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lass uns gehen.“

      Gegen Mittag ließ der Schneefall nach. Erneut war der Schneesturm an ihnen vorbeigezogen. Zumindest in dieser Hinsicht hatten sie Glück gehabt. Sie schritten gerade durch einen dichten Nadelwald, als Luna bemerkte, dass sogar einige Sonnenstrahlen durch die Baumkronen schienen. Mit etwas Glück würde es sogar ein wenig wärmer werden. Beschwingt von dieser Hoffnung beschleunigte sie ihren Schritt. Denn vor ihnen endete der Pfad und führte aus dem Wald hinaus auf die freien Hügel. Vielleicht konnte man bei dem klaren Wetter schon etwas sehen.

      Als sie den Waldrand erreichten, wartete bereits Rogard auf sie. Der Getreue von Arthur bildete stets die Vorhut, um den Pfad vor ihnen auszukundschaften. Mit Arthur und Rogard waren es fünfzehn Männer, die sie aus Valorien begleitet hatten. Bei viel mehr wäre die Gefahr zu groß gewesen, entdeckt zu werden. Für ihr Vorhaben sollte es reichen, insbesondere, da Arthur die Männer handverlesen hatte.

      „Und?“, fragte Luna Rogard, noch bevor sie selbst richtig schaute.

      „Seht selbst, Majestät.“, antwortete dieser und zeigte in die Täler hinunter, die sich hinter dem Hügel befanden. Sie standen auf einem der höheren Berge und blickten in mehrere Täler, die immer wieder von weiteren Hügeln unterbrochen wurden. Doch viel mehr riss der große Berg am Horizont Luna in ihren Bann. Daron hatte davon erzählt. Als sie genauer hinsah erkannte sie die kleine Burg, oder viel mehr das Kloster, dass sich auf mittlerer Höhe befand. Ein Weg aus dem Tal schlängelte sich am Berg entlang in die Höhe.

      „Das muss es sein.“, stellte Luna fest.

      „Ja, es passt zu den Berichten von Daron.“, bestätigte Arthur, der nun zu ihr aufgeschlossen hatte. „Das ist Kloster Sonnfels.“ Er ging in die Hocke und blickte skeptisch über die Landschaft vor ihnen. Obwohl sich der Ritter es nicht anmerken lassen wollte, musste er eingestehen, dass er nicht mehr leichtfüßig wie früher große Strecken zurücklegen konnte. Die kurze Verschnaufpause kam da gerade recht.

      „Von hier aus müssen wir mit großer Vorsicht vorgehen.“, mahnte Arthur dann. „Wenn wir den Feind von hier beobachten können, dann können sie uns auch sehen, wenn wir uns auf Sonnfels zubewegen. Entweder wir gehen nur noch bei Nacht und suchen uns tagsüber Unterschlupf in den Hügeln oder wir umrunden diese Täler weitläufig. So oder so werden wir noch zwei, vielleicht drei Tage brauchen, bis wir das Kloster erreichen. Außerdem sollten wir versuchen zu beobachten, ob noch Brüder eintreffen. Wenn nicht, dann sind wohl alle Mönche schon dort.“

      Luna schaute kurz zu Arthur hinunter. Sie hatte dem nichts mehr hinzuzufügen. „Wir sollten durch das Tal gehen und unsere Kräfte schonen.“, sagte sie. Obwohl hier die Gefahr entdeckt zu werden größer war, entschied sie sich für diesen Weg. Denn wenn sie auf die Berge hinter Sonnfels blickte, wurde ihr bang, bei einem solchen Wetter und im schlimmsten Fall bei Dunkelheit dort hinaufklettern zu müssen.

      Als sie dort standen näherte sich auf einmal ein Mann der Schwarzen Pfeile und blickte zu Arthur und Rogard.

      „Wir haben Spuren gefunden. Frisch.“, sagte der Mann im Flüsterton. Sofort stand Arthur auf blickte erwartungsvoll zu dem Mann, der etwas zurück in den Wald zeigte. Wortlos nickte Arthur und bedeutete Rogard und Luna, ihm zu folgen. Ihre größte Gefahr war, entdeckt zu werden. Wenn jemand die kaiserlichen Soldaten warnte, wäre ihre Mission gescheitert. Mit den wenigen Männern würden sie jeden Kampf, der nicht auf das Moment der Überraschung baute, verlieren.

      Der Mann führte sie ein bisschen in den Wald auf einen kleineren Nebenpfad. Arthur beugte sich hinunter und inspizierte die Spuren. Es waren nur sehr leichte Fußspuren im Schnee. Doch ihre Kante war klar und deutlich. Fallender Schnee war nicht der Grund gewesen, wieso sie so flach waren. Stattdessen musste die Person sehr leicht sein. Ein Kind? Dafür wirkten sie zu groß. Und wieso sollte ein Kind hier allein im Wald sein?

      Arthur blickte zu Rogard und zeigte zwei Finger. Dann winkte er nach vorne, den Spuren entlang. Rogard verstand sofort, nickte zwei der Schwarzen Pfeile zu, und schlich dann den Spuren entlang. Arthur wartet einige Momente, bis die drei Männer tiefer im Wald verschwanden. Erst dann deutete er Luna ihm zu folgen. Leise zog er sein Schwert aus der Scheide.

