Veronique Larsen

Maxillia


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fragte Don, der etwas misstrauisch schien. „Ich habe etwas über die Legende der Sphingen gelesen“, antwortete sie prompt mit schon vollem Mund. Irgendwie fühlte es sich gut an zur Abwechslung mal nicht zu lügen, sondern die Wahrheit zu sagen. Denn die Legende hatte sie ja wirklich gelesen, wenn auch am Vormittag und nicht am Abend. „Achso“, nickte Isabella und warf ihrem Mann einen bedeutungsschwangeren Blick zu. „Was ist denn los? Warum grinst ihr denn so komisch?“, fragte Max irritiert, die die Gesichter ihrer Eltern bemerkt hatte. „Ach nichts“, tat Isabella ab und widmete sich wieder ihrem Essen. „Na schön. Wie sieht es denn jetzt eigentlich mit den Bündnisverträgen bezüglich der freien Zeit für die Rekruten aus? Habt ihr sie schon komplett durchsehen können?“, ließ Max das so stehen und lenkte das Thema lieber auf die Abmachung, die noch endgültig zu treffen war. „Ja. Von den Verträgen her spricht tatsächlich nichts dagegen“, antwortete Isabella, zu Maxillias Freude. „Stimmst du denn dann den Bedingungen zu“, wollte Don nun wissen. „Ich würde es davon abhängig machen, wie viel freie Zeit ihr erlauben würdet“, entgegnete Max und biss erneut hungrig in ihr Brot. „Was würdest du denn vorschlagen?“, fragte Isabella, die überrascht von der Initiative ihrer Tochter schien. „Wie wäre es mit zwei vollen Tagen?“, antwortete Max und wartete gespannt auf die Reaktion. „So viel?“, entsetzte sich Don, dem beinahe ein Bissen im Hals stecken blieb. „Alles andere lohnt sich doch kaum“, argumentierte Max sehr überzeugt. „Wieso, sollte es sich sonst nicht lohnen?“, fragte Don räuspernd, der da scheinbar ganz anderer Meinung war. „Weil mit Anreise und Abreise sonst zu wenig Zeit bliebe. Die Ärmsten wären sonst mehr unterwegs als bei ihren Lieben“, entgegnete Max selbstsicher. „Gut. Dann machen wir es so. Und das gilt dann ab dem nächsten Monat“, entschied Isabella, bevor Don noch etwas sagen konnte. Maxillias Herz machte vor Freude einen Hüpfer. „Echt?“, fragte sie ungläubig mit glänzenden Augen, da sie tatsächlich nicht mit einer solchen Großzügigkeit gerechnet hatte. Sie hatte sich sogar darauf vorbereitet noch weitere Diskussionen mit ihren Eltern zu führen. Auch Don schien damit nicht gerechnet zu haben, dem das Blut aus dem Gesicht gewichen war und erschrocken seine Frau anblickte. „Ja. Aber du musst dich ab nächster Woche dann auch besonders anstrengen“, entgegnete Isabella mahnend und ignorierte ein wenig das entsetzte Gesicht, das Don machte. „Ja. Ich weiß. Abmachung ist Abmachung“, stimmte Max mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu. Schließlich hatte sie so ihr Versprechen mehr als erfüllt und sicher nicht nur einer Familie geholfen.

