Jörn Kolder

Der 90. Geburtstag - Eine rabenschwarze Kriminalkomödie


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ich hier auch nicht."

      "Dann müssen Sie eben mal den Finger aus dem Arsch nehmen, Schneider, und nicht bloß den ganzen Tag hier so faul herumsitzen" fuhr Detlef Geh den Verkäufer an "es liegt an Ihnen ganz allein, wieviel Sie hier verdienen!"

      "Jetzt verlassen Sie aber den Boden des Anstands junger Mann" sagte Gisela Krause "Sie können doch Ihren Mitarbeiter nicht so vor den Kunden herabwürdigen! Und dazu noch in so einem nicht misszuverstehenden Duktus. Eigentlich möchte ich sofort gehen, aber mein Mann möchte unbedingt so ein Elektroauto kaufen."

      "Nun, ich als Staatsschauspieler mit meiner langjährigen Bühnenerfahrung weiß ganz genau, dass wir nicht nur im Theater eine Rolle spielen, sondern auch im wirklichen Leben. Sie, Gay, stehen sicher wegen den extremen Umsatzerwartungen von Volks-Rasen unter hohem Druck, und Sie, Schneider, wollen endlich sozial aufsteigen. Wir wollen Ihnen durch einen Kauf dabei helfen."

      "Danke, danke" erwiderte Detlef Geh "Sie können sich gar nicht vorstellen, was die mir aus der Zentrale für Zahlen vorgeben. Da könnte ich mir den Arsch bis zur Halskrause aufreißen, es ist nicht machbar. Und dann soll ich die auch noch an der Pupe lecken, damit ich nicht gleich rausfliege! Ich bin doch kein perverser Feinschmecker! Mit mir nicht!"

      "Gut" meinte Gisela Krause "zeigen Sie uns jetzt mal so ein Fahrzeug."

      Der Volks-Rasen idiot 1 (intelligent drive in old technology) war von den Designern sehr ansprechend gezeichnet worden. Die Front war durch die ausgesprochen aggressiv blickenden Voll-LED-Scheinwerfer charakterisiert, die Seitenlinie stieg bis zur C-Säule dynamisch an (eine Tornadolinie war angedeutet worden), das Heck hob sich wohltuend vom Einheitsbrei ab, weil es extrem schmale Leuchteinheiten auswies, und die Mehrfarblackierung schuf spannende Kontraste. Krause wurde gebeten, auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen. Der Porsche 911-Fahrer war von seinem Wagen höchste Verarbeitungsqualität und eine erlesene Materialanmutung gewohnt. Jetzt blickte er auf eine triste Hartplastiklandschaft. Vor ihm war ein winziges elektronisches Display angeordnet. Alles in dem Fahrzeug wirkte billig, und selbst der Zusammenbau schien noch nicht auf dem Stand der Dinge zu sein, überall klafften Lücken an den Passstellen.

      "Etwas rustikal würde ich sagen" war sein Kommentar.

      Detlef Geh hatte zu Schneider gesagt:

      "Übernehmen Sie mal, ich möchte Ihnen den Verkaufserfolg nicht streitig machen und Ihren Wegzug aus der Westvorstadt unterstützen."

      Frank Krause war ausgestiegen und hatte Schneider befragt.

      "Wie weit komme ich denn mit einer Ladung?"

      "So um die 380 Kilometer. Das ist aber abhängig von Ihrem Fahrstil. Volks-Rasen empfiehlt eine maximale Geschwindigkeit von 120 Km/h."

      "Wie bitte?"

      "120 Km/h. Damit kommen sie am weitesten. Ich muss Ihnen aber ehrlicherweise sagen, dass sich die Reichweite noch weiter reduziert, wenn Sie weitere Verbraucher wie die Klimaanlage oder die Heizung in Betrieb nehmen. Dann sind eventuell so um die 280 Kilometer drin."

      "Das heißt, ich muss mir so nach 250 Kilometern eine Stromtankstelle suchen."

      "Ja, eine Ladestation."

      "Und wie lange dauert das dort."

