Irene Dorfner

Die Jagd nach dem Serum


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Zum Vorschein kam eine alte, geschnitzte Holzfigur.

      „Sieh an, die Heilige Barbara,“ sagte Patrick.

      „Wertvoll?“

      „Keine Ahnung. Ich denke nicht, dass es um die Figur geht.“ Patrick untersuchte die Figur genau. Das Siegel gefiel ihm nicht. Er bemerkte die Kante am Fußteil der Figur und war für einen Moment versucht, daran zu drehen, unterließ es aber. Zuerst musste er das Siegel vorsichtig entfernen. Krummwinkler stöhnte auf. Das, was der Brite machte, dauerte ihm viel zu Lange. Einen Gang weiter liefen Passanten, die aber keine Notiz von ihnen nahmen. Wenn sich der Typ nicht endlich beeilte, würden sie hier noch auffliegen. Endlich war das Siegel entfernt und Patrick öffnete die Figur.

      „Die Figur ist hohl?“

      „Eine Reliquienfigur,“ sagte Patrick überrascht, als er den Inhalt vorsichtig herauszog. Haare und winzige Stoffteile legte er fein säuberlich auf das nächste Paket. Er hatte zwar schon von Reliquienfiguren gehört, aber noch nie eine echte gesehen. Das Stück war authentisch und sicher weit über 100 Jahre alt.

      Patrick legte die Figur zur Seite. Dann öffnete er das zweite Paket. Auch hier kam eine Reliquienfigur zum Vorschein und wieder musste er das Siegel entfernen, was ebenfalls eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Krummwinkler stöhnte auf. Der Brite war viel zu genau und ließ sich viel zu viel Zeit. In der ersten Figur war nur altes Zeug verstaut, dasselbe in der zweiten.

      „Der ganze Aufwand nur wegen diesen alten Figuren und deren wertlosem Inhalt?“ Krummwinkler war enttäuscht. „Ich hatte mir mehr versprochen. Was soll der Scheiß?“

      Patrick erwiderte nichts darauf, sondern besah sich beide Figuren genauer.

      „Der Hohlraum wurde mit Blei ausgekleidet. Warum der Aufwand? Wegen den Reliquien?“

      „Keine Ahnung. Die Sache stinkt.“

      Patrick dachte ähnlich. Was sollte das? Warum machte sich jemand solche Mühe? Von beiden Figuren machte er jede Menge Fotos.

      „Wir müssen die Siegel wieder so anbringen, dass niemand etwas bemerkt.“

      „Das ist das kleinste Problem, das krieg ich hin.“

      „Sehr gut. Danach können die Pakete zugemacht und dem Postweg zugeführt werden.“

      „Das war alles?“ Krummwinkler schüttelte den Kopf. Er verstand den ganzen Aufwand nicht. „Seien Sie mir nicht böse Mr. Lynch, aber ich denke, dass die Kosten Ihres Fluges den Wert dieser Pakete bei Weitem übersteigt.“

      „Ich weiß. Ich verstehe auch nicht, was das soll. Noch nicht. Ich nehme an, dass Sie die Pakete mit diesem Aufkleber im Auge behalten?“

      „Sie können versichert sein, dass ich das weiterleite.“

      „Vielen Dank für Ihre Hilfe.“

      Krummwinkler sah dem Briten hinterher. Da die Anfrage des Kollegen Barnes offiziell lief, blieb ihm nichts Anderes übrig, als einen entsprechenden Bericht zu verfassen. Ob die Informationen allerdings ausreichten, um Pakete mit diesem Aufkleber im Auge zu behalten, war fraglich. Hier ging es nicht um Schmuggel im eigentlichen Sinne. Wenn es um Drogen, Geld, Edelsteine oder sonst etwas Wertvolles ginge, wäre das kein Problem. Aber der Aufwand wegen der ollen Figuren und deren wertlosem Inhalt? Nein, das rechtfertigte nicht die Kontrolle Tausender Pakete. Sie hatten jetzt schon Personalmangel und er konnte dafür keinen Kollegen entbehren. Der Bericht darüber musste ausreichen, damit waren die Briten hoffentlich zufrieden. Er packte die Figuren wieder ein und wusste jetzt schon, dass er in den nächsten beiden Stunden damit beschäftigt sein würde.

      Patrick nahm den nächsten Flug nach London, der kein bisschen besser war als der vorherige. Sofort nach seiner Rückkehr erstattete er Barnes Bericht, nachdem er sich mit einem Gutachter besprochen hatte. Der hatte bestätigt, dass diese Reliquienfiguren zwar begehrt waren, aber keinen hohen Wert darstellten. Er schätzte beide Figuren anhand der Fotos auf jeweils maximal circa 100 Pfund.

      Barnes hörte überrascht zu und besah sich alle Fotos. Auch er hatte mit etwas ganz anderem gerechnet.

      „Dann ist das Sache der deutschen Behörden und für uns erledigt. Trotz allem: Gute Arbeit, Lynch!“

      „Eine Frage habe ich noch: Warum haben Sie mich nach Deutschland geschickt? Warum der Aufwand? Diese Pakete fallen nicht in unseren Zuständigkeitsbereich, das ist Sache der Deutschen.“

      „Wollen Sie die Wahrheit hören?“

      „Sicher.“

      „Man will uns den Etat kürzen, da wir in den letzten Monaten keine Erfolge nachweisen konnten. Die Deutschen sind durch uns auf den Schmuggel aufmerksam geworden und schulden uns nicht nur Dank, sondern auch Anerkennung. Die ist es, die wir brauchen. Wir können uns keine Etatkürzungen leisten, wir müssen sowieso schon an allen Ecken sparen.“

      Barnes war enttäuscht. Ja, das war ein Erfolg gewesen, wenn auch ein kleiner. Hätte es sich um Diamanten, Rauschgift oder Ähnliches gehandelt, hätte er weit bessere Karten gehabt. Aber alte Reliquienfiguren? Er nahm seine Jacke und ging wie jeden Abend in den Club. Was sollte er auch sonst tun? Vor über zehn Jahren hatte ihn seine Frau verlassen. Er hasste die einsamen Abende zuhause und zog es vor, im Club zu Abend zu essen, ein Porter zu trinken und eine gute Zigarre zu rauchen. Mit Glück fand sich ein interessantes Gespräch mit einem der anderen Clubmitglieder, denen es ähnlich ging wie ihm.

      Dass Krummwinkler lediglich einen Bericht verfasste, nachdem er die Pakete wiederhergestellt und dem Postweg zugeführt hatte, ahnten weder Patrick Lynch noch Oliver Barnes. Dieser Bericht ging an Krummwinklers Vorgesetzten, der dem weiter keine Beachtung schenkte, nachdem er eine Kopie davon nach England schickte.

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