      Rogard musste sehr genau hinschauen, um die Spuren überhaupt zu sehen. Wer konnte nur so leichtfüßig durch den frischen Schnee laufen? Ein, zwei Mal dachte er, die Spur schon verloren zu haben. Doch dann fand er doch den nächsten Abdruck und folgte den Spuren immer tiefer in den Wald. Wie lange sollten sie diesen überhaupt folgen? Wenn nun derjenige, den sie verfolgten, sie überhaupt nicht bemerkt hatte? Und das Risiko entdeckt zu werden durch die Verfolgung stieg? Er wollte gerade innehalten, als die Spuren auf einmal an einem Baum endeten. Verwirrt suchte er im Schnee um ihn herum. Nirgends waren weitere Abdrücke zu erkennen. Er blickte hoch und zu den beiden anderen Kriegern, die in einigen Schritten Abstand durch den Wald schlichen. Auch diese schüttelten den Kopf. Sie hatten nichts gefunden. Gerade wollte Rogard sich abwenden, als er eine leichte Abschürfung in der Rinde des Baumes sah. Er stockte und blickte sich noch einmal um.

      Zeitgleich bewegte sich etwas. Dann ging alles schnell. Noch bevor Rogard die Gestalt bemerkte, sprang diese aus der Baumkrone hinunter und landete ohne lautes Geräusch hinter ihm im Schnee. Bevor er reagieren konnte, spürte er schon den kalten Stahl einer Klinge am Hals und einen Arm um seine Brust, der ihn festhielt.

      „Wenn ihr jagt, solltet ihr nicht so verdammt laut sein.“, flüsterte die Gestalt. Zu Rogards Überraschung war es die Stimme einer Frau. Aus den Augenwinkeln bemerkte der Rethaner, wie seine beiden Kameraden sofort Pfeile auf ihre Bögen auflegten. „Wenn euch an seinem Leben etwas liegt, steckt ihr die Pfeile weg.“, sagte die Frau nun lauter. „Wieso verfolgt ihr mich? Wer hat euch geschickt?“, fragte sie dann.

      Rogard wollte gerade antworten, als er sah, wie Arthur und Luna aus dem Schatten der Bäume traten. Also schwieg er. Sollte der Ritter, der sie anführte, die Verhandlung um sein Leben führen. Seine Lage war schon ohne weitere Worte beschämend genug. Derart überrumpelt zu werden stand einem Schwarzen Pfeil nicht gerade gut zu Gesicht.

      „Wenn dir etwas an deinem Leben liegt, dann wirst du ihn gehen lassen, Weib.“, entgegnete Arthur grimmig und machte keine Anstalten seine Klinge zu senken. Er musterte die Frau. Oder zumindest was von ihr hinter Rogard erkennbar war. Sie trug die Klamotten einer Jägerin, jenen Arthurs nicht unähnlich: grüne und braune Stoffe, eine Lederrüstung, einige Messer und andere Utensilien am Gürtel, dazu ein Bogen und ein Köcher auf dem Rücken, ein Schwert an der Seite, und eben den Dolch, den sie Rogard an den Hals hielt. Von ihrem Gesicht war kaum etwas zu sehen außer der schwarzen Haare, die unter einer dunkelbraunen Kapuze hervorschauten und den durchstechenden grünen Augen, mit denen sie Arthur musterte. Auffälliger allerdings war das Messer. Eindeutiger Weise keine Waffe des Kaiserreiches. Es sah eher…

      „Bist du eine Elfe?“, fragte dann Arthur.

      „Und wenn ich das wäre?“, entgegnete die Frau schnippisch, lockerte den Griff um Rogard aber kein bisschen.

      „Wir sind Verbündete des Elfenreiches.“, antwortete Arthur.

      „Woher wisst ihr, dass ich eine Verbündete des Elfenreiches bin? Oder war das der Grund, wieso ihr mich verfolgt habt?“ Die Frau sprach ruhig, aber bedrohlich. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Valoren schien sie keine Furcht zu haben.

      Arthur verharrte kurz und versuchte Optionen zu suchen. Er hatte kein großes Interesse, lang mit dieser geheimnisvollen Kriegerin zu diskutieren. Rogard zu verlieren war allerdings keine Option. Der Mann war als Anführer zu wichtig. Er wollte gerade weitersprechen, als er Luna hörte.

      „Yatane?“, sagte die Königin fragend und trat hinter Arthur hervor. Sie ging auf Rogard zu. Arthur wollte sie aufhalten, doch Luna ging entschieden weiter. „Yatane, bist du es?“

      Man merkte, wie der Griff der Elfe lockerer wurde und sie zu Luna schaute, sie begutachtete, als sie näherkam. Dann breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

      „Luna!“, sagte sie erfreut, hielt aber die Klinge weiter an Rogards Hals. „Was machst du hier?“, fragte sie neugierig.

      „Yatane, lass den Mann