J.D. David

Sternenglanz


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Weg zu dem Turm. Auf einigen Schritt Höhe war ein Gang aus Holz gebaut, auf den auch Treppen führten. Von dort führten Türen in den hinteren Bereich des Haupthauses. Sie vermutet dort oben die Schlafsäle und tippte Arthur auf die Schulter, um dorthin zu deuten. Der Ritter nickte und signalisierte allen Männern, ihm zu folgen. Dann schlichen sie eine der Treppen hinauf. Auf die Toten im Saal achtete Luna gar nicht.

      Es gab einen großen Schlafsaal an der Ecke des Gebäudes. Obwohl rechts und links noch mehrere Türen abzweigten, mussten dies kleinere Zimmer sein, wenn man den Aufbau des Klosters beachtete. Also galt es erstmal, das blutige Handwerk im großen Saal zu vollenden, um danach Zimmer für Zimmer zu durchsuchen. Die größere Frage war, wo die Mitglieder des Wächterrates und insbesondere der Prior waren. Doch eines nach dem anderen.

      Lautlos schlichen die Schwarzen Pfeile in den Saal und schwärmten aus, sodass jeder Mann an einem Bett stand. Die Mönche schliefen tief und fest, nur das Schnarchen und die Atemgeräusche einiger Männer und das Pfeifen des Windes draußen störte die nächtliche Stille. Auch Luna positionierte sich an einem Bett und hob ihre Klinge in die Höhe.

      Arthur blicke sich kurz um. Als alle auf ihrem Posten waren, nickte er kurz, um das Signal zu geben. Die Schwerter fuhren nach unten und durchbohrten die Leiber der schlafenden Mönche. Ein, zwei, drei Mal stach Luna zu. Dann sah sie, wie das Stroh und die Federn um den Mann sich mit dessen Blut vollsaugten. Außer dem Eindringen der Klinge und einem scharfen Ausatmen gab der Mönch keinen Laut von sich. Aus den Augenwinkeln erkannte sie, wie sich einige der Schwarzen Pfeile schnell lösten, um die letzten Mönche zu töten, an deren Betten noch kein Mann gestanden war. Es ging alles so schnell, dass selbst Männer, die kurz aufwachten, nicht schreien konnten. Natürlich war das Massaker nicht vollkommen lautlos, aber es gab keine Laute, die mit Sicherheit durch das ganze Kloster zu hören gewesen wären.

      Luna zog ihr Schwert aus dem Leichnam des Mönches und wischte die Klinge an der Wolldecke ab, bevor sie es wieder in die Scheide steckte. Dann ging sie auf Arthur zu, der neben dem letzten noch lebenden Mönch kniete und ihm seinen Dolch an den Hals hielt.

      „Wo sind der Prior und der Wächterrat?“, fragte er flüsternd, während er dem Mann die Hand auf den Mund hielt. Vorsichtig lockerte er sie dann, damit der Mönch antworten konnte. Doch dieser machte vorerst keine Anstalten zu antworten, sondern blickte Arthur nur mit großen, verängstigten Augen an. Also erhöhte der Ritter den Druck der Klinge, sodass die Haut leicht eingeritzt wurde.

      „Sprich schnell und die Wahrheit, dann verschone ich dein Leben vielleicht.“, fauchte er drohend.

      Der Mönch versuchte sich leicht nach hinten zu drücken, um den Druck der Klinge zu verringern, war aber nur mäßig erfolgreich. Also nickte er leicht, vorsichtig, um sich nicht zu verletzen.

      „Also?“, sagte Arthur auffordernd.

      „Sie sind im Turm, im Norden des Gebäudes.“, keuchte der Mann leise. „Dort ist das Quartier des Priors und der Ratssaal. Sie meditieren gerade.“

      „Danke.“, sagte Arthur und schnitt dem Mann dann die Kehle durch. Es durfte keine Überlebenden geben. Dann stand er auf und drehte sich zu Luna.

      „Majestät, wir sollten gemeinsam mit Yatane und den meisten der Männer zu diesem Turm. Wir werden die Kraft Eures Schwertes brauchen. Rogard kann hier mit zwei Männern allein die restlichen Räume durchkämmen.“, schlug er flüsternd vor. Luna nickte nur. Yatane stand bereits neben ihnen und brachte keine Einwände vor.

      „Also los!“, sagte Arthur so und winkte den Männern zu, ihm zu folgen. Diese waren gerade von Bett zu Bett gegangen, um zu überprüfen, dass die Arbeit vollständig verrichtet worden war. Als sie den Schlafsaal verließen spürte Luna die gespenstische Stille, als nur noch der Wind von draußen pfiff. Sie hatte sich kurz so stark und sicher gefühlt, als sie ihre Klinge gezogen hatte. Nun zog sich ihr Magen leicht zusammen, als sie an all die Toten dachte. Doch das Blutvergießen war noch nicht beendet.

