J.D. David

Mondschein


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      J.D. David

      Mondschein

      Legenden von Valorien

      Legenden von Valorien

      Mondschein

      J.D. David

      Impressum

      © 2016 J.D. David

      Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      ISBN 978-3-7418-3739-5

      Printed in Germany

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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      Prolog 755 St. Gilbert

      König Thanhold von Valorien stand auf dem Wehrgang von Burg Eisentor. Sein Blick war gen Süden gewandt. Die Arbeiten des Feindes waren bald abgeschlossen. Überall waren die Soldaten in den rot-weißen Farben Kargats zu sehen. Bogenschützen, Speerträger, und insbesondere die gefürchteten kargatianischen Schwertkämpfer, mit ihren starken Rüstungen und großen Schilden. Insgesamt maß die Streitkraft des Feindes über fünftausend Mann, angeführt von des Königs Sohn, Kronprinz Beorn. Doch weniger waren es die Männer des Feindes, die dem König Sorgen bereiteten. Es waren die Belagerungswaffen, die am gesamten feindlichen Ufer aufgestellt waren. Der Feind hatte schwere Triboke aufgebaut, die die starken Mauern der Burg Eisentor brechen sollten. Und bald würden sie so weit sein. Bald würde der Angriff starten, und die Hölle über die tapferen Männer Valoriens hereinbrechen.

      Burg Eisentor war die erste und wichtigste Verteidigungslinie Valoriens. Sie war das Tor zu dem Land König Thanholds. Würde sie fallen, dann war der Weg durch die weiten Ebenen Valoriens offen, über die vielen kleinen Gehöfte und Dörfer bis zur Hauptstadt Elorath. Die mächtigen Mauern der Feste waren bis zu fünfzehn Schritt hoch und ragten direkt aus den Fluten des großen Flusses Calas. Die Front der Burg wurde von vier Türmen geziert, Mächtige an den Ecken der Burg und zwei weitere die das Tor umschlossen. Das Tor selbst war gut acht Schritt breit und komplett aus Stahl. Von außen war es mit dem Wappen Valoriens geziert, in der Mitte ein nach unten zeigendes Schwert, das oben, rechts und links von drei Sternen umrandet war, die für die drei Herzogtümer standen. Auch auf den Zinnen der Feste waren die blauen Banner mit den silbernen Zeichen zu sehen, die seit jeher die Könige Valoriens zierten.

      Nachdem man das stählerne Tor der Burg passiert hatte, endete das Königreich Valorien. Und dort lag die Brücke, die die beiden verfeindeten Reiche Valorien und Kargat trennte. Oft hatten beide Seiten versucht die Brücke zu zerstören, aber nichts konnte dem Bauwerk aus den Zeiten des Alten Reiches etwas anhaben. Sieben Pfeiler aus Marmor stützten die gut gepflasterte Straße, die über die Brücke verlief. Ebenso wie das Tor der Burg Eisentor war auch die Brücke gut acht Schritt breit. Auf der anderen Seite des Flusses endete die Brücke lediglich in einer befestigten Toranlage mit zwei Türmen, die weit weniger mächtig war als die valorische Grenzburg, doch Kargat konnte durch seine überlegene Mannesstärke eine Invasion aus Valorien stets aufhalten. Viele Legenden rankten sich um diese Brücke sowie die zweite, kleinere Brücke, die weiter östlich die beiden Reiche verband. Man erzählte über Zauberei des Alten Reiches, über die Baukunst der Altvorderen und weiteres, das erklären konnte, wieso die beiden Brücken nicht zerstört werden konnten. Zumindest mit keiner Macht, die in Valorien oder Kargat bekannt war.

      König Thanhold drehte sich um und sah seinen engsten Getreuen in die Augen. Dort waren die beiden Herzöge Sylvius von Tandor und Helmbrecht von Rethas. Ersterer wirkte deutlich jünger als er war, denn die Kraft strotzte aus seinem entschlossenen Blick und den noch vollkommen schwarzen Haaren, trotz seiner über vierzig Jahre. Helmbrecht dagegen war schon grau, und nur an dem ordentlich gestutzten Vollbart erkannte man die einst rötliche Färbung der Haare. Neben beiden standen die Freiherren Heinrich von Goldheim und Victor von Andtweil, Ritter Roland von Corben und natürlich sein engster Untergebener, Freiherr Geron von Dämmertan, den Thanhold selbst einst in Knappschaft genommen und bis zum Ritterschlag begleitet hatte. Alle sechs waren Ritter Valoriens, die anerkanntesten und edelsten Krieger des Reiches. Seit jeher gab es höchstens zehn Ritter, jeder hatte einen Platz im Rittersaal der Kronburg in Elorath. Den Rittern stand nur noch der König vor, als elfter dieses erlesenen Kreises. Thanhold wusste die östliche Brücke von drei weiteren Rittern unter der Führung des Freiherrn Arthur von Freital bewacht und somit sicher. Der Letzte der Zehn, der Herzog von Fendron, war auf dem Weg um die Streitkräfte der Burg Eisentor zu verstärken. Doch noch war er nicht eingetroffen, was dem König große Sorgen machte.

