Stimmen werden auch an anderen Orten in der Stadt gehört, Gestalten, die in altmodischer Kleidung durch die Stadt streifen, werden gesichtet. Interessant ist dabei die Tatsache, dass diese Gestalten Fußspuren im Schnee hinterlassen, die in die Gebäude hinein – aber nicht mehr hinausführen. Und im Hotel wird des Öfteren eine Frau gesehen, die aus dem Fenster starrt.
Die Stadt selbst vermeidet Aussagen über Geister, was natürlich verständlich ist, denn freiwillige Helfer zu finden für eine Geisterstadt, die nicht nur so heißt, sondern auch wirklich eine ist, ist wohl nicht sehr einfach. Aber für Geisterjäger ist es sicher eine hochinteressante Urlaubsalternative! Wer traut sich? Bewerbungen für freiwillige Helfer im Sommer sind hier vorzunehmen:
http://www.blm.gov/mt/st/en/fo/missoula_field_office/garnet_ghost_town/volunteer.html
Nach dieser kurzen Einführung kommen wir zum eigentlichen Thema des Buches. Ich möchte Ihnen gerne eine Auswahl der berühmtesten Helden der damaligen Zeit präsentieren und auch gleichzeitig einen Bogen zur heutigen Zeit damit spannen. Denn einige Helden von damals sind angeblich überhaupt nicht so gestorben, wie die Überlieferung erzählt und einige sind zwar tatsächlich unter den historisch berichteten Umständen zu Tode gekommen, spuken aber heute noch. also schießen wir mal los …
Abb. 22: Adams revolver. An Improved Frame Model of 1854
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Adams_revolver_1854.JPG
Teil 2 – Berühmte Persönlichkeiten
Überlebte Billy the Kid seine Ermordung?
Abb. 23: Billy the Kid (1859-1881) mit seiner Winchester 1873
Der wohl berühmteste Westernheld, Billy the Kid, wurde von seinem ehemaligen Freund und damals frisch ernannten Sheriff Pat Garrett (Patrick Floyd Jarvis Garrett) am 14. Juli 1881 hinterrücks erschossen und schnellstens beerdigt … Verdächtig??
Im Jahr 1950 tauchte plötzlich ein Mann namens „Brushy Bill“ Roberts in Texas auf und bat um Vergebung für die Taten, die er – Billy the Kid – begangen hatte. Natürlich wurde der Mann nicht ernst genommen.
Dennoch befasste man sich mit dem Fall, um die Beweise zu widerlegen und klarzustellen, dass es sich bei Roberts auf keinen Fall um Billy the Kid handeln konnte.
Billy the Kid war einer der legendärsten Mörder und Viehdiebe seiner Zeit, dem bei Weitem mehr Morde nachgesagt wurden, als er tatsächlich begangen hatte. Mehrfach wurde er festgenommen, konnte aber immer wieder aus dem Gefängnis fliehen.
Am 30. März 1881 wurde ihm der Prozess eröffnet, in dem er am 9. April für den Mord an Sheriff William Brady schuldig gesprochen und zum Tod durch Erhängen verurteilt wurde. Wie sich erst 1947 herausstellte, hatte Billy aus seiner Todeszelle heraus mehrere Briefe an Gouverneur Wallace geschrieben, der ihm bei einer früheren Gelegenheit die Freiheit versprochen hatte. Doch Wallace kümmerte sich nicht weiter um den Fall, sondern unterzeichnete kurz darauf das Todesurteil und die Erlaubnis für Pat Garrett, die Vollstreckung durchzuführen.
Billy gelang die Flucht und sein ehemaliger Freund Pat Garrett heftete sich an seine Fersen. Wie Pat Garrett später in der Biografie „The authentic life of Billy the Kid“ berichtet, konnte er ihn in der Nacht in Fort Sumner zur Strecke bringen. Pat versteckte sich in einem dunklen Zimmer, wo er auf Billy wartete und ohne Vorwarnung das Feuer eröffnete. Wie Pat später in seinem Buch zugab, hatte Billy zeit seines Lebens keinen Hass auf Pat, kündigte jedoch an, dass eine Begegnung nur so ablaufen könnte: Er müsste aufgeben, Pat erschießen oder sich selbst erschießen lassen. Letzteres war wohl der Fall. Oder etwa nicht? Denn über den Ablauf der Mordnacht gab es verschiedene Berichte. Interessanterweise konnte der Autor Frederick Nolan in seiner Neuveröffentlichung des Buches von Pat Garrett einige der Diskrepanzen offenlegen und Fakt und Fiktion trennen.