      6

      „Hallo Max“, riss Seraphinas Stimme sie aus ihren Gedanken, als sie um die Mittagszeit auf den Baum geklettert kam und Max schon im Versteck vorfand. Max hatte gerade über das Geschehen auf ihrem gestrigen Rückweg mit den Wurzeln nachgedacht, die sich vorhin ganz unauffällig und normal verhalten hatten. Es war schon ziemlich seltsam gewesen und hatte ihr sehr zu denken gegeben. Aber nun verdrängte sie die Gedanken erstmal wieder, da sie die Zeit mit ihrer Freundin nutzen wollte und nicht über etwas nachdenken wollte, was sie sich so einfach nicht erklären konnte. „Na?“, entgegnete Max lächelnd und beobachtete, wie die Nymphe es sich bequem machte. „Heute wieder früher dran?“, fragte sie, als sie endlich saß und die Baumkrone sich nicht mehr von ihren Bewegungen schüttelte. „Ja. Ich habe heute Vormittag auch nicht viel gemacht und diesmal auch nicht die Zeit vergessen“, lachte Maxillia und spielte mit dem Ende ihres Zopfes herum. „So, so. Und was hast du gemacht?“, wollte Phina wissen. „Ich habe eigentlich nur etwas gelesen. Um genau zu sein, eine Legende, die ich schon kannte“, erzählte Max, die sich am Vormittag doch sehr gelangweilt hatte und kaum hatte abwarten können endlich in den Wald zu gehen. „Klingt ja nicht so interessant“, stellte Seraphina richtigerweise fest. „Bei mir war es aber auch mal wieder langweilig. Wir haben die Geschichte unseres Volkes zum gefühlten hundertsten Mal gehört“, verdrehte sie die Augen und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Oh, das glaube ich, dass das nicht spannend war“ lachte Max, die sich ganz in Seraphinas Lage hatte versetzen können. Nachdenklich schaute diese über Max hinweg, durch das dichte Blattwerk hindurch. „Meinst du die drei von gestern kommen wieder her?“, fragte sie und spielte mit ihren Zähnen an der Unterlippe herum. „Ich weiß nicht. Gestern hatten sie zumindest gesagt, dass sie beim nächsten Mal Handtücher mitbringen wollten“, entgegnete Max und drehte sich ebenso in die Richtung, in der der Pfad lag. „Was hältst du eigentlich überhaupt davon, dass die nun auch ihre Zeit hier verbringen?“, wollte Max wissen, die sich über ihre eigene Meinung selbst nicht ganz sicher war. „Naja. Auf der einen Seite ist es blöd, dass wir uns so still verhalten müssen, wenn sie da sind. Aber auf der anderen Seite, sehen sie ziemlich gut aus und es macht Spaß ihnen zuzusehen“, antwortete Phina nachdenklich und legte ihre Hand an ihr Kinn. „Was ist denn deine Meinung dazu?“, fragte sie nun Maxillia, die nur mit den Schultern zuckte. „Am interessantesten finde ich eigentlich dein Verhalten. Du siehst sie dir ja ziemlich genau an“, stellte Max nach einer kurzen Überlegung amüsiert fest und stieß mit dem Handrücken gegen Seraphinas Knie. „Wenn so gutaussehende Männer sich hier herumtreiben? Du findest sie doch auch süß. Oder?“, stupste sie mit ihrer Schulter gegen die Schulter von Maxillia. „Nun, zumindest passiert mal etwas, was nicht alle Tage passiert. Von daher fände ich es eigentlich nicht schlecht, wenn sie wiederkämen“, errötete Max ein wenig. Kaum hatte sie dies ausgesprochen, schreckte Seraphina wieder hoch und legte ihren Zeigefinger auf ihre Lippen. Max drehte sich gleich in Richtung des Waldweges, da die Reaktion ihrer Freundin nur eins hatte bedeuten können. Und tatsächlich tauchten die drei jungen Männer zwischen den Bäumen auf und überquerten die Wiese in Richtung Steg. Sie waren völlig ins Gespräch vertieft und ahnten scheinbar auch diesmal nicht, dass die beiden Mädchen sich in dem Baum befanden, der direkt neben ihnen über den Tümpel ragte. Mit einem breiten Grinsen stupste Seraphina Max an, als die drei sich bis auf die Unterwäsche auszogen und in das trübe Wasser sprangen. Sie holten auch diesmal wieder die Wassernuss hervor, die sie am Vortag am Ufer in einem Gebüsch versteckt hatten, und begannen sich diese wieder einander zuzuwerfen. Eine ganze Weile schauten Seraphina und Max den dreien vergnügt zu, wie sie im Wasser herumtollten und ihre Zeit genossen. Doch plötzlich raschelte es vom Waldweg her und weitere Schritte schienen sich zu nähern. Erschrocken schauten sich die Mädchen an, in dessen Mägen sich die Angst ballte. Wer kam dort? Wer wusste noch von der Lichtung? Auch die drei jungen Männer schienen dies bemerkt zu haben und stürmten hektisch aus dem Wasser. Eilig schnappten sie sich ihre Sachen und stürzten sich hinter einen hoch gewachsenen Strauch, der links neben dem Steg am Waldrand wuchs. Gerade noch so hatten sie es geschafft dahinter zu verschwinden, dass auch die Blätter sich nicht mehr bewegten, als jemand auf die Lichtung trat. Maxillias Herz blieb fast stehen, als sie bemerkte, dass es ihre Mutter war, die nun durch das hohe Gras stolzierte und sich umsah. „Oh nein“, hauchte Max erstickend, als ihre Mutter auch noch ihren Namen rief. „Ich weiß das du hier irgendwo bist, Max“, rief sie und ging langsam auf das Versteck der drei jungen Männer zu. „Oh nein“, hauchte Max erneut mit panisch rasendem Herzen. Aufgeregt überlegte sie hin und her, was sie nur tun sollte. Denn, wenn sie sich nicht zu erkennen gäbe, würde Isabella die Rekruten entdecken und ihnen eine Strafe verpassen, die sich gewaschen hatte. Aber wenn Max sich zu erkennen gäbe, würde sie einen riesigen Ärger bekommen. Aber woher wusste Isabella überhaupt, dass sie dort war und nicht in ihrem Bett in ihren Gemächern? „Mist“, zischte Max und kniete sich hin, als ihre Mutter den hohen Strauch inspizierte und begann ein Paar Äste zur Seite zu schieben. Seraphina saß wie gelähmt da und sah panisch zu, was gerade geschah. Isabella packte gerade wieder ein paar Äste und wollte sie zur Seite schieben, als Max sich einen Ruck gab und aus ihrem Versteck herauskam. Am Ende war es ihr dann doch lieber selbst eine Strafe zu kassieren, als verantworten zu müssen, dass die drei eine viel Schlimmere erhalten würden. „Ich bin hier Mutter“, sagte Max laut, als sie den Stamm des Baumes mit zittrigen Knien herunterkletterte. Schuldbewusst senkte sie den Kopf, als sie am Boden angekommen war und ein paar Schritte auf ihre Mutter zu kam. „Wusste ich es doch. Ich kenne doch meine Tochter“, sagte Isabella und trat von den Gebüschen weg. „Verzeih mir, dass ich mich aus der Burg geschlichen habe Mutter“, stammelte Max kleinlaut, in der die Angst wuchs nicht mehr an diesen Ort zu dürfen und Seraphina