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Daniel sich sagen, obwohl er etwas anderes dachte, das den Tatbestand der schweren Beleidigung erfüllt hätte. Es lief auf Knäpper hinaus.

      >>Immer gerne, Herr Neumann! Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!<<

      Antall winkte in seine Kamera hinein, aber Daniel fiel noch etwas ein.

      >>Eine Frage habe ich noch!<<

      >>Lassen Sie hören!<<

      >>Welche Bezahlung kann ich für diesen Auftrag erwarten? Gibt es einen Spesensatz, eine Erfolgsprämie? Und wie hoch wäre das! Ich habe da überhaupt keine Ahnung!<<

      Antall zeigte mit dem Finger auf Daniel.

      >>In der Tat eine wichtige Frage! Üblich sind tausend pro Tag als Spesen und eine frei verhandelbare Erfolgsprämie. Da Sie eine verschwundene Person suchen sollen, wären als Prämie zehntausend angemessen. Allerdings müssen Sie mit dem Klienten verhandeln, wie viel Zeit er Ihnen gibt!<<

      Die Aussichten waren plötzlich gut. So konnte er vielleicht sogar den ruppigen Ton eines Knäpper ertragen.

      >>Das hört sich gut an! Vielen Dank!<<

      Antall nickte und verabschiedete sich.

      Daniel fühlte sich plötzlich deutlich besser. Er konnte sich fast schon die Anzeige seines Kontostands im Display seines Smartphones vorstellen. Minuten später hatte er eine große Tasche mit notwendigen Sachen gepackt, die neuen Einkäufe sorgfältig gefaltet. Vorsorglich legte er auch sein Touchbook in die Tasche. Für einen Suchauftrag würde es unentbehrlich sein. Das Gerät war zwar nicht mehr das Neueste, aber es hatte einen europaweit verfügbaren Highspeedzugang ins Internet, besaß einen starken Akku und war mit einigen Applikationen ausgestattet, die Daniel während seiner Arbeit bei der Internetermittlungsgruppe verwendet hatte. Ganz legal war das nicht, da er kein Polizist mehr war, aber er hatte auch nicht vor, das jemandem auf die Nase zu binden.

      Zuletzt zog er sich um. Eine dunkelgraue Hose, dazu ein langärmeliges Hemd, Schnürschuhe. Unentschlossen stand er mit einer Krawatte in der Hand vor dem Spiegel, die er dann doch einfach in die Tasche warf. Er fand, er musste nicht übertreiben. Es ging nicht um eine Stelle im Management. Außerdem war Sommer. Schweißdurchfeuchtet würde er keinen guten Eindruck hinterlassen.

      Endlich war es kurz vor halb elf und Daniel verließ seine Wohnung. Da er keine Ahnung hatte, wie viele Tage er unterwegs sein würde, schaltete er alle Stromverbraucher einschließlich des ohnehin fast leeren Kühlschranks ab und verriegelte die Wohnungstür sorgfältig.

      Als er auf die Straße trat, rollte gerade ein dunkler Van auf ihn zu, die Seiten mit kleinen blauen Aufklebern versehen, die auf den Brennstoffzellenantrieb des Wagens hinwiesen. Den notwendigen Strom für den Antrieb während der Fahrt erzeugte der Wagen also mittels Wasserstoff selbst. Die meisten Taxis waren mit dieser Technik ausgestattet, erlaubte diese doch das schnelle Nachtanken von Wasserstoff und gewährte lange Reichweiten. Der Wagen hielt am Straßenrand. Die Seitenscheibe fuhr herunter. Ein gepflegt aussehender Mann in einem dunklen Anzug schaute ihn an. Eindeutig kein Taxifahrer.

      >>Wie heißen Sie? Wer hat Sie kontaktiert?<<

      Daniel antwortete und die hintere Schiebetür des Wagens öffnete sich, sodass er einsteigen konnte. Er legte seine Tasche neben sich in den großzügigen Fußraum. Hinter ihm fuhr die Tür wieder zu.

      >>Bitte anschnallen!<<

      Kaum hatte Daniel der Aufforderung Folge geleistet, beschleunigte das Fahrzeug. Daniel schaute sich im Innern des Wagens um. Der zentrale Monitor neben dem Lenkrad zeigte die Fahrtroute an. In einem Fach darunter klemmte ein Dienstausweis mit dem Foto des Fahrers und dem Logo von GlobSecure. Die Sicherheitsfirma kümmerte sich eindeutig gründlich um ihre Angelegenheiten.

      10.

