J.D. David

Mondschein


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stürmten König Thanhold entgegen.

      Geron von Dämmertan schloss nach seinem erfolgreichen Manöver wieder zu seinem König auf. Mit einem ernsten Nicken honorierte dieser den Erfolg, konzentrierte sich dann aber wieder auf den Sturm der dritten Verteidigungslinie.

      Sie hatten mittlerweile viele tapfere Krieger verloren, von den einstigen fünfzehn Mann der königlichen Leibwache waren nur noch sechs übrig, Ritter Roland war am Bein verletzt, biss aber die Zähne zusammen. Er war ein wahrer Dickkopf, und solch eine kleine Wunde konnte ihn nicht davon abhalten, die wohl wichtigste Schlacht seines Lebens zu schlagen. Also ritten sie weiter, dem Banner mit dem Schwert und den drei Sternen hinterher auf den Feind in rot-weiß zu.

      Der Sturm der Kavallerie Valoriens wurde mit dem Gegenangriff des Kronprinzen Kargats zum Erliegen gebracht. Schnell bildete sich ein Kampf Reiter gegen Reiter heraus. Nach und nach umschloss die kargatianische Infanterie die Reiter, auch wenn es der valorischen Nachhut noch gelang, den Weg zum Rückzug freizuhalten. Von den Reitern von Herzog Sylvius und Freiherr Victor war noch nichts zu sehen, sie schienen noch mit dem Angriff auf die Triboke beschäftigt.

      König Thanhold stieß sein Schwert in den Bauch eines Reiters aus Kargat. Er sah noch, wie sich der weiße Teil dessen Wappenrocks rot färbte und der Reiter dann von seinem Pferd kippte. Neben ihm hatten Roland und Geron ebenfalls ihre Feinde getötet.

      Der König streckte sein Schwert in den Himmel. Sofort sammelte sich der Rest seiner Leibgarde um ihn, alle unter dem Banner des Königs. Thanhold hatte die gesamte Zeit den jungen Kronprinzen Beorn im Auge. Dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt weiter auf sein Ziel zu. Nur noch wenige Schritte, dann hatte er ihn erreicht. Er sah wie einer seiner Leibgardisten von einem Speer durchstochen vom Pferd fiel. Der Speerträger konnte sich jedoch seines Erfolges kaum erfreuen, da sein Schädel sofort darauf von Gerons Schwert gespalten wurde.

      Nur noch fünf Schritte.

      Zwischen ihnen befanden sich nur noch einige Leibgardisten des Kronprinzen. Der König drängte weiter nach vorne. Die beiden kargatianischen Reiter wurden von Roland und Geron besiegt. Außer diesen befanden sich nur noch drei Leibgardisten in Thanholds Nähe. Dann war niemand mehr zwischen ihm und dem Kronprinzen.

      Mit einem letzten Tritt trieb er sein Pferd bis zu dem Prinzen und hob sein Schwert zum Schlag.

      Beorn bereitet sich auf den Angriff vor. Schnell sah er, dass seine Leibgarde die Angreifer nicht für immer aufhalten konnte. Zurückweichen war keine Möglichkeit.

      „Gebt Taskor das Zeichen.“, befahl er nach hinten. Dort wurde ein Hornstoß gegeben. Dann sah Beorn den Angriff ankommen. Der Kronprinz erkannte sofort, dass es sich um den König handeln musste. Seine edle Rüstung, sein Aussehen, das war definitiv König Thanhold. Der Kronprinz erkannte die dunkelbraunen Haare, die aus dem Helm ragten, und die gleiche Farbe besaßen wie der Bart, der jedoch von ersten grauen Strähnen durchzogen war. Das Gesicht des Königs wirkte hart, entschlossen, und kampferfahren. Beorn hob sein Schild, das unter dem Schlag des Königs erzitterte. Er erkannte ein böses Funkeln in den braunen Augen seines Feindes. Sofort hob er seine Axt zum Gegenangriff.

      Obwohl seine Schläge langsamer waren als die Schwerthiebe seines Gegners, steckte in diesen mehr Kraft. Thanholds Schild erzitterte, als die Axt darauf landete. Die Axt hinterließ eine deutliche Kerbe. Der König lenkte sein Pferd näher an Beorns, um den Geschwindigkeitsvorteil seines Schwertes besser ausnutzen zu können. Er ließ eine Folge von mehreren Hieben auf den Gegner nieder, welche Beorn aber mit seinem Schild abwehren konnte. Aus der Deckung heraus startete der Kronprinz einen Angriff, mit dem Thanhold nicht gerechnet hatte. Die Axt hackte sich an den oberen Rand des Schildes an und zog diesen nach vorne. Thanhold sah mit Schreck noch den Schild seines Feindes, der auf ihn zukam, als er schon getroffen war.

      Kurz wurde ihm schwarz vor Augen und er spürte, wie er sein Gleichgewicht und damit seinen sicheren Sitz im Sattel verlor. Mit einem metallischen Klirren schlug er auf der Erde auf.

