dann auch ihren Spitznamen “Forty-Niner“. Gaststätten, Bordelle und alles, was die Goldsucher so brauchten, konnte man hier finden. Recht und Gesetz war Mangelware, Mord, Raub und Tote waren an der Tagesordnung. Genauso wie Brände in den Holzhütten, verursacht durch die Petroleum- und Lebertran-Lampen. San Francisco ist eine der wenigen Boomtowns, die nach dem Abflauen des Goldrausches nicht zur Geisterstadt geworden ist.
Abb. 13: Plakat aus dem Jahr 1849 für Schiffspassagen nach Kalifornien zum Goldrausch (Wikipedia, gemeinfrei)
Als nun die Forty-Niner ein Jahr nach dem ersten Fund endlich eintrafen, waren die besten Claims schon weg und außerdem stellten sie fest, dass auch das meiste Gold, das man leicht aus dem Fluss herauswaschen konnte, schon verschwunden war. Um weiter zu graben oder komplizierter zu schürfen, benötigte man Geld, welches die Glücksritter natürlich nicht besaßen.
Eine Möglichkeit der Unterstützung bestand darin, dass sich die Goldsucher Arbeitsgeräte von Förderern ausliehen – gegen eine Beteiligung am Erlös des gefundenen Goldes. Einige Männer betrieben diese Art der Förderung im großen Stil, hauptsächlich Kaufleute und Saloonbesitzer. Eine andere Möglichkeit war, sich mit mehreren Männern zusammenzutun, um gemeinsam mit größerem Werkzeug und vereinten Kräften am Goldabbau zu arbeiten.
1853 kam der deutsche Jude Levi Strauss (eigentlich Löb Strauss, geb. 1829 in Buttenheim bei Bamberg) nach San Francisco, wo er mit seinem Schwager und seinem Bruder ein Geschäft eröffnete, das mit Stoffen und Kurzwaren handelte.
Abb. 14: Löb Strauss, Fotograf unbekannt (Wikipedia, public domain)
Er verkaufte auch vor Ort den täglichen Bedarf an die Goldgräber. Dabei führte er Stoffballen, Zeltplanen und Nähzeug mit und entdeckte beizeiten den Bedarf an strapazierfähiger Kleidung, der für die Goldsucher unerlässlich war.
Er verkaufte ihnen die sogenannten Duck Pants, die aus Segeltuchstoff bestanden, die aber nicht lange hielten, bzw. deren Nähte nicht lange genug hielten, da die Goldgräber ihr Werkzeug in die Taschen stopften und sie damit kaputtmachten.
1870 kam der Schneider Jacob Davis auf die Idee, dieses Problem dadurch zu lösen, dass er einfach diese Nähte mit Nieten verstärkte. Weil ihm das Geld zur Patentanmeldung fehlte, bat er Levi Strauss um Hilfe, seinen damaligen Stofflieferanten.
1873 erhielten die beiden das Patent für den Waist Overall, der sich großer Beliebtheit erfreute. Diese wurden aus Denim gefertigt und sind der Vorläufer der heutigen Jeans.
Weitere Stationen des Goldrauschs (ohne nähere Erläuterung):
1850 Goldrausch in Oregon und in British Columbia
1854 die Goldlagerstätten in Kalifornien sind erschöpft;
Wirtschaftskrise
1858 Denver, Colorado, South Platte River
1859/60 Nevada, Comstock Lode
1863 Montana und Idaho
1874 Black Hills, in Custer und Deadwood, South Dakota
1896 Klondike
Klondike oder besser die „Klondike Fields“ liegen im Territorium Yukon, dem kleinsten der drei kanadischen Territorien. Es liegt östlich der Grenze zu Alaska.
Abb. 15: Goldsucher am Chilcoot Trail (Wikipedia, public domain)
Als in Kanada/Alaska im Yukon River Gold gefunden wurde, machten sich die Veteranen aus den vorangegangenen Goldräuschen auf, um auch dem Yukon River in der Stadt Dawson das Gold zu entreißen. Die Strecke dorthin war lang und gefährlich und die meisten überlebten nicht einmal die Anreise.
