weiter?“ „Er redete was Fieses.“ „Ich höre.“ „Ich mag es nicht sagen.“ „Friederike, sie sind eine erwachsene Frau und Krankenschwester. Ich denke, sie sind imstande es auszusprechen. Also bitte.“ „Er sagte, damit gebe ich dir eine Peniszillinspritze vom Feinsten und hat blöd gelacht!“ „Wie verhielten sie sich?“ „Ich bin raus aus dem Zimmer.“
„Friederike, kam es zu mehr?“ „Ich verstehe die Frage nicht?“ „Ich möchte wissen, ob es außer verbalen Belästigungen und Berührungen am Po weitere Übergriffe von Seiten des Herrn van der Leuwen gab? Kam es zu sexuellen Handlungen?“ „Nein!“, antwortet die Krankenschwester entrüstet. „Sind sie sicher?“ „Aber ja!!“
Kirschrot glühende Wangen deuten an, dass sich Friederike unbehaglich fühlt. Am Hals zeigen sich Hektikflecken. Sie weiß nicht, wo sie hinsehen soll, bemüht sich, dem Blick der Kriminalbeamtin zu entfliehen. Lenas Fragen zum Thema Sex belasten die Krankenschwester. Ihr Minenspiel pendelt zwischen Ekel, Scham und kindischer Erheiterung wie bei einem 12-jährigen Schulmädchen.
„Wie alt sind sie Friederike?“ „25.“ „Haben sie einen Freund?“ „Ich?“ „Ja. Haben sie?“ „Nein.“
Ihre Antwort gibt sie zögernd. Darin schwingt ein Unterton, den die Oberkommissarin als Entrüstung interpretiert. „Warum nicht?“ Sie zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung.“ „Wann hatten sie ihren letzten Freund?“ Sie blickt auf den Fußboden, malt mit dem rechten Fuß Kreise, flüstert: „Ich hatte noch keinen.“ „Mögen sie Frauen lieber?“ „Was? Nein! Igitt!“ Friederike zieht ein angewidertes Gesicht.
„Mit wem sprachen sie über die Vorfälle?“ „Mit niemandem!“, behauptet sie in bisher nicht erreichter Lautstärke. „Hatten sie nicht das Bedürfnis, mit jemandem darüber zu reden?“ „Nein. Hatte ich nicht! Das müssen sie mir glauben!“
„Abschließend möchte ich ihre Personalien aufnehmen Friederike. Wie lautet ihr Familienname?“
„Kill.“ „Sie heißen wie Oberschwester Ulrike?“ „Ja sicher. Sie ist doch meine Mutti!“
Fassen wir zusammen.
Drei Tage später finden sich Lena und Merle zu einer Besprechung in Ronny Mittlers Krankenzimmer ein. „Fassen wir zusammen, was wir bisher ermittelten, damit wir auf dem gleichen Wissensstand sind. Im Anschluss beratschlagen wir weiteres vorgehen. Lena, beginnst du bitte?“, fragt KHK Mittler.
„Ihr kennt alle Inhalte der Verhöre der MP3 Audiodateien, die ich schickte? Habt ihr sie abgehört?“ „Gewiss! Das rettete meinen Tag! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie öde es im Krankenhaus ist. Ich bin heilfroh, dass ich bald entlassen werde!“ „Schön, dass ich die Stunden verkürzen konnte, Ronny. Ehrlich gesagt bin ich der Ansicht, du solltest dich erholen und nicht in einem Mordfall ermitteln. Doch was nützt alles reden? Wir kennen dich!“, seufzt Lena.
Der Hauptkommissar flehte förmlich, ihn zu beteiligen. Nicht, weil er ihr oder Merle nicht zutraute, den Fall zu lösen. Sein Antrieb war die Eintönigkeit des Krankenhausalltags. Das machte ihm zu schaffen, denn Mangel an Abwechslung kommt in seinem Alltag zu keiner Zeit vor.
Ronny Mittler beschäftigt sich über Stunden mit Hobbys, ohne das es ihn langweilt. Bedauerlicherweise befinden sich diese geliebten Steckenpferde zu Hause und lassen sich nicht ins Krankenzimmer transportieren. Er denkt an die im Hobbykeller aufgebaute Modelleisenbahnlandschaft. Seit der Kindheit erweitert er die Anlage stetig. Träumt von der Carrerabahn, die den Dachboden schmückt. Vergnügte Stunden verbringt er damit, pendelt je nach Lust und Laune zwischen Keller und Speicher. Beim Spiel findet er Erholung. Versinkt in einer Welt, abseits beruflicher Belastungen. Hier schaltet er ab. Mittler bewahrt das Kind im Manne. Hegt und pflegt den Kleinen.
An ein Zusammenleben mit einer Partnerin verschwendet er keinen Gedanken. Hin und wieder führt er seine Nachbarin Karina Redug aus. Ins Kino oder zum Sonntagsspaziergang mit anschließendem Tee und Kuchen. Ab und zu kommt es zu Intimitäten, was erquicklich ist. Sie weiß, wie er tickt. Von Anfang an spielte er mit offenen Karten. Sagte, er strebe weder Ehe noch Zusammenleben an. Karina akzeptiert es ohne Murren. Mit der Rolle der Freundin ist sie zufrieden. Mehr verlangt sie nicht. Sie ist eine wunderbare Person, die ihn nicht ändern oder für sich vereinnahmen will.
Im Krankenbett hat Mittler Zeit zum Nachdenken. Er kommt zu dem Schluss, dass er in der Klinik zwar gesundet, echte Erholung findet er jedoch nicht. Ausspannen sieht anders aus. Zum Beispiel auf der Terrasse sitzend. Mit einem Glas Rotwein in der Hand dem Sonnenuntergang zuprostend.
Im Krankenhaus ist ihm langweilig. Aus diesem Grund empfand er das Eintreffen der MP3 Audiodateien wie eine Wohltat. Der KHK lag entspannt mit geschlossenen Augen im Bett und lauschte den Verhören.
„Das Gespräch zwischen Lena und Friederike beschäftigt mich. Was ist sie für ein Mensch? Eure Meinung zu ihr, möchte ich hören.“, sagt Mittler.
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