      „Geron, haben wir schon Neuigkeiten von Herzog Richard von Fendron gehört? Wird er bald eintreffen?“, fragte er seinen langjährigen Freund und Untergebenen.

      „Nein, Königliche Majestät, haben wir leider nicht“, antwortete dieser in seinem gewohnt zackigen und militärischen Ton. Der König nickte nachdenklich. Er schaute wieder über die Mauer hinweg. Die feindlichen Truppen sammelten sich bereits. Es würde nicht mehr lange dauern, und der Angriff würde beginnen. Vielleicht sogar noch heute, spätestens morgen im ersten Licht der Sonne.

      „Majestät, Ihr müsst eine Entscheidung treffen. Vielleicht noch einige Stunden, dann wird der Feind angreifen. Wir wissen nicht, wie lange unsere Mauern gegen diese Belagerungsmaschinen standhalten werden. Ihr müsst entscheiden, wie wir nun vorgehen. Wir können uns nicht mehr auf Herzog Richard verlassen. Wir müssen den Männern, die wir hier haben, vertrauen“, rief Freiherr von Goldheim den König aus seinen Gedanken. Dieser wandte seinen Blick wieder in den eigenen Burghof, wo die Soldaten Valoriens alles auf den nahenden Sturm vorbereiteten. Das Tor wurde noch weiter verstärkt, Pfeile auf den Wehrgängen platziert, und die Soldaten bereiteten sich vor, rüsteten sich, schliffen ihre Waffen. Es fehlte den Männern von Valorien nicht an Entschlossenheit, aber König Thanhold sorgte sich um die Anzahl. Fünftausend Feinden mit schweren Belagerungsmaschinen standen nur etwa eintausend Verteidiger entgegen. Und wenn die Angreifer genug Zeit hatten, würden sie die gesamte Burg in Schutt legen, bevor sie diese dann stürmten.

      Thanhold richtete seinen Blick zu seinen Rittern: „Wir können hier nicht tatenlos verharren. Wir können nicht warten, bis die Triboke der Kargatianer unsere stolze Burg zerschmettern und unsere Männer abschlachten. Wir können nicht darauf warten, dass sie das Tor nach Valorien öffnen. Du hast Recht, Heinrich, wir können nicht mehr auf Herzog Richard warten. Er könnte morgen eintreffen, er könnte aber auch erst in einigen Tagen, Wochen eintreffen, wenn alles bereits zu spät ist. Geron, wie viele Reiter können wir aufbringen.“

      „Vierhundert der Männer können wir bestimmt auf Pferde setzten, vielleicht fünfhundert. Seit die Truppen aus Tandor angekommen sind, haben wir einen guten Nachschub an Pferden.“

      Der König nickte zufrieden.

      „Gut. Helmbrecht, du bleibst hier und ordnest alle Männer, die nicht mit uns reiten. Bereite dich darauf vor die Burg solange wie möglich zu halten, sollten wir nicht erfolgreich sein“, befahl der König dem schon alten Herzog von Rethas, der mit ernstem Blick den Befehl mit einem „Jawohl, mein König!“, bestätigte.

      „Alle anderen Ritter reiten mit mir. Wir werden mal sehen, ob dieser Sohn einer Hure einen Angriff der valorischen Reiter erwartet. Also, meine Ritter. Auf, auf, die Altvorderen blicken an diesem Tag auf uns.“ Der König zog sein Schwert und reckte es in die Luft. Wie in einer Bewegung zogen die Anwesenden sechs Ritter ihre Schwerter. Es handelte sich hier nicht um normale Schwerter. Sie waren nicht nur von edelstem Material, sondern offensichtlich auch meisterlich geschmiedet, das konnte sogar ein Laie erkennen.

      „Treu und Ehr!“ rief der König.

      „Valorien!“, stimmten die sechs Ritter ein und drehten sich fort, um ihre Aufgaben zu erfüllen.

      „Prinzliche Majestät, unsere Truppen sind, wie Ihr befohlen habt, bereit zum Angriff auf das