Narcia Kensing

Glutroter Mond


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greift um mein Genick und zwingt mich auf die Knie. Das Wasser ist jetzt ganz nahe, ich kann mein Spiegelbild sehen, wenn auch nur verzerrt, weil die Oberfläche vom Wind heute Abend unruhig ist.

      Unvermittelt taucht Craig seine freie Hand in den Fluss und spritzt mir einige Tropfen ins Gesicht. Nicht viele, aber hinreichend, um mir zu demonstrieren, welche Qualen sie mir zufügen könnten, wenn sie es wollten. Das Wasser ätzt sich wie Säure in meine Gesichtshaut. Die V23er verstehen etwas von ihrem Fach, das muss ich ihnen lassen. Sie haben die unangenehmen Eigenschaften der Acrai, ihren Urvätern, geschickt aus sich herausgezüchtet. Sie sind nicht wasserscheu wie wir.

      Ich beiße mir auf die Lippen. Ich werde nicht schreien.

      »Wie bist du in die Stadt gelangt?«, schreit Craig mir ins Ohr, als sei ich taub. »Antworte!«

      Erneut landet ein Schwall Wasser auf meinem Gesicht. Mir wird schwindlig, ich muss dagegen ankämpfen. Ich möchte nicht vor ihren Augen die Besinnung verlieren.

      Ich schweige beharrlich. Ich werde ihnen nicht sagen, dass es einen Durchgang in der Nordröhre des Lincoln Tunnels gibt. Er ist nicht vollständig eingestürzt. Sollte ich ihnen das verraten, wäre der Zugang für meine Sippe für immer passé. Wir sind jedoch darauf angewiesen, und dabei geht es nicht bloß um den Erwerb von Luxusartikeln. Wir benötigen Menschen, um zu überleben.

      »Ich werde die Antwort noch aus dir herausbekommen. Was wolltest du überhaupt auf unserem Terrain? Wildern, stimmt's? Wo haust deine Sippe?«

      Alles Fragen, die ich ihm garantiert nicht beantworten werde, egal, wie sehr sie mich quälen. Mein Wille ist eisern, er kann nicht gebrochen werden. Ich fürchte den Tod nicht.

      Als Craig merkt, dass ich wild entschlossen bin, mein Wissen für mich zu behalten, erhebt er sich. »Loraine, gib mir die Pistole.«

      Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass er sie an sie weitergegeben hatte. Ich wittere meine Chance. Ich reiße den Kopf herum und sehe durch den Schleier aus Schmerz Craigs Silhouette, die sich vor dem Licht einer Laterne abhebt - eine der wenigen, die noch funktionieren. Er streckt die Hand aus, als wolle er etwas entgegennehmen.

      Ich sammle all meine Kraft und meinen Mut und beiße erneut in Kanes und des anderen Mannes Hand. Meine Bewegungen sind so schnell, dass sie es erst mitbekommen, als der Schmerz sie reflexartig die Hand wegziehen lässt. Ich fahre nach oben und versetzte ihnen nacheinander einen Tritt. Sie schreien, rudern mit den Armen und fallen mit einem lauten Platschen in den Fluss.

      Craig fährt herum, er ist noch immer unbewaffnet. Loraine steht mit der Pistole in der Hand neben ihm und hält sie ihm hin. Mit gefletschten Zähnen springe ich ihn an, ehe er sie an sich nehmen kann. Hart pralle ich gegen ihn und reiße ihn zu Boden. Ich packe seinen schwarzen Anzug und schleudere ihn Richtung Fluss, seinen Kameraden entgegen. Auch er schlägt auf der Wasseroberfläche auf. Ich bin stärker als ein Mensch, aber es kostet mich enorme Willenskraft und Energie. Ich bin nicht sicher, ob ich eine Flucht noch überstehe. Ich entscheide, Loraine zu ignorieren und meine Kräfte stattdessen in einen schnellen Spurt zu investieren. Im Augenwinkel sehe ich, wie sie die Pistole auf mich richtet, aber der Lauf zittert.

      »Loraine! Schieß doch endlich!« Craigs Stimme dröhnt von der Wasseroberfläche aus zu mir herüber. Er und seine beiden Kollegen sind bereits dabei, wieder ans Ufer zu klettern. Ich mache auf dem Absatz kehrt und renne in die Nacht hinaus. Hinter mir gellen Schüsse, aber keiner davon trifft sein Ziel.

      Ich renne und renne, passiere den Central Park und hetze die menschenleere Fifth Avenue hinunter nach Süden. Meine Kräfte verlassen mich jedoch schnell, mir geht die Puste aus. Schon bald werde ich langsamer, falle in ein gemächliches Gehtempo. Die Schusswunde an meinem Schienbein ist verheilt. Zum Glück hat mich keine weitere Kugel getroffen. Ich bezweifle, dass mein Körper es noch einmal so gut weggesteckt hätte.

      Ich lege den Kopf in den Nacken und beobachte den Nachthimmel. Dunkle Wolken schieben sich immer wieder vor den Mond. Hoffentlich regnet es nicht. Noch mehr Wasser kann ich jetzt am allerwenigsten gebrauchen.

      New York ist bei Nacht einst ein wahrlich magischer Ort gewesen, doch vom ehemaligen Glanz des Big Apple ist nichts übrig geblieben. Keine hell erleuchteten Fenster, kein lärmender Verkehr. Wo ist nur die Zeit geblieben?

      Ich zwinge mich, meine Konzentration wieder im Hier und Jetzt zu verankern. Was mache ich nur? Ich habe die Drogen nicht bekommen, und ehrlich gesagt ist das momentan auch mein kleinstes Problem. Heute Nacht kann ich mich nicht zurück zum Lincoln Tunnel wagen.

      Ich beschließe, bis zum nächsten Tag zu warten. Vielleicht kann ich der Beschäftigung nachgehen, die Craig mir vorgeworfen hat - wildern. Ein paar frische Menschen könnte meine Sippe gut gebrauchen. Und ich sowieso. Meine Energiereserven sind im Keller.

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