönen Maisonne herum zu schlendern.

      Werner Schmitz ist gebürtiger Kölner. Er liebt diese Stadt, er lebt sie. Nach seinem Aufstieg zum bekannten Lokal- und Sportjournalisten ist er in Köln ein bekannter Mann, fest im gesellschaftlichen Leben Kölns wirklicher und selbst ernannter Größen verankert und über vielfältige Kontakte verfügend.

      Was ihm noch fehlt, ist die Frau fürs Leben. Werner Schmitz hat die 40 bereits überschritten, es wird Zeit, eine Familie zu gründen.

      Eine halbe Stunde bleibt ihm noch bis zum Termin im „Alt Köln am Dom“, einem stadtbekannten großen Restaurant am Bahnhofsvorplatz.

      Gedankenverloren flaniert Werner über den Domvorplatz, als er einer jungen Dame gewahr wird, die, genüsslich an einem Eis schleckend, zwischen den Geschäften am Rande des Platzes hin- und hergeht.

      Nur selten um einen guten Spruch verlegen, nähert er sich der auffallend hübschen, offenbar noch blutjungen Frau, behutsam und wartet, bis sie sich von den Geschäften abwendet und seine Richtung einschlägt.

      Als sie an ihm vorbeikommt, nimmt er allen Mut zusammen.

      „Darf ich vorstellen, zur Linken der Kölner Dom!“

      Nicht sonderlich originell, denkt er sich, und hofft, dass sein legerer Spruch dennoch ausreichend ist, um die junge Dame in ein Gespräch zu verwickeln.

      „Das ist ja interessant. Arbeiten Sie als Fremdenführer?“

      „Nein, ich bin Lokal- und Sportredakteur bei der Kölnischen Umschau, gleich hier um die Ecke, in der Stolkgasse.“

      „Ich arbeite auch hier in der Nähe, in der Industrie- und Handelskammer.“

      „Dann sind sie auch in der Mittagspause?“

      „Ja.“

      „Ich würde Sie ja gern auf einen Kaffee einladen, aber ich habe gleich im Alt Köln einen Termin mit einem Bewerber für unsere Redaktion. Vielleicht können wir uns morgen in der Pause treffen?“

      „Ich glaube nicht, dass ich im Moment eine gute Gesprächspartnerin bin. Meine Mutter ist kürzlich verstorben.“

      „Das tut mir leid, dann werde ich Sie selbstverständlich nicht weiter belästigen. Hier: Meine Visitenkarte. Wenn Sie es sich anders überlegen, wenn Sie Hilfe brauchen oder Ihnen einfach nur nach Reden ist, melden Sie sich einfach.“

      Zögernd nimmt Clarissa Kramer die Karte des Unbekannten an und wendet sich von ihm ab.

      „Mein Name ist Werner Schmitz.“, ruft der Journalist Clarissa noch nach.

      Kurz dreht sie sich noch einmal zu ihm um. „Ich heiße Clarissa.“

      Nach der Arbeit Zuhause angekommen, hat Clarissa Kramer die Begegnung am Mittag beinahe schon vergessen.

      Die Beerdigung Ihrer Mutter muss geplant werden, zudem gilt es, eine neue Wohnung zu suchen.

      Jetzt, nach dem Tode Amandas und dem Auszug der Schwester Antonella, die geheiratet hat, ist die Wohnung in der Meister-Ekkehart-Straße in Köln-Lindenthal für sie und ihren Vater zu groß und vor allem deutlich zu teuer.

      Die Wohnungssuche gestaltet sich als schwierig. Die Mietpreise in Köln steigen, „Schnäppchen“ gibt es selten und um an günstige Wohnungen zu kommen, bedarf es oft persönlicher Kontakte zu einflussreichen Menschen in der Stadt.

