J.D. David

Sternenglanz


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zwei, drei Schritte von der Elfe weg.

      „Es ist gut. Ich kenne diese Elfe. Sie ist eine Freundin.“, sprach Luna weiter und signalisierte den Schwarzen Pfeilen, ihre Waffen zu senken. Dann lächelte sie, lief auf Yatane zu, und schloss die Elfe recht unvermittelt in die Arme.

      „Ich war mir nicht sicher, ob ich dich je wiedersehen würde.“, sagte die Königin. Yatane erwiderte die stürmische Begrüßung mit einem breiten Grinsen.

      „Ich hatte es doch versprochen. Du bist groß geworden.“

      Luna musste leise lachen. Ja, sie war groß geworden, seit sie Yatane mit Lioras zusammen den Weg in die Freiheit geebnet hatte. „Und du wolltest nach Elorath kommen, wenn ich zur Königin gekrönt bin. Dafür bist du nun zu spät.“

      „Ich habe es leider nicht geschafft…“, sagte Yatane entschuldigend, blickte sich dann aber zwischen den Männern um. „Also, was machst du hier?“, fragte sie dann Luna erneut.

      „Ich könnte das gleiche fragen.“

      „Aber ich habe zuerst gefragt.“, entgegnete die Elfe mit einem Grinsen.

      Luna nickte zu Arthur, der noch einige Schritte näherkam. „Yatane, dies ist Ritter Arthur von Freital, ein Ritter Valoriens und mein treuer Diener. Er führt die Schwarzen Pfeile. Wir sind fern von zu Hause, um eine Bedrohung für Valorien zu bekämpfen.“ Die Elfe nickte dem Ritter freundlich zur Begrüßung zu, dessen Gesicht aber versteinert blieb. „Und du?“, fragte Luna dann erneut.

      „Es ist wie du damals sagtest: ich will so viele Länder sehen wie es geht. Der Wind trägt mich mal hierhin, mal dorthin. Aber in der Tat hat dieser Ort eine besondere Aura.“

      „Es ist das Kloster jenseits der Täler.“, sagte Luna. „Dies ist unser Ziel. Ein Orden des Kaiserreiches, der dunkle Mächte beschwört. Sie griffen Valorien an, aber mit der Hilfe von Fürst Elian und Fürstin Siliva konnten wir sie zurückschlagen. Nun greifen wir an.“

      Bevor Yatane antworten konnte, näherte sich Arthur der Königin und sprach leise zu Luna. „Wir sollten den Wald absuchen, ob noch weitere Personen hier sein könnten. Dann können wir am Waldrand ein Lager aufschlagen und heute Nacht aufbrechen.“

      Luna nickte, doch es war Yatane, die antwortete. „Außer euch befindet sich niemand im weiteren Umkreis. Das hätte ich bemerkt.“, stellte die Elfe fest. Fast säuerlich blickte Arthur zu dieser, doch Luna lächelte dankbar.

      „Das ist gut zu hören, danke. Arthur, sorge dafür, dass die Männer etwas zu essen finden und ein Lager errichten.“, befahl sie dem Ritter und wandte sich dann an die Elfe. „Yatane, wirst du heute Nacht bei uns bleiben?“

      Diese lächelte. „Mit Freuden, meine junge Königin. Diesen Abend, und darüber hinaus, wenn es dein Wunsch ist. Deine Feinde sind wohl auch meine Feinde.“

      „Danke.“, erwiderte Luna. Die Wege des Schicksals waren schon seltsam. Yatane hier zu treffen war mehr als eine Überraschung. Aber es konnte sich als unschätzbar wertvoll herausstellen, wenn sie die Elfe bei ihrer Mission begleitete. Denn es gab kaum bessere Jäger – schneller, lautloser, tödlicher – als die Elfen aus Alydan.

      Der Schneefall war zurückgekehrt. Doch diesmal schätzte Luna das schlechtere Wetter. Dichte Wolken und der Schneefall verdunkelten den Nachthimmel. Man konnte kaum zehn Schritte weit erkennen, was in der Nacht lauerte. Für sie ein Vorteil. Denn sie durften nicht entdeckt werden. Bis es zu spät war. Im Schneefall vor ihnen erkannte man bereits die dunklen Umrisse der Klosteranlagen.

      Sie blickte nach rechts und links, zu Arthur, Yatane, und Rogard. „Sind wir bereit?“, fragte sie flüsternd. Es war ziemlich genau die Mitte der Nacht. Eigentlich sollten die Bewohner von Sonnfels schon und noch schlafen. Ein idealer Zeitpunkt für ihren Angriff. Durch Arthurs Erfahrung waren sie exakt so schnell vorangekommen, wie es notwendig war. Nun war der Zeitpunkt gekommen, den mächtigsten Feind Valoriens anzugreifen.

