Kerstin Hornung

Die Nähe der Nornen


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wo sich Rond’taro mit einer Gruppe Elben aufhält, hat der Zauberer einen Nebel über das Land gelegt, der alle Sinne der Elben verwirrt.

      Mithilfe ihrer besonderen Gaben, gelingt es Josephine, den Nebel zu vertreiben. Gleich darauf können die Elben sich den Weg in die Halle der Erkenntnis freikämpfen. Doch die Halle ist völlig zerstört und Rond’taro wird von einer dunklen Vision heimgesucht. Er sieht, dass es dem Zauberer Dosdravan gelingen wird, eine rothaarige Elbin in seine Gewalt zu bringen. Sie wird dem Zauberer einen Nachkommen gebären, durch den Dosdravan unsterblich und damit zum mächtigsten Wesen der Welt wird. Alle Elben, die nicht fliehen, werden sterben.

      Diese Vision stürzt Rond’taro in tiefe Resignation, sodass er, selbst als es Ala’na gelingt, mit ihm in Verbindung zu treten, nicht erkennt, dass seine Gefährtin in Gefahr schwebt.

      Josephine ist klar, dass sie Ala’na helfen muss, zurück in ihren Körper zu gelangen. Dies ist jedoch unmöglich, da Ala’nas Körper in Pal’dor liegt und die Stadt im Wald durch den Zauberer und das Heer des Königs von der Außenwelt abgeschottet ist.

      Philip verbringt den ganzen Winter in Hilmar von Weidens Burg. Eines Tages erreicht ihn ein Brief von einem Freund seines Lehrers Theophil, mit der Aufforderung, sich sobald als möglich in die Heimatstadt seiner Mutter, nach Corona, zu begeben.

      Da Hilmar nicht weiß, ob Vinzenz von Hohenwart in der Zwischenzeit auf seiner Reise in die Königsburg und von dort ins Monastirium Wilhelmus etwas herausfinden konnte, sieht er jetzt die Gelegenheit, mit den Männern des geheimen Schlüssels in Verbindung zu treten, und dadurch vielleicht an die Beweise zu gelangen, dass es noch Erben der alten Königslinie gibt.

      Damit Philip unerkannt reisen kann, überschreibt ihm Hilmar ein Stück Land und verleiht ihm einen Adelstitel.

      Als Arina erfährt, dass ihr Vater und Philip gemeinsam nach Süden reisen wollen, fordert sie zornig eine Erklärung und Hilmar zieht sie ins Vertrauen. Durch die Komplizenschaft legt sie ihre abweisende Haltung Philip gegenüber ab. Alle Barrieren zwischen ihr und Philip schmelzen dahin.

      Leron’das, der zur Wintersonnwende noch einmal sein Glück in Corona versucht, muss erneut fliehen. Von Dekan Resilius erhält er in letzter Minute den Hinweis, sich ins Monastirium Wilhelmus zu begeben und dort nach den Aufzeichnungen von Eridius zu fragen. Auf dem Weg ins Monastirium erfährt der Elbe, dass sich der König ebenfalls im Kloster befindet. Vorsichtig nähert er sich dem Ort seiner Bestimmung. Wochenlang arbeitet er als Hilfskraft in der Küche, bis er sich endlich dazu entschließt, sich dem Abt Benidius, der ein verständiger Mensch zu sein scheint, zu öffnen. Gleichzeitig fasst auch Vinzenz von Hohenwart den Entschluss, mit dem Abt zu sprechen. Es kommt zu einer schicksalhaften Begegnung dieser drei Männer. Doch der König enttarnt Leron’das und setzt seine Wachen auf dessen Fersen. Der Abt gerät zwischen die Fronten und der König sticht ihn nieder.

      Mit letzter Kraft schleppt sich Benidius in den geheimen Stollen, in dem Vinzenz und Leron’das die Wahrheit über den rechtmäßigen König von Ardelan erfahren, und übergibt Vinzenz den Schlüssel zu dieser Tür.

      Vinzenz von Hohenwarts Weg ist damit klar. Da er weiß, dass es noch einen Erben aus dem Geschlecht der Kronthaler Könige gibt, reist er nach Hause, um Verbündete für seinen Kampf gegen König Levian zu suchen.

      Leron’das geht zurück nach Munt´tar, von wo aus er die Elben dazu veranlassen will, dem neuen König den Weg zu bereiten, wie es in der Prophezeiung, die er im Kloster entdeckt hat, steht:

       Der König wird wiederkehren. Boten werden ihm vorausgehen, wie sie die Menschen nicht oft gesehen haben.

      Aufgrund dieser Prophezeiung bricht Almira’da, Leron’das heimliche Geliebte, nach Eberus auf.