      Clarissa und Hans haben bereits mehrere Wochen erfolglos gesucht, als Clarissa durch Zufall eine Visitenkarte in der Tasche ihrer Sommerjacke entdeckt. Warum ist ihr der Gedanke nicht schon vorher gekommen? Werner Schmitz arbeitet bei der Zeitung, er verfügt bestimmt über entsprechende Kontakte und kann ihr womöglich bei der Wohnungssuche helfen. Ob er sich wohl noch an sie erinnert?

      Einen Versuch ist es in jedem Fall wert und so greift sie zum Telefonhörer.

      „Guten Tag Herr Schmitz, hier ist Clarissa.“

      Werner Schmitz freut sich sehr über den unverhofften Anruf. Hatte er doch schon gar nicht mehr damit gerechnet, von seiner flüchtigen Bekanntschaft vom Domvorplatz jemals wieder zu hören.

      „Guten Tag! Das ist ja eine freudige Überraschung.“

      „Haben Sie vielleicht heute in der Mittagspause Zeit? Ich habe eine Bitte, vielleicht können Sie mir helfen.“

      „Ja, kein Problem. Wo sollen wir uns treffen? 12:30 Uhr beim „Gröters“? Kennen Sie die Gaststätte?“

      „Ja.“

      „Dann bis gleich.“

      „Vielen Dank, Herr Schmitz.“

      Werner Schmitz springt auf von seinem Stuhl und klatscht in die Hände. Hatte er doch gar nicht mehr erwartet, von der jungen Dame, die Wochen zuvor seine Aufmerksamkeit erregt hatte, jemals wieder zu hören.

      Es ist erst 10:00, dem Sportjournalisten fällt es schwer, sich weiterhin auf die Arbeit zu konzentrieren. Seine Gedanken kreisen bereits um das bevorstehende Treffen mit der schönen Unbekannten.

      Bereits um 12:15 betritt Werner das Lokal.

      „Hallo Bätes, tu' mir mal ein Kölsch.“

      „Werner! Was treibt Dich den schon mittags hier hin, Du kommst doch sonst erst nach Feierabend?“

      „Das wirst Du gleich sehen, Junge. Trinkst Du eins mit?“

      „Da sage ich selten nein.“

      „Dann mach' Dir auch eins.“

      „Prost, Werner.“

      „Prost, Bätes.“

      Pünktlich um 12:30 betritt Clarissa Kramer die Gaststätte Gröters.

      „Guten Tag, Herr Schmitz.“

      „Guten Tag, Clarissa. Schön, Sie wiederzusehen. Leider kann ich Sie nur beim Vornamen anreden, also tun Sie das doch auch: ich heiße Werner. Lassen Sie uns zum Du übergehen.“

      „In Ordnung, Werner.“

      „Was möchtest Du trinken?“

      „Nur ein Wasser bitte, ich muss ja gleich noch arbeiten.“

      „Ein Wasser für die Dame und noch ein Kölsch für mich, Bätes.“

      Werner Schmitz ist genauso beeindruckt wie bei der ersten Begegnung auf der Domplatte, irgendetwas an der jungen Frau fasziniert ihn.

      „Du siehst sehr südländisch aus. Hast Du Familie in Südeuropa?“

      „Meine Mutter ist...meine Mutter war...“, Clarissa stockt die Stimme.

      „Brauchest Du ein Taschentuch?“ fragt Werner.

      „Nein, es geht schon. Meine Mutter war Italienerin.“

      „Das lässt sich nicht verleugnen, die italienische Herkunft steht Dir aber ganz hervorragend.“, umschmeichelt Werner die junge Frau.

      „Danke.“

      „Nun gut, wie kann ich Dir helfen?“

      „Ich suche für meinen Vater und mich eine neue Wohnung. Wir wohnten zu viert, meine Schwester Antonella hat geheiratet und ist bereits ausgezogen, in einer Wohnung in der Meister-Ekkehart-Straße in Lindenthal. Nach dem Tod meiner Mutter suchen mein Vater und ich eine etwas kleinere und vor allen Dingen eine etwas günstigere Wohnung. Und ich dachte, da Sie, Entschuldigung, da Du bei der Zeitung bist...“.

      „Ich