Marc Chapoutier

Das Geheimnis mentaler Stärke


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Auf einmal war ich meine Schmerzen los. Ich konnte laufen. Und ich konnte mir endlich die Schuhe kaufen, die mir gefielen. Jetzt konnte ich machen, was ich wollte. Doch was wollte ich eigentlich? Plötzlich so viele Freiheiten zu haben, hat mich anfangs völlig überfordert. Jahrelang hatte sich mein Leben nur um meine Krankheit gedreht. Doch bald schon wusste ich, dass ich anderen Menschen helfen wollte. Helfen, ihren Weg der emotionalen Freiheit zu finden. Das Leben als ein Spiel zu sehen. Voller Lebensfreude und Glück. Trotz Krisen, Schicksalsschlägen und Rückschlägen.

      7. Was ist dadurch entstanden? Welche Erkenntnisse/Einsichten hast Du gewonnen? Welche persönliche Bedeutung misst Du Deinem Schicksalsschlag zu?

      Vor einiger Zeit war ich als Redner auf einer Veranstaltung in München. Dort habe ich eine sehr aufschlussreiche Erfahrung machen dürfen. Nach meinem Vortrag kam eine attraktive, junge Frau zu mir. Blond, blaue Augen, perfekte Figur und ein bezauberndes Lächeln. Alles, was das Männerherz begehrt. Sie erzählte mir von ihrer eigenen Amputation. Mit vier Jahren hat ihr ein Holzspalter das erste Glied des linken Daumens abgetrennt. Vor ihrem Freund hat sie diesen Makel krampfhaft versteckt. Selbst nach acht Monaten Beziehung war dieser völlig ahnungslos. Sie traute sich nicht, ihren Freund aufzuklären. Die Angst davor, sie könnte verlassen werden, war riesig.

      Jetzt denkst Du bestimmt: Was ist eine abgetrennte Daumenspitze schon im Vergleich zu einer beidseitigen Unterschenkelamputation? Genau da sind wir am entscheidenden Punkt angekommen. Es geht nicht um die objektiven Umstände. Es geht immer nur um die Bedeutung, die wir diesen Umständen geben. Mit genau dieser Bewusstseinsarbeit habe ich es geschafft, mein Handicap vollkommen zu akzeptieren. Viele Menschen reagieren mit Verwunderung, wenn ich ihnen sage: Ich bin heute sehr dankbar für mein Handicap. Sonst hätte ich die vielen wertvollen Erfahrungen nie machen können. Alles in meinem Leben ist genau so, wie es sein soll. Und ganz ehrlich? Das Leben wäre doch langweilig, würden uns nicht immer wieder Hindernisse begegnen, an denen wir wachsen können.

      8. Wo stehst Du heute? Wie lebst Du damit? Was hast Du gelernt? Was hat sich verändert?

      Heute gehe ich als Vortragsredner auf die Bühne. Ich schreibe Bücher und entwickle Hörbücher und Kurse über persönliche Weiterentwicklung. Mein Thema ist die emotionale Freiheit. Ich möchte den Menschen zeigen, wie sie ihre Emotionen kontrollieren können. Auf humorvolle Art möchte ich Mut machen. Mut, eigene Entscheidungen zu treffen. Mut, Verantwortung zu übernehmen. Und den Mut, ein bewussteres und freieres Leben zu führen.

      Mit großer Leidenschaft nehme ich an Triathlon-Veranstaltungen teil. Ich laufe Marathon und gehe Bergsteigen. Auch im Surfen habe ich mich schon probiert. Mit überschaubarem Erfolg, aber ich arbeite daran. Der Sport ist ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Ich habe gelernt, mein Leben bedingungslos zu akzeptieren. Diese bedingungslose Akzeptanz ist trainierbar. So wie die Fähigkeit, einen Marathon zu laufen.

      9. Was hat Dir geholfen, heute da zu sein, wo Du bist? Was hat Dir geholfen, mental stark zu bleiben und was hat Dir Kraft gegeben? Deine TOP 5! Dein Geheimnis mentaler Stärke!

      „Alles ist Energie! Gleiche Dich der Frequenz der Realität an, die Du möchtest und Du kreierst diese Realität. Das ist keine Philosophie. Das ist Physik.“ - Albert Einstein

      Meine Ergänzung zu Albert Einstein: „Das, worauf Du Deine Aufmerksamkeit richtest, wird wachsen.“ Genau darum geht es. Die Energie auf die Dinge zu lenken, die Du wachsen lassen willst. Meine wichtigsten Themen möchte ich Dir hier vorstellen.

      Humor. Das Zauberwerkzeug schlechthin für Akzeptanz. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, ist eine große Stärke. Sich nicht ständig um sich selbst zu drehen, ist eine große Befreiung. Weg von der Ich-Haftigkeit, hin zum Du, hin zu einem Gemeinschaftsgefühl. Über die eigenen Fehler und Makel lachen zu können, ist ein gewaltiger Sprung in Richtung Freiheit. Niemand ist perfekt. Den Schein von Perfektion aufrechtzuerhalten, kostet enorm viel Energie. Energie. Humor ist ein wunderbares Heilmittel. Auch Tabus lassen sich mit Humor sehr elegant brechen.

