Sarah Glicker

Old Home, New Love


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dass ich keine Ahnung habe, wovon sie gerade spricht. Um das noch einmal deutlich zu machen, ziehe ich meine Augenbrauen ein Stück nach oben.

      „Dass du dich von Anthony getrennt hast. Auch ich war mal jung, daher weiß ich, dass das nie leicht ist. Egal was der andere angestellt hat.“

      „Ich weiß, dass er dich keine Sekunde aus den Augen gelassen hat.“

      „Doch, er hat mich aus den Augen gelassen. Und zwar in den Momenten, in dem er seinen Schwanz in eine andere gesteckt hat.“

      Kaum habe ich ausgesprochen wird mir bewusst, was ich da gerade gesagt habe und vor allem, wie ich es von mir gegeben habe. Daher lächle ich meine Großmutter schnell an.

      „Sorry“, murmle ich.

      „Kein Problem. Du bist sauer und das ist normal. An deiner Stelle würde es mir auch so gehen.“

      Ich brauche nur daran zu denken, dass ich wirklich nichts gemerkt habe, um erneut sauer zu werden. Und das ist erster Linie auf mich selber!

      Eigentlich will ich es nicht. Schließlich gebe ich ihm so noch immer Macht über mich. Doch ich ärgere mich nicht darüber, dass er das gemacht hat. Es wird schon einen Grund haben. Vielmehr ist es die Tatsache, dass ich nichts mitbekommen habe. Und dementsprechend kann ich auch nicht einmal sagen, wie lange er mich schon auf diese Weise vorgeführt hat. Ich habe nur eine vage Vorstellung davon, wie viele Frauen es waren.

      „Ich mochte ihn nie, das weißt du. Ich habe von Anfang an gesagt, dass du zu gut für ihn bist. Ein Mann muss Ecken und Kanten haben und er hatte nicht eine einzige. Doch ich habe gehofft, dass ich mich irre.“

      Meine Oma sieht mich eindringlich an und zwinkert mir dann zu. Ihre Worte sorgen dafür, dass ich leise lachen muss. Zum Thema Männer hat sie ihre eigenen Ansichten und die vertritt sie auch. Dabei tritt sie vor allem dem einen oder anderen männlichem Wesen gerne mal auf die Füße.

      Doch ich weiß, dass es ihr wirklich leidtut, was geschehen ist. Doch ich bin irgendwie froh darüber. So bescheuert das vielleicht auch klingt. Auf diese Weise hat er mir sein wahres Gesicht gezeigt und ich habe nur zwei Jahre meines Lebens an ihn verschwendet und nicht zwanzig.

      „Irgendwo da draußen gibt es einen wundervollen Mann, der dich glücklich machen wird.“

      „Danke“, gebe ich nur von mir, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt habe.

      „Und jetzt komm. Es wird gleich ein Gewitter geben. Da du dich ja eingerichtet hast, kannst du dir jetzt auch drüben alles ansehen. Ich gehe mal davon aus, dass du dir einen Überblick verschaffen musst, was deine Mutter genau geplant hat.“

      Mit diesen Worten sieht sie sich im Zimmer um. Meine geöffneten Taschen und Koffer liegen auf dem Boden und auf meinem alten Schreibtisch habe ich ein paar Unterlagen verteilt.

      Da ich keine Ahnung hatte, wie lange ich hier bleiben werde, habe ich ein paar Sachen mehr eingepackt, um auf der sicheren Seite zu sein. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass ich gestern vielleicht schon etwas geahnt habe.

       Bei meiner Familie muss man aber auch mit allem rechnen.

      Bevor ich noch etwas von mir geben kann, greift sie bereits nach meiner Hand und steht so schnell auf, dass ich kaum hinterherkomme und beinahe vom Bett fliege.

      Nachdem wir das Haus verlassen haben, werfe ich einen Blick nach oben. Dabei stelle ich fest, dass sie nicht übertrieben hat. Der Himmel ist nicht einmal mehr grau. Man könnte ihn eher als schwarz bezeichnen. Die Wolken hängen tief und geben jedem zu verstehen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie sich entladen. Und dabei möchte ich nicht darunter stehen.

      Gemeinsam gehen wir schnell über den großen Parkplatz. Als wir die Eingangshalle betreten, bleibe ich einen Moment stehen und schaue mich zu allen Seiten hin um.

