Friedrich Schiller

Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve...


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verschwiegner Aufenthalt der Seelen.

      DON CESAR.

      Sei gutes Muts. Vertraue deinen Söhnen.

      Die Schwester bring ich dir zurück, müßt ich

      Durch alle Länder sie und Meere suchen.

      Doch eines, Mutter, ist es, was mich kümmert,

      Die Braut verließ ich unter fremdem Schutz,

      Nur dir kann ich das teure Pfand vertrauen,

      Ich sende sie dir her, du wirst sie schauen,

      An ihrer Brust, an ihrem lieben Herzen

      Wirst du des Grams vergessen und der Schmerzen.

      Er geht ab.

      ISABELLA.

      Wann endlich wird der alte Fluch sich lösen,

      Der über diesem Hause lastend ruht?

      Mit meiner Hoffnung spielt ein tückisch Wesen,

      Und nimmer stillt sich seines Neides Wut.

      So nahe glaubt ich mich dem sichern Hafen,

      So fest vertraut ich auf des Glückes Pfand

      Und alle Stürme glaubt ich eingeschlafen,

      Und freudig winkend sah ich schon das Land

      Im Abendglanz der Sonne sich erhellen,

      Da kommt ein Sturm aus heitrer Luft gesandt

      Und reißt mich wieder in den Kampf der Wellen!

      Sie geht nach dem innern Hause, wohin ihr Diego folgt.

      Die Szene verwandelt sich in den Garten.

      Beide Chöre. Zuletzt Beatrice.

      Der Chor des Don Manuel kommt in festlichem Aufzug, mit Kränzen geschmückt und die oben beschriebenen Brautgeschenke begleitend; der Chor

      des Don Cesar will ihm den Eintritt verwehren.

      ERSTER CHOR.

      Du würdest wohl tun, diesen Platz zu leeren.

      ZWEITER CHOR.

      Ich wills, wenn beßre Männer es begehren.

      ERSTER CHOR.

      Du könntest merken, daß du lästig bist.

      ZWEITER CHOR.

      Deswegen bleib ich, weil es dich verdrießt.

      ERSTER CHOR.

      Hier ist mein Platz. Wer darf zurück mich halten?

      ZWEITER CHOR.

      Ich darf es tun, ich habe hier zu walten.

      ERSTER CHOR.

      Mein Herrscher sendet mich, Don Manuel!

      ZWEITER CHOR.

      Ich stehe hier auf meines Herrn Befehl.

      ERSTER CHOR.

      Dem ältern Bruder muß der jüngre weichen.

      ZWEITER CHOR.

      Dem Erstbesitzenden gehört die Welt.

      ERSTER CHOR.

      Verhaßter, geh und räume mir das Feld.

      ZWEITER CHOR.

      Nicht, bis sich unsre Schwerter erst vergleichen.

      ERSTER CHOR.

      Find ich dich überall in meinen Wegen?

      ZWEITER CHOR.

      Wo mirs gefällt, da tret ich dir entgegen.

      ERSTER CHOR.

      Was hast du hier zu horchen und zu hüten?

      ZWEITER CHOR.

      Was hast du hier zu fragen, zu verbieten?

      ERSTER CHOR.

      Dir steh ich nicht zu Red und Antwort hier.

      ZWEITER CHOR.

      Und nicht des Wortes Ehre gönn ich dir.

      ERSTER CHOR.

      Ehrfurcht gebührt, o Jüngling, meinen Jahren.

      ZWEITER CHOR.

      In Tapferkeit bin ich wie du erfahren!

      BEATRICE stürzt heraus.

      Weh mir! Was wollen diese wilden Scharen?

      ERSTER CHOR zum zweiten.

      Nichts acht ich dich und deine stolze Miene!

      ZWEITER CHOR.

      Ein beßrer ist der Herrscher, dem ich diene!

      BEATRICE.

      O weh mir, weh mir, wenn er jetzt erschiene!

      ERSTER CHOR.

      Du lügst! Don Manuel besiegt ihn weit!

      ZWEITER CHOR.

      Den Preis gewinnt mein Herr in jedem Streit.

      BEATRICE.

      Jetzt wird er kommen, dies ist seine Zeit!

      ERSTER CHOR.

      Wäre nicht Friede, Recht verschafft ich mir!

      ZWEITER CHOR.

      Wärs nicht die Furcht, kein Friede wehrte dir.

      BEATRICE.

      O wär er tausend Meilen weit von hier!

      ERSTER CHOR.

      Das Gesetz fürcht ich, nicht deiner Blicke Trutz.

      ZWEITER CHOR.

      Wohl tust du dran, es ist des Feigen Schutz.

      ERSTER CHOR.

      Fang an, ich folge!

      ZWEITER CHOR.

      Mein Schwert ist heraus!

      BEATRICE in der heftigsten Beängstigung.

      Sie werden handgemein, die Degen blitzen!

      Ihr Himmelsmächte haltet ihn zurück!

      Werft euch in seinen Weg ihr Hindernisse,

      Eine Schlinge legt, ein Netz um seine Füße,

      Daß er verfehle diesen Augenblick!

      Ihr Engel alle, die ich flehend bat,

      Ihn herzuführen, täuschet meine Bitte,

      Weit, weit von hier entfernet seine Schritte!

      Sie eilt hinein. Indem die Chöre einander anfallen, erscheint Don Manuel.

      Don Manuel. Der Chor.

      DON MANUEL.

      Was seh ich! Haltet ein!

      ERSTER CHOR zum zweiten.

      Komm an! Komm an!

      ZWEITER CHOR.

      Nieder mit ihnen! Nieder!

      DON MANUEL tritt zwischen sie, mit gezognem Schwert.

      Haltet ein!

      ERSTER CHOR.

      Es ist der Fürst.

      ZWEITER CHOR.

      Der Bruder! Haltet Friede!

      DON MANUEL.

      Den streck ich tot auf dieses Rasens Grund,

      Der mit gezuckter Augenwimper nur

      Die Fehde fortsetzt und dem Gegner droht!

      Rast ihr? Was für ein