Name, der im Perso steht. Inhaberin dieser Gaststätte. Geboren in Hamburg. 1,70 m. Augenfarbe grün. Naturblond. 31 Lenze. Schuhgröße 39. BH Doppel D. Lesbisch. Alleinstehend. Was habe ich verbrochen Kommissarin?“
„Wegen Falschsingen werde ich sie jedenfalls nicht verhaften!“, verkündet Merle amüsiert. „Respekt! Das war klasse! Sind sie Sängerin?“ „Danke für die Blümchen, Schätzchen. Schön wär´s. Nee, ich bin nur eine Bardame, die gerne singt.“
„Frau Andersen ...“ „Nenn mich Lola.“ „Na gut. ... Frau Lola, ... was können sie ...“ „Also bitte!“, unterbricht die Wirtin Merle. „Was bist du denn für eine? So steif? So förmlich? Wir sind doch unter uns, Goldstück. Sag du zu mir!“ „Okay. ... Du. ... Ja. ... Ist gut.“, stammelt Merle verdattert. „Wie wär´s mit einem Käffchen zum Auflockern?“, fragt Lola. „Was?“ „Tass Kaff? Braun. Heiß. Leckerschmecker! Kennste?“ „Äh. Ja. .... Gerne.“
Es ist ein selten vorkommender Umstand, Merle verwirrt zu sehen. Für gewöhnlich ist sie für Witze, Sprüche und Alberei zuständig. Entsprechend rar gesät sind Momente, wo sie jemand aus dem Konzept bringt.
Sie setzt sich auf den Barhocker neben Lena. Die kichert, hält sich eine Hand vor den Mund.
„Was denn?“, flüstert Merle und stößt ihre Kollegin in die Seite. Die wispert sich lustig machend: „So steif? So förmlich? Goldstück?“ Sie kriegt sich kaum ein vor Vergnügen. „Ach du bist blöd!“, grinst Merle.
Lola stellt zwei dampfende Kaffeetassen auf die Theke. „Keks dazu?“ „Nein danke.“, antwortet Merle. „Ich hätte gerne einen.“, meldet Lena Bedarf an. „Was Süßes für die Süße.“, schäkert Lolita. „Bitteschön.“
Sie legt ein Gebäckstück auf die Untertasse und sagt: „Jetzt raus mit der Sprache. Was wollt ihr von Lola. Hab ich falsch geparkt? Oder sucht ihr jemanden der im Stadtpark die Bürger belästigt? Ich nehm den Job!“ Die Polizistinnen brechen in Gelächter aus. „Bedauerlicherweise ist die Stelle schon besetzt.“, antwortet Lena. „Na sie mal eine kuck! Humor hast du auch, Herzblatt! Das wird ja immer besser!“, freut sich Lola.
„Der Grund, aus dem wir hier sind, ist leider unerfreulich.“, erklärt Merle. „Au. Das klingt unschön.“ „Sie kennen, ... äh, du kennst Thilo van der Leuwen?“ „Klar! Und ob! Was hat die Knalltüte angestellt?“ „Er ist tot!“ „Was?“ Lolas Gesichtszüge frieren ein. Sie muss sich am Tresen festhalten. „Er wurde vergangene Nacht tot aufgefunden.“ „Der lag doch im Krankenhaus!“
Lola ist bitterernst. Die Fröhlichkeit mit der sie sich präsentierte, ist verschwunden. Man sieht ihr die Bestürzung an. Sie zieht einen Hocker unter der Theke hervor, setzt sich.
„Wollt ihr einen Schnaps?“ Die Kommissarinnen verneinen. „Also auf den Schreck brauche ich einen.“, ächzt Lola. Sie gießt Weizenkorn in ein Schnapsglas, kippt ihn runter. „Die armen Eltern ...!“, flüstert sie. „Wie kam er um? Autounfall? Er fuhr immer wie eine gesenkte Sau. Mehr als einmal hab ich gesagt, dass ihn das mal Kopf und Kragen kostet. Stell dir vor, du fährst ein Kind tot, da wirst du deines Lebens nicht mehr froh, sagte ich zu ihm. Die sind längst im Bett, wenn ich rase! Das war seine dämliche Antwort! So ein Schwachmat!“
„Es war kein Autounfall. Er wurde erhängt aufgefunden.“ „Was? ... Selbstmord? ... Thilo?“ Lola zeigt sich wie vom Schlag getroffen, gleichfalls überzeugt. „Der doch nicht! Niemals!“ „Wie meinst du das? Du scheinst deiner Sache sicher zu sein?“, beurteilt Lena die Reaktion der Gastwirtin. „So einer bringt sich doch nicht um! Der Junge ist der größte Narzisst, den ich im Leben zu Gesicht bekam! Das ist ein dermaßen selbstverliebter Arsch! Am Liebsten hätte er einen Butler eingestellt, der mit einem Spiegel vor ihm herrennt.“ „Thilo war ichbezogen, findest du?“ „Haha!“, lacht sie zynisch. „Das wär untertrieben. Er ist ein Angeber! Ein Großmaul! Ein Gernegroß durch und durch!“
„Ein Gutaussehender noch dazu!“, merkt Merle an. „Zugegeben, er sieht heiß aus, ... für einen Kerl ... falls frau auf sowas abfährt. Vielleicht schaut sie dann blauäugig über seinen Narzissmus hinweg.“ Sie hält inne, überlegt einen Augenblick. „Mein Typ ist er nicht. Nicht als Mensch ... und erst recht nicht als Sexualpartner. Da habe ich einen vollkommen anderen Geschmack! Sagte doch, ich steh auf Frauen.“ Bei den letzten Worten schaut sie Lena tief in die Augen. Die Oberkommissarin läuft knallrot an, unterdessen die Wirtin weiterspricht.