      So lautlos wie möglich liefen sie die Treppen hinauf und hielten dann kurz vor der Tür inne, an der die Treppe endete. Obwohl sie die Spitze wohl noch nicht erreicht hatten, musste dies der Saal des Wächterrates sein. Selbst durch die dicke Eichentür hörte man den dumpfen Gesang der Meditation und Gebete. Luna meinte sogar zu spüren, wie die Steine unter ihnen leicht vibrierten, und wie die Luft von der Macht erfüllt flimmerte. Vorsichtig und leise zog sie Zeitensturm. Als sie die schwarze Klinge sah, spürte sie sich sofort wieder stärker. Egal welche Macht diese Wächter hatten, sie hielt die Macht St. Gilberts in ihren Händen.

      „Eine unglaubliche Macht…“, flüsterte Yatane leise. Die Elfe war noch empfindsamer für die Strömungen der Magie. Arthur schaute zu den zwei Männern, die sie vorne anführten.

      „Bereit?“, fragte der Ritter leise. Alle Anwesenden nickten. Sie wussten, dass dies der wohl gefährlichste Moment war. Der Feind musste so schnell wie möglich ausgeschaltet werden. Denn wenn dieser erst seine volle Kraft entfesselte, ständen die Chancen zu Überleben schlecht. Gleichzeitig limitierten Tür und Treppen die Möglichkeit, zusammen anzugreifen.

      Dann nickte Arthur entschlossen und die beiden ersten Männer stürmten den Raum, dicht gefolgt von Arthur, Yatane, und dann Luna. Die sieben Mitglieder des Wächterrates knieten auf dem Steinboden, alle auf eine der Wände ausgerichtet, an der Insignien, Relikte, und ein Banner standen. Sie waren von der Tür abgewandt, was den Angreifern einen kleinen Vorteil gab. Noch bevor sie reagieren konnten rammten die ersten beiden Krieger ihre Schwerter in den Rücken der hintersten beiden Wächter. Fast zeitgleich ließen Arthur und Yatane ihre Pfeile fliegen und trafen zwei weitere Wächter tödlich. Synchron, als würden sie viele Jahre zusammen kämpfen, ließen die Elfe und der Ritter ihre Bögen fallen, um ihre Klingen zu ziehen, während sie in den Raum liefen. Erst dann trat Luna in die Tür.

      Vier waren erledigt, als die anderen drei den Angriff bemerkten. Sofort schwoll der Gesang an und der Jüngste der drei Männer sprang auf und deutete auf einen der vorderen beiden Krieger. Ein Stein löste sich aus der Mauer und durchschlug die Brust des Mannes, trat blutig wieder aus dem Rücken heraus, und zerschellte knapp neben Yatane an der Wand. Gleichzeitig ballte ein anderer Wächter seine Faust und ein Stein löste sich aus der Decke und zerschmetterte den Schädel des zweiten Kriegers.

      Der vorderste der Wächter erhob sich und drehte sich um. Er streckte die Hände zur Seite, mit den Handflächen nach oben. Luna spürte, wie der Turm erzitterte, und sich viele kleine Steine aus den Wänden lösten und auf sie, Arthur, und Yatane zuflogen.

      „Nein!“, schrie Luna laut und durchschnitt mit ihrer Klinge die Luft vor ihr. Sie schloss noch die Augen, hörte dann aber das Geräusch, wie die Steine zu Boden fielen. Sie lagen in einer sauberen Reihe vor ihnen, als hätten sie eine unsichtbare Wand getroffen. Nun hielten die drei Wächter kurz verwirrt inne. Ein Zögern, dass für sie verheerend sein sollte.

      Yatane zog und warf blitzschnell einen ihrer Dolche, der sich in die Kehle eines der Wächter bohrte. Währenddessen überbrückte Arthur mit zwei großen Schritten den Abstand zum nächsten Wächter und rammte diesem Blutstein in die Brust.

      Luna fokussierte den letzten Wächter und machte einen Schritt nach vorne. Getragen von der Kraft ihres Schwertes wollte sie auf den Feind zu rennen. Doch einen Augenschlag später stand sie schon vor dem Mann, hatte den Abstand von einigen Schritten in einem Moment überwunden. Sie blickte dem alten Mann in die Augen.

      „Laëa…“, wollte dieser gerade noch zu einem weiteren Gebet ansetzen, als Luna ihm bereits ihre schwarze Klinge durch das Herz trieb. Während der Mann tot zu Boden sank, blickte sie sich um. Der Wächterrat war vernichtet. Es war ein gutes Gefühl. Ein wichtiger Sieg. Blut tropfte von Zeitensturm auf den Boden. Über den gesamten Steinboden des Turmes breiteten sich langsam die Blutlachen der Mönche aus. Sie hatten es so gewollt. Damals, als sie den Krieg über Kargat und Valorien gebracht hatten. Nun mussten sie den Preis dafür zahlen.

      „Wir müssen den Prior finden.“, sagte Arthur und deutete auf die Tür, die sich am anderen Ende des Raumes befand. „Dort entlang. Es muss noch weiter nach oben gehen.“

      Luna blickte zu Yatane, als suchte sie Bestätigung. „Ja.