      „Jeder Zeit. Wenn ich Rogard losschicke, startet der Angriff. Wir werden diese Mauern erklimmen, Rogard umrundet mit seinen Männern das Kloster und greift von hinten an. Wir treffen uns am Haupthaus, nachdem Hof und Mauern gesäubert sind.“, umriss Arthur noch einmal kurz den Plan. „Ich werde stets an Eurer Seite sein, königliche Majestät. Bis wir den Wächterrat und den verfluchten Prior niedergestreckt haben.“

      „Danke.“, sagte Luna und blickte dann zu Yatane. Diese lächelte der Königin aufmunternd zu.

      „Auch ich bleibe bei dir und schütze dich.“

      „Gut. Also dann.“, sagte sie, und fügte im Flüsterton hinzu: „Treu und Ehr!“

      „Valorien!“, antworteten Arthur und Rogard leise. Dann verschwand der junge Rethaner mit einigen Männern im dichten Schneefall.

      Kapitel 2

      Vincent umrundete den Tisch des Rittersaals. Kurz ließ er seine Hand über die Lehne des Stuhls am Kopfende streichen. Den Platz seiner Königin und Frau. Seiner Luna. Der doch im Moment frei blieb. Doch er konnte den Platz nicht füllen. Also löste er sich, um weiterzugehen, und sich schließlich auf seinen Platz in der Mitte der Tafel zu setzen. Hinter ihm hing sein Banner an der Wand, das die Wappen Valoriens und Tandors kombinierte. Dennoch war er nicht mehr Vincent von Tandor. Er war Vincent von Valorien, König und Ritter Valoriens. Und zu dieser Zeit Herrscher des Reiches, trotz seiner jungen Jahre. Aber für diese Aufgabe war er ja nicht allein.

      Als er sich setzte blickte er in die Gesichter der anwesenden Ritter. So wie Luna fehlten auch Arthur von Freital und Wanfried von Tulheim, die sich schon auf dem Weg ihrer Aufgaben befanden. Mit diesen Ausnahmen waren allerdings alle Ritter des Reiches anwesend. Die Herzöge Celan, Forgat, und Arved. Die alten Ritter Geron und Alois. Der jüngst geschlagenen Branwulf von Loken. Er selbst. Und zuletzt Taskor Graufels, nun Ritter Valoriens. Er trug das Schwert Kargats, das doch einst Teil Valoriens war, und bald wieder sein sollte. Als er Luna seine Dienste angeboten hatte, hatte diese ihn auch zum Ritter Valoriens geschlagen. Ein aus Vincents Sicht kluger Schachzug. Es ließ keinen Zweifel mehr an dem Anspruch der Krone auf das Land im Süden. Wenn selbst Taskor, einstiger Feind Valoriens und hoch angesehener General Kargats, die Herrschaft Valoriens anerkannte, würde es einfacher werden die Kargatianer zu überzeugen. Insbesondere durch die Unterstützung der einstigen Königin Hega.

      „Ich danke euch allen für euer Kommen.“, sagte Vincent. Der Winter hatte Valorien fest im Griff, und so war das Reisen umso anstrengender. Doch die Angelegenheiten, die zu besprechen waren, forderten die Anwesenheit aller wesentlichen Entscheider des Reiches. „Unsere Königin ist aufgebrochen, um dem Feind im Herzen seines Reiches entgegen zu treten. Uns obliegt nun die Verantwortung, den Angriff auf das Kaiserreich in Kargat vorzubereiten, wenn wir uns der dunklen Mächte dieser Mönche entledigt haben. Wenn der Schnee schmilzt, müssen unsere Truppen marschbereit sein.“, führte er aus. Obwohl er mit Abstand der jüngste Mann am Tisch war, respektierten ihn die anderen Ritter. Nicht zuletzt, weil Celan große Stücke auf seinen Sohn hielt, und treu hinter ihm stand.

      „Ich habe Berlan und Sivert vor einigen Tagen verabschiedet.“, begann Taskor zu berichten. „Sie sollten mittlerweile die ersten Städte in Kargat erreicht haben. Wir hoffen, regelmäßig Nachrichten zu bekommen, über die Stärke des Feindes und unsere Chancen, Unterstützung vom Volk Kargats zu bekommen. Der Winter ist hart. Dies sollte den Unmut der Bevölkerung über das Kaiserreich weiter stärken, denn die Soldaten wollen verpflegt werden. In Kargat sind die Vorräte noch geringer als hier in Valorien, da immerhin unsere letzte Ernte gut war. Das sollte uns in die Karten spielen.“, führte er weiter aus.

      „Die Urben sind losgezogen.“, sagte dann Celan. „Ich verabschiedete Narthas und Wanfried vor einigen Wochen aus Taarl. Ihr Weg durch die Steppen und die Peltamark wird langwierig, aber im Frühjahr werden sie Kargat erreichen, und den Feind unerwartet treffen. Noch besteht wohl kein Krieg zwischen dem Kaiserreich und der Peltamark. Aber die Herrscher werden den Hunger der Sonnen nach mehr Land erkennen. Und kaum einen Konflikt gegen das Heer von Narthas wagen wollen.“, berichtete Celan von den Vorbereitungen im Osten.

      „Danke,