„Thilo ist tot! Nicht zu fassen! Und ich rede, wie wenn er noch da wär.“ Lola schüttelt fassungslos den Kopf. Sie schüttet Wasser in ein Glas und trinkt. Urplötzlich hält sie inne und fragt: „Was seid ihr eigentlich für Polizistinnen? Von der Kripo, sagtest du? Welche Abteilung?“ „Mordkommission.“, antwortet Lena.
„Scheiße! Ich habs geahnt! Wegen der Klopperei Samstagabend kommt ihr, stimmts?“ „Erzähl. Was war los, Lola?“ „Thilo geriet in Streit mit Dennis. Carolas Freund. Sie bedient aushilfsweise, wenn es ihre Zeit erlaubt.“ „Wie kam es zur Auseinandersetzung?“ „Ich bekam es nicht von Anfang an mit. Hatte alle Hände voll mit Bierzapfen zu tun. Samstagabend ist es immer rappelvoll. Weil viele Leute vor der Theke standen, hatte ich den Teil der Gaststube achtern kaum im Blick. In der Nische am Stammtisch saßen sie. Da hinten.“ Lola zeigt auf einen massiven Tisch, an dem zwölf Personen Platz finden.
„Die ganze Clique war da. Samstags treffen sie sich im BOOTSHAUS, bevor sie woanders hinfahren.“ „Wer sind die Leute?“ „Der Hofstaat von Thilo. Handverlesene Vollpfosten wie er. Kinder reicher Eltern. Schnöselbälger! Thilo hat das Sagen.“
Lena zückt ihr Notizbuch. „Hast du Namen für uns?“ „Ich muss nachdenken. Wer war da? Rollo. Der beste Kumpel von Thilo. Genauso ein Angeber. Roolfs ist der Nachname. Arbeitet im Betrieb seines Vaters. Irgendwas mit LKW.“ „Fahrzeugbau Roolfs im Gewerbepark Leegemoor.“, ergänzt Merle, die den Namen in ihr Smartphone eingab. Lena schreibt es auf.
„Weiter bitte, Lola.“ „Oke Krause.“ „Der Sohn von Tinus Krause? Der mit den Lebensmittelmärkten?“, erkundigt sich Merle. „Ja genau!“ „Ist Oke ein Spitzname?“ „Nein. Ein ostfriesischer Vorname.“ „Nie gehört.“ „Wer war noch dabei?“, fragt Lena. „Harold und Carina. Geschwister. Wie heißen die mit Nachnamen? Moment, ... ich hab´s gleich. Ihre Eltern betreiben Bäckereien.“ „Dornbusch?“ „Stimmt. An jeder Ecke ´ne Filiale und ich komm nicht drauf!“, wundert sich Lola. Sie zwinkert Lena zu und fragt: „Was bringt mich nur so aus dem Konzept?“
Die Oberkommissarin muss sich kurz sammeln, um zu fragen. „Wer fällt dir noch ein?“ „Hilko Starck. KFZ-Zubehör verkaufen seine Eltern. Auch im Gewerbepark ansässig.“ „Okay.“ Lena schreibt eifrig mit. „Keke Glas. Von Beruf Tochter. Eine Zicke, wie sie im Buch steht. Ihre Alten sind Inhaber des Großhandels Nordland. Geschenkartikel. Souvenirs. Süßwaren und was weiß ich ....“ „Kenne ich. Alteingesessene Firma.“, bestätigt Merle. „Aber Keke? Wer nennt sein Kind denn so?“, fragt Lena. „Ist gleichfalls ein ostfriesischer Name. Alter Landadel, die Familie. Da benennt man die Nachkommen traditionell.“, weiß Lola. „Bei dir trifft sich die Prominenz!“ „Manchmal könnte ich darauf verzichten, aber sie bringen das Geld ins BOOTSHAUS, von dem ich lebe.“
Merle zählt: „ 1, 2, 3, 4, 5, 6. Rechnen wir Thilo hinzu, sind es bisher 7 Personen. Wer fehlt noch?“ „Siemke Busch. Caroline Meierhof. Jelto Möller. Mehr fallen mir nicht ein. Ihr müsst Carola fragen. Sie kennt die Clique besser.“ „Das werden wir.“, versichert Merle.
„Schildere uns bitte aus deiner Perspektive, was Samstagabend geschah.“, fordert Lena die Gastwirtin auf. „Ich stand am Zapfhahn.“ Lola stellt sich zur Demonstration hin. „Der Laden war gerammelt voll. Gegen 22 Uhr gibt es Geschrei. Was gebrüllt wurde, verstand ich wegen der Musik und dem allgemeinen Lärmpegel nicht. Alle Gäste drehen sich um und schauen zur Nische. Ich höre Affengeräusche. Ich stelle mich auf eine Wasserkiste, um über die Köpfe hinwegzusehen. Thilo schlägt sich wie ein Gorilla auf die Brust.“ Lola macht es vor. „Er spuckt Dennis ins Gesicht. Der packt ihn am Hemdkragen und stößt ihn weg. Thilo fällt rückwärts auf den Fußboden. Im Fallen knallt er