Es gab nur zwei Wege in die Stadt Dawson: a) 2.700 km den Yukon River entlang, der die meiste Zeit des Jahres zugefroren war oder b) 570 km von der Küste Alaskas über die schwer passierbaren Schluchten und Gebirgspässe (Chilcoot Trail).
1870 kamen bereits die ersten Veteranen aus Kalifornien in das Gebiet am Klondike. Dort gab es hauptsächlich zwei Städte: Circle City auf amerikanischem Gebiet und Forty Mile auf kanadischer Seite. Beide bestanden aus Hütten.
Der richtige Goldrausch in Klondike startete allerdings erst 1896 und die Spitze war 1897/98. Der Abbau des Goldes war hier allerdings wesentlich schwieriger als in Kalifornien, denn wer die gefährliche Anreise überstand, hatte anschließend mit den rauen Lebensbedingungen dort zu kämpfen.
Abb. 16: Warteschlange bei der Registrierung des Claims, 1898 Erik A. Hegg (Wikipedia, gemeinfrei, source: Alaska National Archives)
Im Winter war eine bittere Kälte bis minus 59° Grad C auszuhalten, im Sommer bis plus 38° C, gepaart mit einer üblen Stechmückenplage. Nur ganz wenige Frauen kamen in das Gebiet am Klondike, erst als sich die Bedingungen dort gebessert hatten, reisten viele ihren Männern hinterher, es kamen auch Tänzerinnen und Schauspielerinnen nach. Karrierefrauen inbegriffen, die Gaststätten und Wäschereien eröffneten etc.
Der Skagway Trail zwischen der Stadt Skagway, einem Stützpunkt der Goldgräber, bis hin zum Klondike war so hart, dass er 1897 von über 3.000 toten Pferden gesäumt wurde, die auf der Strecke zusammengebrochen waren wegen Überanstrengung und vor Hunger. Es wurde sogar behauptet, dass die Tiere selbst vor Todessehnsucht in den Abgrund gesprungen wären. Die Stadt existiert heute noch und hat ungefähr 850 Einwohner.
Abb. 17: Claim am Bonanza Creek (Wikipedia, gemeinfrei)
Exkurs: Woher kommt eigentlich das Gold und wie wurde es geschürft und abgebaut?
Das Gold kam aus den Bergen, die größtenteils aus Granit bestehen, also aus erstarrtem Magma. Die nacheinander kristallisierten Mineralien scheiden sich in den Erzgängen wieder ab. Flüsse, die durch die Berge fließen, transportieren diese Mineralien dann mit sich bergabwärts bzw. flussabwärts. Diese Partikel, die man lose im Fluss findet und heraussieben kann, nannte man auch „Placer“ oder Seifen- und Waschgold. Diese Art von Gold suchte man vorrangig und dies war auch mit einfachsten Mitteln zu bewerkstelligen. Diese Fundstätten nannte man daher auch „Arme-Leute-Minen“.
Diese winzigen Goldflöckchen konnten also vom abfließenden Gebirgswasser fortgetrieben werden und aufgrund des geringen Gewichts lange Strecken zurücklegen. Schwerere Goldpartikel und Nuggets blieben auf den kürzeren Strecken hängen, besonders da, wo sich das Wasser verlangsamte, wenn das Gelände weniger abschüssig war oder der Fluss eine Kurve machte. Auf diesen Felsbänken waren die Funde dann wahrscheinlicher und ergiebiger.
Abb. 18: Goldwäscher mit einer „Wiege“, Archives of Pearson Scott Foresman
(Wikipedia, gemeinfrei)
Beim Sieben des Sandes und Kieses im Bachbett musste man achtgeben, dass man nicht das Gold mit Glimmer oder Pyrit (Katzengold) verwechselte. Glimmer ist ein Schichtsilikat bzw. eine Bezeichnung für eine ganze Gruppe von Gesteinen, die u.a. in magmatischen und metamorphen Gesteinen vorkommt. Magmatisch wäre z. B. Granit und metamorph Gneis. Sammler kennen wahrscheinlich den Biotit, Lepidolith und Muskovit.
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