J.D. David

Sternenglanz


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      J.D. David

      Sternenglanz

      Legenden von Valorien

      Legenden von Valorien

      Sternenglanz

      J.D. David

      Impressum

      © 2021 J.D. David

      Druck und Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      ISBN 978-3-754167-45-8

      Printed in Germany

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Kaiserreichnord

      Prolog 778 St. Gilbert

      Schatten waren für die meisten Wesen etwas Bedrohliches. Sie raubten die Wärme des Lichtes. Sie verdunkelten die Sinne. Sie kündeten von der Ankunft etwas Bösem. Sie verhießen Dunkelheit. Doch nicht für sie. Die Schatten gaben ihr Geborgenheit. Sie legten sich um sie wie ein schützender Mantel, umschlossen sie wärmend, und schirmten sie von der Bosheit der Außenwelt ab. Immer wieder spürte sie die Schatten.

      Ihr habt euch dieses Ende selbst ausgesucht. Die kalte Stimme in ihren Gedanken mochte düster wirken. Für sie war sie immer wieder beruhigend. Wieder und wieder hörte sie die Worte und spürte die Präsenz des Mannes, der sie gesprochen hatte. Ein Krieger, entsprungen aus den Schatten, der sie schützte. Gerade wollte sie sich in diesem Gefühl der Sicherheit entspannen, zurückfallen lassen, als es weggerissen wurde. Immer wieder.

      Fürst Tanatel. Der laute Ausruf der Menschen hatte etwas Überraschtes, aber auch etwas Schockiertes. Sie hörte wieder die Geräusche eines ungleichen Kampfes. Sie sah das Rot. Das Rot des Blutes, das sie schon umgab, und doch immer mehr wurde, während der Krieger sein blutiges Werk vollendete.

      Mama! Ihr flehentlicher Schrei hallte von den Mauern wider. Doch er änderte das Schicksal der Frau nicht, die sie hatte schützen wollen. Die kalte, glänzende Klinge bohrte sich in den Leib. Das Leben wich aus der Mutter, so wie das Blut aus den Wunden floss. So blieb sie als ängstliches Mädchen zurück, in eine Ecke gedrückt, schutzlos, allein.

      Verschont sie. Ich flehe euch an. Sie ist doch nur ein Kind. Die verzweifelten Worte einer Mutter. Es war ihr nie um ihr eigenes Leben gegangen. Nur das Leben ihrer Tochter zählte. Das Mädchen blinzelte. Selbst in ihrem Traum wurde sie vom Licht geblendet, als die Krieger die Tür aufschlugen. Es war grell, es ließ keine Schatten zu. Es deckte alles auf. All die Bosheit der Welt trat im Licht erst vollständig hervor.

      Wieder und wieder sah sie den Traum. Immer die gleiche Geschichte. Immer die gleichen Bilder. Sie liefen vor ihrem inneren Auge ab, als wäre es gestern gewesen. Das Ende war vorbestimmt. Es war die Rettung. Doch der Weg dahin bestand aus Schmerzen, und so bewegte sich der Traum stets vom Ende zum Anfang. Verängstigt saß sie in der Ecke. Die Mutter umarmte sie, doch sie spürte kaum ihre Wärme. Stattdessen hörte sie nur die bedrohlichen Laute von draußen. Die Schritte von Marschierenden. Die Rufe von Befehlen. Die verzweifelten Kämpfe der Verteidiger. Doch immer wieder schallte ein Ruf an ihre Ohren. Treu und Ehr. Valorien!

      Der Anfang war das Ende. Und das Ende der erneute Anfang des Traumes. Groß stand der Krieger über ihr und reichte ihr die Hand. Du bist jetzt sicher, Yatane. Die Worte waren sanft, beruhigend. Sie griff die Hand. Der Schatten umschloss sie. Und sie wollte nie wieder davon weggehen. Ihr Leben sollte mit ihm verwoben sein. Doch dann wurde sie aus der Geborgenheit hinausgerissen und wieder in die Schrecken des Traums geworfen.

      „Yatane.“ Die sanfte Stimme einer Frau riss sie aus dem Traum, der für sie schon zur unausweichlichen Ewigkeit geworden war. „Wach auf, Yatane.“

      Langsam kehrten ihre Sinne in die Realität zurück. Die Luft um sie herum war frisch, aber nicht kalt. Wie an einem Sommermorgen im Wald. Von draußen hörte sie auch das Zwitschern von Vögeln, aber auch die gedämpften Gespräche der Anwohner. Durch die offenen Fenster strich eine warme Brise in den Raum. Sie war nicht mehr in Valorien.

