Selina Harms

Illusionen


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neue Gewohnheiten und bewusste Entscheidungen kreiren doch recht schnell, neue

      Identitätsstrukturen.

      Und wenn du einmal merkst, dass es funktioniert und wie einfach es eigentlich ist, dein Leben zu

      verändern und zu verbessern, macht es so viel Spaß, dass es fast süchtig macht. Du erlebst mehr und mehr

      kleine Erfolgserlebnisse, bis du dich irgendwann sogar an größere Entscheidungen traust. Und so erschaffst

      du dir Stück für Stück deine Realität genauso, wie du sie dir wünscht, in dem Wissen, dass alles möglich ist

      und du alles schaffen kannst. Und mit jedem Schritt den du gehst, jedem kleinen Ziel, das du erreichst,

      wächst dein Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten und ins Universum selbst, dein Selbstbewustsein und

      deine Freude daran, dein Leben zu gestalten. Ich muss sagen, ich persönlich liebe es, ich bin wirklich fast

      süchtig danach, zu lernen, zu wachsen, mich selbst und mein Leben jeden Tag ein Stück besser zu machen.

      Auch wenn das vielleicht nicht für jeden etwas ist oder das gleiche bedeutet, hoffe ich, dass es trotzdem ein

      wenig inspirierend ist.

      Und du erkennst, dass alles eigentlich nur Entscheidungen sind, die man eben treffen muss, um dorthin

      zu gelangen, wo man hin möchte. Du musst dir nur selbst aus dem Weg gehen und dich entscheiden und

      alles wird so lächerlich einfach, dass man sich fragt, warum man es noch nicht früher gemacht hat. Denn es

      klingt so unfassbar simpel. Das ist es auch. Aber es nur zu lesen und vielleicht zu verstehen bringt dich

      eben noch nicht dorthin, du musst es selbst erleben, fühlen, um es wirklich zu verstehen.

      Es ist, wie mit so vielen Dingen, du kannst mit dem Finger direkt darauf zeigen, es versuchen zu erklären,

      aber um es wahrhaft zu verstehen, musst du es fühlen. Ich habe dieses Phänomen bereits oft erlebt, mit

      vielen verschiedenen Dingen, von den einfachsten Sätzen bis hin zu komplexeren Konzepten. Du liest oder

      hörst etwas, nimmst eine Information auf. Dein Geist hat es verstanden. Aber solange dein Körper und

      deine Seele dieses gleiche Stück an Information nicht ebenfalls verinnerlicht haben, kannst du es noch nicht

      komplett verstanden haben.

      Eins

      Die Illusion des Dualismus:

      Immer auf der Suche gewesen, nach einem Weg, wie man “das Leben hackt”, als wäre es eine Art

      Videospiel, wo man einfach nur einen Trick finden muss und plötzlich hat man ganz viel Geld auf dem

      Konto, kann alle Welten freischalten, alles bauen, anpflanzen oder kaufen, was man will. Da muss es

      doch

      einen Trick geben. Einen den nicht viele kennen, aber doch irgendwo irgendwer. In irgendeinem Buch

      wird es stehen, in irgendeinem weit entfernten Land versteckt, wen muss ich da fragen? Vielleicht doch

      Gott? Oder Allah oder Brahma oder Vishnu? Warum gibt es überhaupt über 500 Gottheiten, die noch

      keiner gehört hat und die Frage nach Gott irgendwie veraltet?

      Warum ist es wichtig an welchen man glaubt, ist es nicht viel wichtiger, dass

      man glaubt und das tun wir in jeder Religion. Was wäre wenn alle Religionen und alle Götter eigentlich in

      ihrer Essenz haargenau das gleiche sind? Ein Symbol, ein Wegweiser, nur in verschiedenen Formen, doch

      auf exakt das selbe hindeutend. Symbolisiert nicht Jesus am Kreuz das gleiche, wie die buddhistischen

      Lehren des Leids?

      Sie alle deuten auf etwas hin. Auf etwas, das wir nicht sehen können und auch nicht mit Worten

      beschreiben, wir können es versuchen, doch all die Sprachen, die die Menschheit erfunden haben kann

      auch niemals der Komplexität der Realität, geschweige denn dem Übersinnlichen, Göttlichen gerecht

      werden. Wie können wir überhaupt annehmen das Wort “Baum”, ein Wort aus vier Buchstaben, zwei

      Vokalen und zwei Konsonanten könnte das beschreiben, was ein Baum wirklich ist, ein riesiger, uralter,

      Komplex verschiedenster biologischer Systeme und chemischer Prozesse, wie eine

      unfassbar intelligente, natürliche Weltbeatmungsmaschine. Baum . Okay.

      Gott. Ach, na klar weiß da jeder, was gemeint ist. Vielleicht ist Gott auch ein Baum oder Gott im Baum?

      Und durch das ganze Benennen und das Erfinden und Definieren zu versuchen, die Welt besser zu

      verstehen und zu vereinfachen machen wir eigentlich alles nur viel komplizierter als es ist. Weil es

      eigentlich doch nur ist. Doch jetzt haben wir uns mit den ganzen -mus-sen:

      (Feminis(mus); Sexis(mus; Rassis(mus) Buddhis(mus)…)und den ganzen verschiedenen

      Schubladen von politischen Richtungen, sexuellen Orientierungen, Religionen, Kunstrichtungen,

      Sportarten… eine ganz schön komplizierte Welt aufgebaut, wobei wir ja auch niemals jemanden in eine

      Schublade stecken wollen… Bei dem Versuch, Probleme zu lösen, die Dinge zu vereinfachen, haben wir

      ausversehen ganz schön viele Kriege und Auseinandersetzungen verursacht, wobei man sich fragt, ob es

      das Ursprungsproblem dann wert war. Doch was war nochmal das Ursprungsproblem? Nach was suchen

      wir hier eigentlich, was versuchen wir? Sind wir schon soweit abgedriftet von den eigentlichen Fragen,

      dass wir uns nicht einmal mehr an sie erinnern? Wobei es kann sich ja auch jeder die Fragen stellen, die er

      für wichtig hält. Wir sind ja meistens, wenn möglich ein freies Land. Ich frage mich allerdings schon,

      warum sich so wenige die Fragen zu scheinen stellen, die ich mich schon seit gefühlten Ewigkeiten frage.

      Und vielleicht will sie auch einfach keiner mehr fragen, weil das genau wie die Gottfrage, vielleicht ein

      wenig veraltet wirkt. Aber ist sie das wirklich? Was machen wir eigentlich hier, dieser blaugrüne Ball mit

      vielen Tausenden Ameisenmenschen drauf, die so furchtbar beschäftigt, den täglichen Dingen nachgehen,

      Papiere hin und herschieben, arbeiten auf irgendwas hin, aber keiner weiß auf was, denn auf das, was

      die Menschen als Rente bezeichnen ist es sicher nicht.Das wäre ja irgendwie Quatsch, soviel zu arbeiten,

      ihr Leben lang, um dann endlich, wenn ihr Leben so gut wie vorbei ist, das machen zu können, was sie

      wirklich wollen. Reisen, das Leben genießen, Zeit mit der Familie verbringen, dann ja, aber vorher keine

      Zeit.

      Wofür? Wozu ist sie gut, die Existenz dieser Ameisenmenschen im Allgemeinen und auch im Einzelnen?

      Ich habe einmal eine Nacht lang an einem Fenster über einer Kreuzung einer Großstadt gesessen. Mich

      gefragt, wo die alle hinwollen, mitten in der Nacht. So viele Autos und Fahrräder, die es so furchtbar eilig

      haben.

      Wo die wohl hin wollen