      "Das kommt auf die Kapazität der Ladesäulen an. Und ob die überhaupt funktionieren. Und ob Sie sich mit der Handy-App dort anmelden können. Das klappt meistens nicht. In der Praxis sind ja noch viele andere Autos da, die gerade laden. Da müssen Sie eben erst mal warten, und dann können Sie laden. Das kann schon ein paar Stündchen dauern."

      "Das meinen Sie jetzt nicht ernst" erregte sich Frank Krause "was mache ich denn in der Wartezeit?"

      "Gehen Sie einen Kaffee trinken."

      "Ein paar Stunden Kaffee trinken? Wie schnell ist denn das Ding überhaupt, und wie teuer?"

      "Der idiot 1 erreicht maximal 160 Km/h und kostest in der besten Ausstattung 58.000 Euro. Der Staat zahlt Ihnen aber eine Prämie von so zirka 9.000 Euro, wenn Sie ein E-Fahrzeug erwerben."

      "Das ist ein Trugschluss junger Mann" erwiderte Gisela Krause "der Staat hat gar kein Geld. Er kassiert die Bürger und die Unternehmen ab und tut dann so, als ob er irgendwie wirtschaften würde. Die meisten Idioten glauben auch noch diesen Geschichten. Wir kaufen also so ein zusammengeschustertes Ding und müssen dafür 58.000 Euro auf den Tisch legen. Dazu zahlen wir uns über unsere Steuern selbst noch 9.000 Euro zurück. Glauben Sie denn ernsthaft, dass wir den Arsch offen haben?"

      "Schatz, bitte" sagte Frank Krause "diese bedrückende Aura hier bringt uns alle irgendwie durcheinander. Da kann man ja wirklich noch zum Homophoben werden. Sagen Sie mal Herr Schneider, würden Sie selbst so ein Auto kaufen? Also, wenn sie das Geld dafür hätten?"

      Schneider sah sich prüfend um.

      "Nein" sagte er dann flüsternd "das ist alles ein großer Beschiss. Wir werden mit Reklamationen überschüttet, die Qualität stimmt nicht, die Reichweite ist ein Witz, Mängel über Mängel. Lassen Sie lieber die Finger lieber davon."

      "Gar nicht unsympathisch dieser Schneider" sagte Frank Krause, als sie im Porsche wieder nach Hause fuhren "dem wünsche ich den Ausbruch aus der Westvorstadt. Vielleicht finden wir doch noch einen anderen Anbieter."

      Das Autoradio dudelte.

      "Und nach unserem längeren Werbeblock folgt dann ein Interview mit Hubert Heil zum Thema: Für die Umsetzung der Elektromobilität brauchen wir qualifizierte Arbeitskräfte. Aber erst einmal für Sie: Werbung."

      "Dieser Typ ist mir schon mal untergekommen" sagte Krause zu seiner Frau "der scheint ja recht präsent zu sein. Kennst du den?"

      "Nein. Ich wundere mich allerdings, dass man eine Person mit so einem Namen in der Öffentlichkeit auftreten lässt. Du weißt doch selbst aus deinen Vorbereitungen der Hitler-Rolle, wie negativ dieser Begriff "Heil" beladen ist."

      "Das stimmt wohl. Aber er hat doch einen historischen Kontext. Über "Heil Caesar" regt sich doch auch keine Sau auf. Na klar, der Hitler ist ein Verbrecher gewesen. Aber die Deutschen haben doch fast alle mitgemacht. Ich traue mich ja mittlerweile kaum, über die heutigen Verhältnisse zu reden. Es läuft doch erkennbar vieles schief, und alle ziehen den Schwanz ein. Wer was dagegen sagt, ist ein Nazi. So ein Blödsinn. Nur weil man Dinge in Frage stellt, muss man doch nicht unrecht haben."

      "Ja Frank, ich gebe dir recht. Aber wollen wir uns unsere letzten Jahre noch mit Protest versauen? Sicher nicht. Was ist denn nun mit einem Elektroauto?"

      "Weiß nicht, ich informiere mich noch weiter."

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