Pat Garrett hatte sich beim Schreiben der Hilfe eines ehemaligen Journalisten bedient, dem wohl ab und zu die Fantasie durchgegangen ist.
Abb. 24: Pat Garrett, ca. 1898, Quelle unbekannt (Wikipedia, gemeinfrei)
Marshall Ashmun Upson hatte sich bei einigen Themen ganz offensichtlich getäuscht oder sie absichtlich verändert, um damals mit der Version nicht anzuecken.
Sogar den Geburtsnamen, -ort und -tag von Billy the Kid hatte er verfälscht. Während z. B. des Öfteren angegeben wird, dass Billy the Kid in Wirklichkeit William H. Bonney hieß, war es laut Frederick Nolan in allen damaligen Tageszeitungen, in denen über Billy berichtet wurde, bekannt, dass er auf den Namen Henry McCarty hörte.
Das Geburtsdatum, das ihm Upson verpasst hatte, war Upsons eigenes … Die Lebensgeschichte des „Kid“ hatte also wohl einen wahren Kern, aber enthielt auch viel von einem Groschenroman. Sogar sein Tod, von dem man annehmen könnte, dass sein Mörder ihn richtig beschrieb, war wohl anders abgelaufen. Aber wie?
Als 1950 Brushy Bill Roberts auf der Bildfläche erschien und um Vergebung seiner Taten und Morde bat, gab er an, dass an seiner Stelle sein Kumpel Billy Barlow erschossen wurde. Die Leiche von Kid/Barlow war jedenfalls nach Zeugenaussagen auch extrem schnell beerdigt worden, Pat Garrett kassierte seine Belohnung von 500 Dollar und verdiente sich mit dem Buch über Billys Leben noch etwas dazu.
Passende Zeugenaussagen stammten auch von den anwesenden Personen, von denen den Berichten nach mindestens einer bezeugte, dass der Sheriff den Falschen erwischt hatte – immerhin fand der Schusswechsel in einem komplett finsteren Zimmer statt, was eine Verwechslung zumindest in den Bereich des Möglichen rückt. Falls es sich hierbei nicht ebenfalls um eine Erfindung handelte.
Billy the Kid war also in der Mordnacht entkommen – ein Freundschaftsdienst von Pat Garrett, der nur die Belohnung kassierte und seinen Freund laufen ließ und bei der Gelegenheit schnell einen Falschen verscharrte? Möglich, könnte man meinen, denn wenn die beiden wirklich enge Freunde gewesen wären, wäre es ein abgekartetes Spiel gewesen. Was tut man nicht alles für seine Freunde?
Aber in seinem Buch äußert sich Pat Garrett recht abfällig über Billy und dessen Ermordung, die eine reine rechtliche Notwendigkeit war und gleichzeitig positiv über die Einnahmen aus der Belohnung und dem zu erwartenden Erlös für den Verkauf des Buches. Dies brachte ihm nicht wirklich Freunde ein. Und macht es auch nicht sehr wahrscheinlich, dass er Billy hatte laufen lassen. Es könnte aber auch reine Taktik gewesen sein, um zu unterstreichen, dass Billy wirklich mausetot war.
Wie Jameson in seinem Interview mitteilte, bekräftigten sich nach 1950 die Beweise und ein wissenschaftlicher Gesichtsvergleich von Brushy Bill mit den damaligen Fotos von Billy the Kid ergaben zweifelsfrei, dass es sich um ein und dieselbe Person handelte! Dummerweise konnte die faszinierende Entdeckung nicht weiter verfolgt werden, denn Mister Roberts starb kurz nach seinem Geständnis.
W. C. Jameson versuchte daraufhin im Rahmen seiner Recherchen einen der Forscher zu interviewen, die herausgefunden hatten, dass es sich bei Roberts und Billy um ein und dieselbe Person handelte. Leider erfolglos. Handelte es sich also um das Geständnis eines alten, verwirrten Mannes? Und steckten die Wissenschaftler mit ihm unter eine Decke? 1990 war die Geschichte sogar Thema der Fernsehshow „Unsolved Mysteries“ und enthüllte unwiderlegbare Beweise dafür, dass Brushy Bills Geschichte wahr ist.
„Unwiderlegbare Beweise“ hört sich natürlich gut an. Aber es gibt dennoch einige Ungereimtheiten, sodass wir letztendlich nicht sicher sein können, ob Brushy Bill ein reumütiger Billy the Kid war oder einfach ein verwirrter, einsamer alter Mann.
Wäre es nicht irgendwie schön für den Romantiker in uns, der noch an wahre Freundschaft glaubt, wenn Pat Garrett seinen Freund hätte leben lassen? Doch diese Romantik wäre unweigerlich mit dem