      Im Terminal des Flughafens herrschte wenig Betrieb. Vor einem einzelnen Schalter stand eine Menschenschlange mit Koffern und wartete auf die Abfertigung. Mitten in der Halle standen zwei Fahrzeuge auf einem Podest, ein flacher Sportwagen und ein sehr kurzes Stadtfahrzeug, ähnlich dem Leihwagen, den Daniel am Vortag gefahren hatte. Über den Fahrzeugen warb RWE Solar auf einem sich langsam drehenden mehrere Quadratmeter großen Bildschirm für regenerative Antriebsenergie und günstige Stromtarife bei Erwerb einer RWE Solar Superwallbox, einer Hausladestation mit 100 kWh-Speicher, gut und teuer. Nichts für Daniel.

      Er fand nach kurzem Suchen den kleinen Schalter, über dem eine Anzeige auf >>Private Services<< hinwies.

      Er schmunzelte bei der Bezeichnung kurz und dachte an Carina. Kurz hatte er ihr Bild vor sich, auf dem Bett, nur noch mit dem Hauch eines Slips und einem verführerischen Lächeln bekleidet. Eine junge schwarzhaarige Frau in einem dunkelblauen Stewardessendress begrüßte ihn freundlich reserviert. Nachdem er ihr sein Anliegen erklärt hatte, forderte sie ihn auf, sich zu identifizieren.

      >>Herr Neumann! Ihre Maschine steht schon für Sie auf der Parkposition. Ihre Abflugzeit ist in zwanzig Minuten. Gehen Sie zu Ausgang C50 im Businessbereich. Ich melde Sie dort an. Ihre Tasche nehmen Sie bitte mit.<<

      >> Das ist vermutlich kein regulärer Flug?<<, fragte er, obwohl er die Antwort schon ahnte. Die Frau schaute ihn erstaunt an.

      >>Nein! Ihr Flugzeug ist ein DesertEnergy-Learjet. Sie sind der einzige Passagier für diesen Flug!<<

      Er nahm sich vor, sich nicht mehr überraschen zu lassen. Dieser Auftrag musste wirklich wichtig zu sein, wenn man den Bewerber sogar mit einer Privatmaschine einfliegen ließ. Seine Neugier war geweckt, und eine Frage bereits beantwortet. Kein Manager von GlobSecure, sondern von DesertEnergy war der Auftraggeber.

      Er versuchte ein unschuldiges Lächeln.

      >>Tut mir leid. Ich fliege selten, eher gar nicht! Das wird heute wohl das dritte Mal, dass ich in ein Flugzeug steige!<<

      >>Sie haben aber keine Flugangst?<<

      Sie schaute ihn unbewegt an und wartete eindeutig auf eine Reaktion, die ihre Frage positiv beantworten würde.

      >>Nur wenn ich selber fliegen muss!<<, antwortete er übermütig, verabschiedete sich grinsend und wandte sich um. Anhand der Beschilderung fand er den Ausgang eine Etage tiefer, separat von den zentralen Sicherheitsschleusen für den allgemeinen Flugverkehr. Eine Rolltreppe führte nach unten, wo er an einem weiteren Hinweisschild zu >>Private Services<< von zwei Sicherheitsleuten sehr höflich in Empfang genommen wurde, die erneut seine Identität überprüften und sowohl ihn als auch seine Tasche sehr gründlich untersuchten. Nachdem sie nichts sicherheitsrelevantes finden konnten, händigten sie ihm seine Habseligkeiten wieder aus und wünschten Daniel eine angenehme Reise.

      Der kleine Warteraum war eine luxuriöse Lounge mit Parkettfußboden und stoffbespannten Wänden, die die kalte funktionale Optik des Flughafens verdeckten. Indirektes Licht schien aus an den Wänden verteilten Säulen. Bequem aussehende braune Ledersessel waren in Vierergruppen um kleine Tische arrangiert. Die abgetönte Glaswand, die auf das Rollfeld zeigte, ließ nur gedämpftes Licht in den Raum.

      An der linken Seite der Lounge befand sich eine Bar mit einem großen Spiegel, vor dem Glasregale eine große Auswahl an Getränken und Gläsern zeigten. Hinter der Theke stand ein Mann in weißem Hemd und dunkler Weste, der ihn abwartend anschaute.

      Daniel setze sich an die Bar und stellte seine Tasche neben sich ab. Der Mann in der Weste fragte ihn sofort nach seinen Wünschen. Entgegen einem Reflex bestellte Daniel lediglich ein Tonic Water. Daniel setzte sich in einen der bequemen Sessel nahe der Glaswand, um auf das Rollfeld hinauszuschauen, auf dem gerade eine Maschine zur Startbahn vorbei rollte. Das dezente Summen einer Lüftungsanlage, das einzige Geräusch in der Lounge, bemühte ihn mit einem monotonen Schlaflied. Er lehnte seinen Kopf zurück und schloss ein wenig die schwer werdenden Augenlider.

      >> Herr Neumann! Wir warten schon auf Sie!<<

      Die raue kräftige Stimme ließ ihn zusammenzucken.