Marc Chapoutier

Das Geheimnis mentaler Stärke


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ein schlechtes Gewissen machen, weil wir diese Privilegien haben. Aber es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, weil wir viel häufiger sehen, was wir nicht haben, als das, was wir haben.

      9. Was hat Dir geholfen, heute da zu sein, wo Du bist? Was hat Dir geholfen, mental stark zu bleiben und was hat Dir Kraft gegeben? Deine TOP 5! Dein Geheimnis mentaler Stärke!

      Das Aussteigen aus der Opferrolle war der wichtigste Schritt. Es gibt so viele Menschen auf dieser Welt, es dreht sich nicht alles nur um uns – weder im Positiven noch Negativen. Die anderen Menschen sind viel zu beschäftigt mit sich selbst, als sich Gedanken über mich oder mein Gesicht zu machen.

      Mein Mut-Ich zu erschaffen hat mir viel gebracht. Ich wusste nach Tipp eins also schon, dass ich die Opferrolle ablegen muss. Doch ich hatte mein ganzes Leben so verbracht, das lässt sich nicht so einfach abschalten. Deshalb habe ich mir genau überlegt, wie ich wirklich sein will und mir immer wieder vorgestellt, so zu handeln.

      Früher hatten schon häufiger Leute zu mir gesagt, dass es doch noch viele Menschen gibt, denen es schlechter geht. Das wollte ich nie hören beziehungsweise es hat mich überhaupt nicht aufgebaut. Das war so abstrakt und zu weit weg. Erst als ich selbst Leute kennengelernt habe, die ich bewundert habe, weil sie trotz eines schwierigen Lebens so positiv geblieben waren, machte es Klick. Seitdem übe ich mich in Dankbarkeit für die verschiedensten Dinge und glaube, dass das der Schlüssel zum Glück ist.

      Mein Umfeld hat mir auch dabei geholfen, wenn auch eher passiv. Wenn meine Eltern mir früher gesagt haben, dass ich trotzdem schön für sie bin, hat das nicht so viel gebracht, weil man denkt, die eigenen Eltern müssen das ja sagen. Doch ihre bedingungslose Liebe sowie der Rückhalt meiner Freunde war stets beruhigend und bestärkend. Außerdem ist mein Freund ein ganz wichtiger Teil meines Lebens, der immer hinter mir steht.

      Es gibt riesige Bodypositivity- und Selbstliebebewegungen, die ich enorm begrüße. Mittlerweile sind da so viele inspirierende Persönlichkeiten, denen man folgen kann, die einen immer wieder daran erinnern, nicht so streng mit sich zu sein, wobei ich Dir da den Rat geben möchte, viel auf Dein eigenes Bauchgefühl zu hören. Gerade am Anfang, wenn man einsteigt in diese Welt der positiven Affirmationen, Morgenroutinen und Selbstlieberituale denkt man schnell, dass das alles ist. Doch so eine Entwicklung im Inneren braucht Zeit und ist nie komplett abgeschlossen. Sich Inspirationen und den Austausch zu holen, ist ein wahrer Segen an Social Media. Aber lass Dich auch nicht von vermeintlich perfekten Leben blenden, denn Du weißt nie, wie es hinter der Kamera aussieht. Auch diese Menschen haben manchmal schlechte Tage. Also sei liebevoll und geduldig mit Dir selbst.

      10. Wenn Du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest Du etwas anders machen? Wenn ja, was?

      Vor ein paar Jahren hätte ich an dieser Stelle sicherlich geantwortet, dass ich die Spalte gerne irgendwie rückgängig machen würde. Und natürlich weiß ich nicht ganz sicher, wie ich wirklich reagieren würde, wenn es die Option gäbe. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es nicht tun würde. Ich habe sie mittlerweile komplett als Teil von mir akzeptiert und bin sogar sehr dankbar für all die tollen Erfahrungen, die ich deswegen machen durfte. Es sind so liebe und bereichernde Menschen in mein Leben getreten.

      Was ich allerdings gerne anders machen würde, wäre, mich von Anfang an zu akzeptieren. Zum Glück hatte ich größtenteils eine sehr schöne Kindheit und Jugend, sodass ich nicht das Gefühl habe, Lebenszeit verschenkt zu haben. Doch es hätte einiges leichter gemacht, wenn ich schon damals so über mich gedacht hätte, wie ich es jetzt tue.