      Früher war sie eher in einem hellen Farbton gehalten, der schon fast ein wenig langweilig wirkte. Nachdem meine Oma es das letzte Mal renoviert hat, glänzt sie nun allerdings in unterschiedlichen hellen und freundlichen Farben. An den Wänden befinden sich bunte Bilder, welches von dem, welches sich hinter der Rezeption befindet und riesig ist, gekrönt wird. In der Mitte befinden sich zwei Palmen, die neben den Pfeilern stehen.

      „Ich glaube die Halle ist das einzige, was deine Eltern so lassen wollen“, klärt sie mich auf und führt mich weiter.

      Gemeinsam sehen wir uns die Zimmer in den oberen Etagen an, die verändert werden sollen. Und ich muss zugeben, dass sie das auch dringend benötigen. Sie sind nicht mehr das, was man als schön bezeichnen kann.

      Die Möbel sind zerkratzt und abgenutzt. Auch die dunkle Farbe an den Wänden muss dringend ausgetauscht werden. Früher war es vielleicht modern, so genau weiß ich das nicht, doch für die heutige Zeit finde ich es nicht mehr schön.

      „Du könntest deine Mutter mit den Tapeten helfen. Du weißt, dass sie da kein Händchen für hat.“

      Meine Oma verzieht das Gesicht. Ich bin mir sicher, dass sie gerade an die Tapete denkt, die meine Eltern in der Küche hängen haben.

      „Das könnte ich.“

      „Das wird super. Du wirst ein paar schöne Wochen in deiner Heimat verbringen. Und wenn du nach Gainesville zurückkehrst, hast du einen Plan und weißt, wie es weitergehen soll.“

      Kaum hat sie ausgesprochen ertönt das tiefe Grollen des Gewitters, welches draußen losbricht.

      Falls ich überhaupt wieder nach Gainesville gehe, denke ich, während ich einen prüfenden Blick durch das Fenster nach draußen werfe, welches mir am nächsten ist.

       Ich habe keine Ahnung, woher dieser Gedanke kommt, daher behalte ich ihn auch lieber für mich. Doch die Wahrheit sieht so aus, dass es nichts gibt, was mich dort hält. Ich habe keinen Freund mehr und auch keinen Job. Eigentlich könnte ich überall von vorne anfangen.

       Als wir wieder durch die Eingangshalle gehen, prasselt der Regen auf das Dach, in welchem sich ein paar Fenster befinden, sodass die Halle heller ist. Es regnet erst seit wenigen Minuten, doch bereits jetzt haben sich auf dem Parkplatz riesige Pfützen gebildet, die alles unter Wasser setzen. Die Palmen biegen sich vom Wind zur Seite und die Blitze erhellen den dunklen Himmel.

       „Scheiße“, höre ich in der nächsten Sekunde die aufgebrachte Stimme meiner Großmutter.

       Sofort gehe ich in die Richtung, aus der ich sie gehört habe. Schließlich entdecke ich sie in die Küche. Sie steht mitten im Raum und hat den Kopf zur Decke gehoben.

       „Was ist los?“, erkundige ich mich, da ich es nicht sofort erkenne.

       Als ich jedoch näher gehe, sehe ich, dass Wasser von der Decke tropft und vor ihren Füßen auf dem Boden landet.

       „Das Dach ist undicht“, murmelt sie ungläubig.

       Die Küche befindet sich in einem Anbau, was nur aus dieser Etage besteht. Bis jetzt hat es jedes Gewitter, und es hat schon einige mitgemacht, überlebt. Allerdings ist es nun schon einige Jahre her, ich glaube meine Urgroßeltern waren es, das dieser Anbau errichtet wurde. Da wundert es mich nicht, dass es irgendwann einmal gemacht werden muss.

       Auch wenn ich finde, dass dieser Zeitpunkt dafür nicht sehr geeignet ist. Schließlich sind die Renovierungskosten so schon hoch genug.

       „Super“, ergänze ich nur, da ich nicht so genau weiß, was ich sagen soll.

       Dann gehe ich jedoch an ihr vorbei und ziehe einen großen Suppentopf aus einem der Schränke. Als Nächstes stelle ich ihn an den Ort, sodass das Wasser sich darin sammeln kann und nicht den ganzen Boden unter Wasser setzt.

       „Deine Mutter wird nicht sehr begeistert davon sein“, stellt meine Oma fest, während sie die Stelle genauer betrachtet.

       „Das glaube ich allerdings auch.“

       Ich schaue noch einmal an die Decke. Es ist nicht sonderlich viel Wasser, doch ich kann mir vorstellen, dass es dennoch einen großen Schaden anrichten kann,