      Vorsichtig öffnete sie die Augen. Erst musste sie blinzeln. Das Licht, die Helligkeit war unerträglich für jemanden, der so lange Zeit in der Dunkelheit des Traumes verbracht hatte. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie geschlafen hatte. Es könnten Stunden gewesen sein. Tage. Monate. Jahre. Oder noch viel länger. Für sie zählte Zeit so wenig, wie für die anderen Einwohner dieses Landes. Denn selbst die ersten, verschwommenen Bilder vor ihrem Auge machten deutlich wo sie war: Alydan. Das Reich der Elfen. Dann öffnete sie ihre tiefgrünen Augen vollständig und blickte sich um.

      Sie lag in einem großen, weichen Bett in der Mitte des Raumes. Die Möbel und Verzierungen an den Wänden waren edel, fürstlich. Die Wände verschmolzen mit Baumstämmen, zwischen denen das Haus errichtet worden war. Es bildete eine Symbiose mit der Natur um es herum, und war nicht deplatziert in ihr, wie die Fremdkörper, die die Menschen bauten. Vorsichtig richtete sie ihren erschöpften Körper auf, rutschte nach hinten, und lehnte sich an die Wand hinter dem Bett. Sie blickte auf ihre langen, glatten, schwarzen Haare. Ihr Glanz war etwas gewichen. Wohl auch eine Folge der Erschöpfung. Erst dann drehte sie sich zu der Frau, die sie aufgeweckt hatte.

      „Wo bin ich?“, fragte Yatane, obwohl sie die Antwort vermutete.

      „Im Palast von Alydan. Im heiligen Reich. Du hast lange geschlafen, Yatane. Doch heute spürte ich, dass es Zeit war, dass du wieder aufwachen würdest.“

      Yatane musterte die Frau. Sie hatte lange, hellblonde Haare. Obwohl ihr Gesicht alterslos war wie das aller Elfen, erkannte man in dem Blick der Erfahrung hunderter Jahre. Sie wusste, wer diese Person war.

      „Meine Herrin.“, sagte sie und neigte den Kopf, als sie realisierte, dass ihr die erste Fürstin der Elfen, die Herrscherin von Alydan, gegenübersaß. „Wie bin ich hierhergekommen?“

      „Weißt du, was du getan hast?“, stellte die Fürstin eine Gegenfrage. Yatane senkte den Kopf. Sie überlegte kurz, wusste aber genau, ihre Erinnerungen einzuordnen. Sie kannte die Grenze zwischen Realität und Traum.

      „Ja, meine Fürstin.“, antwortete sie kurz.

      „Seit dem Tag sind viele Jahre vergangen. Doch die Verbrechen können nicht vergessen werden. Erhole dich von deinen Strapazen. Aber dann wirst du vor den Rat treten müssen, um dich zu verantworten.“, sprach die Fürstin. Obwohl die Stimme weiterhin sanft war, schwang eine bestimmte Strenge mit.

      Yatane nicke. Erschöpft atmete sie aus und schaute aus dem Fenster. Sie musste noch immer leicht blinzeln, als sie so in das grelle Licht der Sonne blickte. Licht, dass alles umgab und alle Geheimnisse offenlegen würde. Sie sehnte sich in diesem Moment nach der wärmenden Umarmung des Schattens. Doch dieser war für immer gewichen. Daran erinnerte sie sich.

      „Das Verbrechen des Verrates zieht nur eine Strafe nach sich, mit der wir aller belegten, die es begingen.“ Die Stimme des Herrn des Feuers ließ Yatane leicht zusammenfahren. Zu entschlossen, ja fast hasserfüllt, waren die Worte gesprochen. Gerade von Fürst Kailan hatte sie Unterstützung erhofft. War er nicht seit jeher Befürworter ihres Kampfes gewesen? Doch noch stärker schien seine Loyalität und Prinzipientreue gegenüber dem heiligen Reich zu sein. „Sie sollte verbannt werden, auf ewig Alydan zu verlassen. Kein Elf soll sie mehr als einer der Unseren willkommen heißen. Von diesem Tage, bis zum Ende der Welt.“

      „Kailan, du musst schon zugeben, dass dieser Fall etwas anders gelagert ist als jene, die du ansprichst.“ Yatane blickte zu der Elfenfürstin, die widersprach. Siliva. Eine für eine Fürstin der Elfen geradezu fröhliche und offene Persönlichkeit. „Yatane hat ihre Schuld eingestanden und Reue gezeigt. Sie wurde zum Verrat verführt und hat diesen nicht aus eigenem Antrieb begangen, sondern im Glauben etwas Gutes zu tun.“

      „Ich