Reihe war, tuschelten sie hinter den Gardinen sehr vertraut
miteinander.
Scrooges Nichte nahm nicht teil an dem Blindekuhspiel, sondern
saß gemütlich in einer traulichen Ecke in einem Lehnstuhl mit
einem Fußbänkchen davor, und der Geist und Scrooge standen
dicht hinter ihr. Aber bei den Pfänderspielen tat sie mit und liebte
ihre Liebe mit allen Buchstaben des 49
Alphabets zur allgemeinen Bewunderung. Auch in dem Spiel
›Wie, Wann und Wo‹ war sie sehr tüchtig und stellte zur
geheimen Freude von Scrooges Neffen ihre Schwestern gar sehr
in den Schatten, obgleich sie auch ganz gescheite Mädchen
waren, wie es uns Topper hätte versichern können. Es mochten
ungefähr zwanzig Personen da sein, junge und alte, aber sie
spielten alle, und auch Scrooge spielte mit; denn in seiner
Teilnahme an den Vorgängen ganz vergessend, daß ihnen seine
Stimme nicht hörbar war, gab er oft seine Antwort auf die
Fragen ganz laut und riet auch oft ganz richtig.
Dem Geist gefiel es sehr gut, ihn in dieser Laune zu sehen, und er
blickte ihn so freundlich an, daß ihn Scrooge wie ein Knabe bat,
blickte ihn so freundlich an, daß ihn Scrooge wie ein Knabe bat,
noch warten zu dürfen, bis die Gäste fortgingen. Aber der Geist
sagte, dies könne nicht geschehen.
»Es fängt ein neues Spiel an«, sagte Scrooge. »Nur eine einzige
halbe Stunde, Geist.«
Es war ein Spiel, das man ›Ja und Nein‹ nennt, wo Scrooges
Neffe sich etwas zu denken hatte und die anderen erraten
mußten, was; auf ihre Fragen brauchte er dann nur mit Ja oder
Nein zu antworten. Die schnell aufeinanderfolgenden Fragen, die
ihm vorgelegt wurden, ergaben denn endlich, daß er sich ein
Geschöpf dachte -. ein lebendiges Wesen, ein häßliches, wildes
Geschöpf, das zuweilen brumme und zuweilen spreche und sich
in London aufhalte und in den Straßen herumlaufe und nicht für
Geld gezeigt und nicht herumgeführt werde und nicht in einer
Menagerie sei und nicht geschlachtet werde, und weder ein
Pferd, noch ein Esel, noch eine Kuh, noch ein Ochs, noch ein
Tiger, noch ein Hund, noch ein Schwein, noch eine Katze, noch
ein Bär sei. Bei jeder neuen Frage, die ihm gestellt wurde, brach
Scrooges Neffe aufs neue in ein Gelächter aus und konnte gar
nicht wieder herauskommen, so daß er vom Sofa aufstehen und
mit den Füßen stampfen mußte. Endlich rief die runde Schwester
mit einem ebenso unauslöschlichen Gelächter:
»Ich habe es, Fred, ich weiß es, ich weiß es.«
»Was ist es?« rief Fred.
»Es ist Onkel Scrooge.«
Und der war es auch. Verwunderung war das al gemeine Gefühl,
obgleich einige meinten, die Frage: »Ist es ein Bär?« hätte mit Ja
beantwortet werden müssen, denn eine verneinende Antwort sei
schon hinreichend gewesen, ihre Gedanken von Scrooge
abzubringen, selbst wenn sie auf dem Wege zu ihm gewesen
wären.
»Nun, er hat uns Freude genug gemacht«, sagte Fred, »und so
wäre es undankbar, nicht auf seine Gesundheit zu trinken. Hier
ist ein Glas Glühwein dazu bereit. Es lebe Onkel Scrooge!«
»Es lebe Onkel Scrooge!« stimmten alle ein.
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»Fröhliche Weihnachten und ein glückliches Neujahr dem Alten,
sei er, wie er wol e!« sagte Scrooges Neffe. »Er wol te meinen
Wunsch nicht annehmen, aber er sol ihn dennoch haben.«
Dem Onkel Scrooge war es unmerklich so fröhlich und leicht zu
Sinne geworden, daß er der von seiner Gegenwart nichts
ahnenden Gesel schaft ihren Toast erwidert und mit einer
unhörbaren Rede gedankt haben würde, hätte ihm der Geist Zeit
dazu gelassen. Aber alles verschwand im Hauch vom letzten
Wort des Neffen, und Scrooge und der Geist waren schon
wieder unterwegs. Sie gingen weit und sahen viel und besuchten
manchen Herd, aber immer spendeten sie Glück. Der Geist
stand neben Kranken, und sie wurden heiter und hoffend; neben
Wanderern in fernen Ländern, und sie träumten von der Heimat;
neben solchen, die mit dem Leben rangen, und sie harrten
geduldig aus; neben Armen, und sie wurden reich. Im
Armenhaus und im Lazarett, im Kerker und in jedem
Zufluchtsort des Elends, wo der Mensch in seiner kurzen
Zufluchtsort des Elends, wo der Mensch in seiner kurzen
ärmlichen Herrschaft dem Geiste die Tür verschlossen hatte,
spendete er seinen Segen und lehrte Scrooge seine Weise.
Es war eine lange Nacht, wenn es nur eine Nacht war; aber
Scrooge zweifelte daran, denn die Weihnachtsfeiertage schienen
in die Zeit, in der sie miteinander verrannen, zusammengedrängt
zu sein. Es war auch sonderbar, daß der Geist offenbar älter
wurde, während Scrooge äußerlich ganz unverändert blieb.
Scrooge hatte diese Veränderung zwar bemerkt, sprach aber nie
davon, bis sie von einer Kinderweihnachtsgesel schaft
weggingen, wo er bemerkte, daß des Geistes Haar schnel grau
geworden war.
»Ist das Leben der Geister so kurz?« fragte Scrooge.
»Mein Leben ist sehr kurz auf dieser Erde«, sagte der Geist, »es
endet noch in dieser Nacht.«
»In dieser Nacht noch!« rief Scrooge.
»Heute um Mitternacht. Horch, die Zeit nahet schon.«
Die Glocke schlug drei Viertel auf zwölf
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»Vergib mir, wenn ich nicht recht tue, zu fragen«, sagte jetzt
»Vergib mir, wenn ich nicht recht tue, zu fragen«, sagte jetzt
Scrooge, scharf auf des Geistes Gewand blickend, »aber ich
sehe etwas Seltsames unter deinem Mantel hervorblicken, was
nicht zu dir zu gehören scheint. Ist es ein Fuß oder eine Klaue?«
»Nach