      Philips und Hilmars Vorbereitungen für die Reise nach Süden sind getroffen. Ein Stück weit wollen sie gemeinsam reisen, ehe sich ihre Wege trennen. Hilmar will in Eberus das Oberhaupt der Kirche für ihre Sache erwärmen, während Philip in Corona alles in Erfahrung bringen soll, was für ihr weiteres Vorgehen vonnöten ist.

      Arina gelingt es, ihren Vater zu überzeugen, dass er sie mitnimmt.

      Sie kommen jedoch nicht weit, da entführt der Zauberer, der seit der Vernichtung seiner Gnomarmee einen Groll gegen die Herren des Westens hegt, Arina. Nach einem kurzen aber heftigen Kampf, der mit dem Tod des Zauberers endet, gelingt es Philip, Arina zu befreien. Doch dadurch fliegt die heimliche Beziehung zwischen Philip und Arina auf, und gleichzeitig erfährt Philip, dass möglicherweise elbisches Blut in seinen Adern fließt.

      In der Zwischenzeit hat Rond’taro erfahren, was mit Ala’na geschehen ist. Gemeinsam mit seinen Gefährten bahnt er sich einen Weg zurück nach Pal’dor. Dort wird bereits alles Mögliche versucht, um Ala’na den Weg, der nur über den See Latar’ria zurück in ihren Körper führt, zu öffnen. Ala’na sammelt derweil ihren verstreuten Geist in dem kleinen Teich in Waldoria. Josephine, unterstützt von dem winzigen Elbenkind Lume’tai, hilft ihr dabei. In einer nächtlichen Aktion gelingt es ihnen, eine Verbindung zwischen den Teichen herzustellen, durch die Ala’na zurück nach Pal’dor gelangen kann.

      Doch der Zauberer ist Ala’na auf den Fersen und entdeckt dabei Josephine.

      Hals über Kopf muss Josephine mit ihrer Familie die Stadt verlassen. Sie flüchten in den Wald. Die Häscher des Zauberers sind ihnen dicht auf den Fersen. Josephine, die stärker denn je die Norne des Lebens – Nate’re – in sich spürt, stellt sich den Verfolgern in den Weg, um die Kinder zu schützen. Denen gelingt die Flucht, doch Josephine gerät in die Gewalt des Zauberers und verschwindet spurlos.

      In Eberus lässt der Heilige Vater die rothaarige Elbin Almira’da verhaften und in den Kerker sperren. Er will nicht, dass von dem verschollenen Prinzen geredet wird, denn dies passt nicht in seinen Plan.

      Am Ziel seiner Reise, erfährt Philip, dass ein Elbe sein Urgroßvater ist, aber auch, dass Josephine und Feodor nicht seine leiblichen Eltern sind, denn diese kamen kurz nach seiner Geburt gewaltsam ums Leben. Josephine, die Schwester von Philips leiblicher Mutter, nahm ihn als Säugling bei sich auf und brachte ihn in Sicherheit, denn sein Leben war in Gefahr.

      Die Nachricht, die sein ganzes Leben ins Wanken bringt, trifft Philip völlig unvorbereitet: Er selbst ist der, den er die ganze Zeit gesucht hat.

      Er ist der letzte und einzige Nachfahre der Kronthaler Könige.

      Prolog

      Als sich das Dunkel auf Josephine herabsenkte, brachte es Vergessen mit sich.

      Klebrig wie Honig glitten ihre Gedanken ohne Sinn und Ziel, doch sobald sie an etwas rührten und sie einen Hauch von etwas Bekanntem zu spüren glaubte, perlten sie wie Quecksilber ab und nahmen ihren zähen Fluss wieder auf.

      Zeit war ein Begriff.

      Raum war ein Gefühl.

      Schatten eine Tatsache.

      Licht gab es nicht. Zumindest nicht, solange sie auf dem zähen Fluss ihrer Gedanken trieb. Nur manchmal senkten sich die Träume der Nacht auf das Dunkel und unterbrachen das stete Nichtsein. Manchmal endete die Nacht durch ein Erwachen, aber es war nur ein Hinübergleiten und stecken bleiben. Die Nacht jedoch war klar. Die Nacht war frei. Die Nacht war gut. Die Nacht brachte Leben. Die Nacht brachte Wahrheit. In der Nacht gab es nur das Vergessen der Nacht.

      Und Träume …

      1. Der Fluch der Wahrheit

      Philip hatte die Wahrheit wissen wollen, doch nun traf sie ihn wie ein Keulenschlag aus dem Dunkel. Das war eindeutig zu viel Wahrheit für nur eine einzige Nacht. An die Tatsache, dass ein Elbe zu seinen Vorfahren gehörte, hatte er sich schon beinahe gewöhnt, aber dass die Menschen, bei denen er aufgewachsen war, denen er vertraute und die er liebte, nicht seine Eltern waren, konnte er noch nicht begreifen.

      Alles, was ihm in seinem Leben Halt und Sicherheit gegeben hatte, war mit einem Schlag