      Nicht nur für mich, auch für mein Umfeld und meine Familie. Aber ich gräme mich nicht. Ich sehe eher, wie viel später mein Umdenken noch hätte stattfinden können. Sagen wir mal im Alter zwischen zehn und 20 hatte ich mit meinen Zweifeln zu kämpfen. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, aber ich fokussiere mich lieber auf die lange Zeit, die ich zufrieden mit mir war, bin und sicherlich auch noch sein werde.

      11. Abschlussfragen: Wie siehst Du Deine Zukunft?

       a) Was ist Deine Vision?

      Dass wir irgendwann in einer Welt leben, in der jeder Mensch so sein kann, wie er möchte. Dabei gehen wir rücksichtsvoll und wertschätzend mit den vielfältigen Arten von Menschen, Tieren und Natur um.

       b) Was ist Dein Lebenssinn?

      Ich helfe super gerne und liebe mein Leben, aber ich würde nicht so weit gehen und sagen, dass ich dazu geboren wurde, anderen Mut zu machen. Mein Lebenssinn ist es, glücklich zu sein und den Moment zu genießen.

       c) Dein Lebensmotto?

      Leben und leben lassen.

       d) Wenn Du Deinem damaligen Ich am Anfang Deiner Krise 3 Tipps mitgeben könntest, welche wären es?

      Interpretier nicht so viel in Gesagtes hinein.

      Hör auf mit dem Selbstmitleid, Du bist Dein einziger Feind.

      Ein symmetrisches Gesicht macht auch nicht glücklicher.

       e) Wo und wie können wir mit Dir Kontakt aufnehmen?

      Gerne könnt ihr mir eine Mail schreiben per [email protected] oder euch auf meiner Website umschauen www.ilka-bruehl.de. Tragt euch am besten für meinen monatlichen Newsletter ein, um auf dem Laufenden zu bleiben. Meinen Podcast „Du bist wunderbar“ findet ihr überall bei Spotify, iTunes usw. Ach ja, und folgt mir gerne auf Instagram: @ilkabruehl.

      Ilka Brühl

      Mutmacherin | Autorin, Illustratorin und Podcasterin

Ein Bild, das Person, Brille enthält. Automatisch generierte Beschreibung

      Viele Jahre hat Ilka mit Selbstzweifeln gekämpft hat und sich aufgrund ihrer Nasen-Lippen-Spalte anders gefühlt. Mittlerweile hat sie gelernt, sich auf ihre Stärken und die Gemeinsamkeiten mit anderen zu konzentrieren, statt sich wegen vermeintlicher Schwächen und Andersartigkeiten zu ärgern.

      Erfahre mehr über Ilka Brühl und schaue Dir jetzt das Podcastinterview an:

      Maximilian Schwarzhuber -

      Leben mit Beinprothesen

      1. Wie war Dein Leben vor dem Schicksalsschlag/vor der Diagnose/vor dieser Krise?

      Es ist der Abend des 13. Februar 2017. Ich sitze in meinem Rollstuhl in der gespenstisch leeren Eingangshalle des Murnauer Unfallklinikums. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für mich. Mit meinen 24 Jahren gehören Klinikaufenthalte schon immer zu meinem Alltag. So viele Operationen, so viele trostlose Tage, so viele einsame Abende in unzähligen Krankenhäusern hatte ich bereits überstanden. Und trotzdem. Dieser Abend ist völlig anders. Dieser Abend soll der letzte meines alten Lebens sein. So zumindest meine Hoffnung, an die ich mich unermüdlich klammere.

      Ich spüre, wie sich eine erdrückende Angst in mir ausbreitet, und es kostet mich viel Kraft diese Angst nicht in blanke Panik umkippen zu lassen. Gerade eben habe ich das wohl emotionalste Telefonat, das ich je mit meinen Eltern geführt habe, beendet. Unser letztes Gespräch vor meinem neuen Leben. Ein Abschied. Jetzt bin ich völlig auf mich alleine gestellt. So ähnlich muss sich ein zum Tode Verurteilter kurz vor seiner Hinrichtung fühlen - davon bin ich überzeugt. Schwierig, diesen hoch emotionalen Cocktail aus Angst, Hoffnung, Zweifel, Vertrauen und Unsicherheit in Worte zu fassen. Schwierig, in diesem Zustand noch einen klaren Gedanken zu fassen.