Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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jede Blume, die das Leben schmückt,

      Und jedes Glück soll mir den Sohn belohnen,

      Der mir die schönste reicht der Mutterkronen!

      DON CESAR.

      Verschwende, Mutter, deines Segens Fülle

      Nicht an den einen erstgebornen Sohn!

      Wenn Liebe Segen gibt, so bring auch ich

      Dir eine Tochter, solcher Mutter wert,

      Die mich der Liebe neu Gefühl gelehrt.

      Eh dieses Tages Sonne sinkt, führt auch

      Don Cesar seine Gattin dir entgegen.

      DON MANUEL.

      Allmächtge Liebe! Göttliche! Wohl nennt

      Man dich mit Recht die Königin der Seelen!

      Dir unterwirft sich jedes Element,

      Du kannst das feindlich Streitende vermählen,

      Nichts lebt, was deine Hoheit nicht erkennt,

      Und auch des Bruders wilden Sinn hast du

      Besiegt, der unbezwungen stets geblieben.

      Don Cesar umarmend.

      Jetzt glaub ich an dein Herz und schließe dich

      Mit Hoffnung an die brüderliche Brust,

      Nicht zweifl ich mehr an dir, denn du kannst lieben.

      ISABELLA.

      Dreimal gesegnet sei mir dieser Tag,

      Der mir auf einmal jede bange Sorge

      Vom schwerbeladnen Busen hebt – Gegründet

      Auf festen Säulen seh ich mein Geschlecht,

      Und in der Zeiten Unermeßlichkeit

      Kann ich hinabsehn mit zufriednem Geist.

      Noch gestern sah ich mich im Witwenschleier

      Gleich einer Abgeschiednen, kinderlos,

      In diesen öden Sälen ganz allein,

      Und heute werden in der Jugend Glanz

      Drei blühnde Töchter mir zur Seite stehen.

      Die Mutter zeige sich, die glückliche,

      Von allen Weibern, die geboren haben,

      Die sich mit mir an Herrlichkeit vergleicht!

      – Doch welcher Fürsten königliche Töchter

      Erblühen denn an dieses Landes Grenzen,

      Davon ich Kunde nie vernahm? – denn nicht

      Unwürdig wählen konnten meine Söhne!

      DON MANUEL.

      Nur heute, Mutter, fodre nicht, den Schleier

      Hinwegzuheben, der mein Glück bedeckt.

      Es kommt der Tag, der alles lösen wird.

      Am besten mag die Braut sich selbst verkünden,

      Des sei gewiß, du wirst sie würdig finden.

      ISABELLA.

      Des Vaters eignen Sinn und Geist erkenn ich

      In meinem erstgebornen Sohn! Der liebte

      Von jeher, sich verborgen in sich selbst

      Zu spinnen und den Ratschluß zu bewahren

      Im unzugangbar fest verschlossenen Gemüt!

      Gern mag ich dir die kurze Frist vergönnen,

      Doch mein Sohn Cesar, des bin ich gewiß,

      Wird jetzt mir eine Königstochter nennen.

      DON CESAR.

      Nicht meine Weise ists, geheimnisvoll

      Mich zu verhüllen, Mutter. Frei und offen

      Wie meine Stirne trag ich mein Gemüt;

      Doch, was du jetzt von mir begehrst zu wissen

      Das, Mutter – laß michs redlich dir gestehn,

      Hab ich mich selbst noch nicht gefragt. Fragt man,

      Woher der Sonne Himmelsfeuer flamme?

      Die alle Welt verklärt, erklärt sich selbst,

      Ihr Licht bezeugt, daß sie vom Lichte stamme.

      Ins klare Auge sah ich meiner Braut,

      Ins Herz des Herzens hab ich ihr geschaut,

      Am reinen Glanz will ich die Perle kennen,

      Doch ihren Namen kann ich dir nicht nennen.

      ISABELLA.

      Wie, mein Sohn Cesar? Kläre mir das auf.

      Zu gern dem ersten mächtigen Gefühl

      Vertrautest du wie einer Götterstimme.

      Auf rascher Jugendtat erwart ich dich,

      Doch nicht auf töricht kindischer – Laß hören,

      Was deine Wahl gelenkt.

      DON CESAR.

      Wahl, meine Mutter?

      Ists Wahl, wenn des Gestirnes Macht den Menschen

      Ereilt in der verhängnisvollen Stunde?

      Nicht eine Braut zu suchen ging ich aus,

      Nicht wahrlich solches Eitle konnte mir

      Zu Sinne kommen in dem Haus des Todes,

      Denn dorten fand ich, die ich nicht gesucht.

      Gleichgültig war und nichtsbedeutend mir

      Der Frauen leer geschwätziges Geschlecht,

      Denn eine zweite sah ich nicht, wie dich,

      Die ich gleich wie ein Götterbild verehre.

      Es war des Vaters ernste Totenfeier,

      Im Volksgedräng verborgen, wohnten wir

      Ihr bei, du weißts, in unbekannter Kleidung,

      So hattest dus mit Weisheit angeordnet,

      Daß unsers Haders wild ausbrechende

      Gewalt des Festes Würde nicht verletze.

      – Mit schwarzem Flor behangen war das Schiff

      Der Kirche, zwanzig Genien umstanden

      Mit Fackeln in den Händen, den Altar,

      Vor dem der Totensarg erhaben ruhte,

      Mit weißbekreuztem Grabestuch bedeckt.

      Und auf dem Grabtuch sahe man den Stab

      Der Herrschaft liegen und die Fürstenkrone,

      Den ritterlichen Schmuck der goldnen Sporen,

      Das Schwert mit diamantenem Gehäng.

      – Und alles lag in stiller Andacht kniend,

      Als ungesehen jetzt vom hohen Chor

      Herab die Orgel anfing sich zu regen,

      Und hundertstimmig der Gesang begann –

      Und als der Chor noch fortklung, stieg der Sarg,

      Mitsamt dem Boden, der ihn trug, allmählich

      Versinkend in die Unterwelt hinab,

      Das Grabtuch aber überschleierte

      Weit ausgebreitet die verborgne Mündung,

      Und auf der Erde blieb der irdsche Schmuck

      Zurück,