      Akzeptanz. Unsere Realität entspricht oftmals nicht unseren Wünschen. Das ist in Ordnung. Wir laufen aber leicht Gefahr, gegen unsere Realität anzukämpfen. Das können die unterschiedlichsten Dinge sein. Andere Menschen, die sich nicht so verhalten, wie wir das gerne hätten. Das schlechte Wetter. Oder bestimmte Bereiche des Körpers, die uns nicht gefallen. Akzeptieren bedeutet nicht, dass Du es mögen musst. Es bedeutet loslassen. Ballast abwerfen. Sich von einer festgefahrenen Emotion zu lösen. Akzeptanz ist Befreiung.

      Dankbarkeit. Die nächste Stufe nach der Akzeptanz ist die Dankbarkeit. Dankbarkeit hat eine unfassbare Kraft. Sie lässt uns das Gute und Schöne in unserem Leben erkennen. Wie das Akzeptieren ist auch die Dankbarkeit trainierbar. Wofür kannst Du im Hier und Jetzt dankbar sein? Anfangs fiel es mir sehr schwer, diese Frage zu beantworten. Minuten lang saß ich da, ohne dass mir etwas einfiel. Mit der Übung fiel es mir aber immer leichter. Lange Zeit dachte ich: Wofür kann ich schon dankbar sein? Ich bin schwer krank, kann kaum eigenständig gehen und mein Leben ist ein einziger Trümmerhaufen. Doch das ist ein gewaltiger Denkfehler. Denn zuerst kommt die Dankbarkeit und dann folgt die emotionale Befreiung automatisch. Nicht umgekehrt. Zu glauben, erst dankbar sein zu können, wenn es die Umstände erlauben, ist eine Lebenslüge. Denn diese Umstände werden ohne Dankbarkeit niemals eintreten.

      Vertrauen | Hingabe. Im Leben wird es immer Krisen geben. Glaub' mir. Ich weiß, wovon ich spreche. Krisen lassen sich nicht verhindern. Es liegt jedoch in Deiner Macht, wie Du damit umgehst. Dabei gibt es riesige Unterschiede. Manche lassen sich in ein tiefes Loch fallen. Andere blühen durch eine Krise erst richtig auf. Was mir durch jede Krise geholfen hat, sind Vertrauen und Hingabe. Selbst dann noch, wenn alles andere weggebrochen zu sein schien. Das Urvertrauen, dass alles einen tieferen Sinn hat. Dass am Ende alles gut werden wird. Sich dem Leben hingeben zu können. Das ist die Basis für ein glückliches Leben. Es geht darum, Erfahrungen zu sammeln. Auch die unangenehmen. Jede Krise ist auch eine Chance. Eine Chance, sich zu entwickeln. Eine Chance, an sich zu arbeiten. Denn selbst den größten Krisen folgt irgendwann ein Aufschwung.

      Das Spiel namens Leben. Um was geht es im Leben eigentlich? Eine Frage, die ich mir oft gestellt habe. Unsere Gesellschaft ist sehr leistungsbezogen. Bester sein. Schöner sein. Reicher sein. So vergleichen wir uns pausenlos mit anderen. Das erklärte Ziel: Gewinnen! Nur wenige sind sich dieses fantastischen Irrtums bewusst. Denn im Leben geht es nicht ums Gewinnen. Es ging nie ums Gewinnen. Es geht ums Spielen. Spielen ist Lebensfreude. Spielen heißt, Erfahrungen zu sammeln. Sich und anderen zu begegnen. Mit Leichtigkeit und offenem Herzen. Das Leben durch die Augen eines Kindes sehen. Diese Fähigkeit haben wir im Laufe der Jahre verlernt. Die gute Nachricht ist: Diese Fähigkeit kannst Du Dir wieder aneignen.

      10. Wenn Du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest Du etwas anders machen?

      Tatsächlich würde ich überhaupt nichts anders machen wollen. Ich glaube, dass alles einen tieferen Sinn hat. Auch wenn mir dieser Sinn oft erst viel später bewusst wird. Wenn ich nachträglich etwas ändere, würde ich mir wichtige Erfahrungen rauben.

      11. Abschlussfragen: Wie siehst Du Deine Zukunft?

       a) Was ist Deine Vision?

      Als Vortragsredner viele Menschen zu erreichen. Ihnen zeigen, wie sie den Weg der emotionalen Freiheit finden. Meine große, sportliche Vision ist das Absolvieren des Ironmans auf Hawaii.

       b) Was ist Dein Lebenssinn?

      Mein Lebenssinn in einem Wort: Freiheit. Aktiv an meiner Freiheit zu arbeiten. Mich weiterentwickeln und Neues entdecken. Viele Erfahrungen sammeln und meine Grenzen immer weiter austesten.

       c) Dein Lebensmotto?

      Echte Männer haben keine kalten Füße. ;)

       d) Wenn Du Deinem damaligen Ich am Anfang Deiner Krise