      Geron von Dämmertan war von zwei Soldaten der Leibwache gebunden, als er den König von seinem Pferd fallen sah. Aber er konnte sich nicht schnell aus seinem Kampf lösen. Seine Gegner waren wirklich gute Kämpfer, doch er musste dem König beistehen. Die Sorgen von Dämmertan wurden noch größer, als er sah, wie ein großer Trupp Kargatianer angeführt von einem Reiter in schwarzer Rüstung ihnen den Rückzug versperrte und ihre Nachhut aufrieb. Geron ließ einen Angriff seines Gegners an seinem Schild abgleiten, um sein Schwert dann in dessen Brust zu versenken.

      Nur noch einer.

      Beorn schwang sich von seinem Pferd. Er wuchtete seine Axt auf seine Schulter und ging langsamen Schrittes auf den König zu, der sich nur langsam vom Boden erhob. Thanhold stütze sich auf sein Schwert, doch noch immer drehte sich alles um ihn. Er unternahm einen weiteren Versuch sich aufzurichten, verlor jedoch wieder sein Gleichgewicht. Er sah Beorn auf sich zu kommen. Jetzt ging es also zu Ende, dachte er, als ihm ein Krieger den Weg versperrte.

      Der Kronprinz erkannte in dem humpelnden Gerüsteten einen Ritter Valoriens, zumindest zeigten dies Wappenrock und Schwert. Roland stellte sich schützend vor seinen König, auch wenn er offensichtlich in einem schlechten Zustand war. Seines Pferdes beraubt war die Beinwunde sehr störend. Zudem blutete er aus Wunden am rechten Arm, Bauch und Kopf, nachdem er seinen Helm verloren hatte.

      „Du wirst dem König Valoriens kein Stück näher kommen.“, sagte er noch als Beorns Axt auf ihn niederfuhr. Roland wehrte den Hieb mit seinem Schild ab, der in der Mitte gespalten wurde, nachdem mehrere vorherige Schläge diesen schon stark beschädigt hatten. Beorn ließ nicht locker und setzte weiter nach. Roland kam kaum dazu, Gegenwehr zu leisten. Ein seitlicher Hieb, den er zu spät kommen sah, wurde ihm zum Verhängnis. Die Axt grub sich tief in Rolands Rüstung und dieser ging schlussendlich zu Boden.

      Der König war mittlerweile wieder auf einem Knie und wollte sich gerade erheben, als sich Beorn vor ihm aufbaute.

      „Dann bringt es zu Ende, Kronprinz Beorn.“, sagte Thanhold und blickte mit ernstem Blick seinem Ende entgegen. Beorn ließ mit einem Lächeln die Axt in die Brust des Königs fahren. Die Rüstung barst und die Axt schlug tief in den Brustkorb. Mit einem Husten spuckte Thanhold Blut aus, doch noch hielt er sich auf den Knien. Sein Blick war ungebrochen. Der Kronprinz zog die Axt aus der Brust des Königs und hob diese, um den Kopf des Königs von dessen Leib zu trennen.

      Mit Schwung ließ er die Axt niederfahren.

      Gerons Schild erzitterte, als die Axt darauf schlug. Eine Platzwunde auf seiner Stirn tränkte sein Gesicht in Blut, was ihm ein wirklich schauriges Aussehen verlieh. Geron von Dämmertan hatte schon vor einiger Zeit eine schlimme Verletzung im Gesicht erlitten, die ihm eine hässliche Narbe gebracht und das halbe linke Ohr gekostet hatte. Mit diesem sowohl furchteinflößenden als auch entschlossenen Blick stieß er sein Schwert in den Bauch seines Feindes.

      Beorn war von Gerons Eingreifen völlig überrascht und konnte keine Gegenwehr leisten. Seine Augen weiteten sich und blickten fassungslos in das grausige Gesicht seines nahenden Todes. Kraftlos ging er auf die Knie, als der Ritter sein Schwert aus ihm zog. Kleine Bluttropfen spritzten auf Geron, als er zu einem schnellen Schlag ausholte. Mit einem sauberen Hieb der messerscharfen Klinge beendete der Ritter das Leben des kargatianischen Thronfolgers. Trotz des Lärms der Schlacht vernahm er den dumpfen Ton, als Kopf und Körper getrennt auf den Boden schlugen.

      Kurz verharrte der junge Ritter vor der Leiche seines Feindes. War dies nun das Ende dieses Krieges? Doch dann riss ihn das Stöhnen des Königs aus den Gedanken. Er fuhr herum und sank auf die Knie. Um ihn herum hatten sich die letzten Überlebenden der Leibgarde und weitere Reiter vorgekämpft, die ihn und König Thanhold schützend umgaben.

      „Majestät.“, sagte Geron leise, erkannte aber, das es schlecht um seinen Rittervater stand, der ihm so viel in seinem Leben mitgegeben hatte. Hatte er als Ritter versagt? Seinem Schwur zu entsprechen, seinen König zu schützen? Noch nicht. Noch lebte er. Geron hob seinen ehemaligen Rittervater, den König Valoriens, auf sein eigenes Pferd. Mit einem weiteren Griff schnappte er des Königs Banner, das nicht weit von ihnen auf dem Boden lag. Dann schwang sich Geron in den Sattel und reckte das Banner Valoriens in