Auch euch viel Glück!“
Krohmer hatte nach seiner Rückkehr sofort das Kennzeichen des Motorrollers überprüfen lassen. Er gehörte einem Miguel Sanchez, 31 Jahre alt, gebürtiger Brasilianer und seit elf Jahren in Deutschland; er wurde bisher polizeilich nicht auffällig. Er arbeitete in dem Delikatessengeschäft Ried in Ampfing. Für Krohmer lag auf der Hand, dass der junge Mann der Liebhaber von Lotte Winzl war. Warum sonst hätte Frau Winzl dessen Anwesenheit verschweigen sollen? Und warum sonst parkte der Motorroller hinter dem Gebüsch? Nicht, dass Krohmer etwas dagegen hätte oder das Verhältnis verurteilte. Das war Privatsache und musste jeder für sich entscheiden, das ging ihn nichts an. Aber er war sauer, dass Frau Winzl kein Wort darüber verlor und ihm heute dreist ins Gesicht gelogen hatte. Und das, obwohl seine Leute mit Hochdruck nach ihrem Sohn suchten. Er fühlte sich veräppelt und dazu musste er sich die feine Dame nochmals vornehmen. Aber das konnte bis morgen warten, für heute hatte er genug. Er sehnte sich nach einem ruhigen Abend mit seiner Frau vor dem Kamin bei einem guten Glas Rotwein, was leider noch warten musste. Sein letzter Weg für den heutigen Tag führte ihn zur Spurensicherung, denn Fuchs hatte sich bezüglich des Laptops und des Notizbuches noch nicht gemeldet. Fuchs war erstaunt, als Krohmer sein Büro betrat.
„Sie können sich vorstellen, warum ich hier bin?“
„Der Laptop und das Notizbuch,“ maulte Fuchs, der beides bereits untersucht, den Bericht aber noch nicht fertig hatte. Konnte der Chef nicht warten?
„Was haben Sie,“ stöhnte Krohmer müde und setzte sich auf den alten Stuhl, der fast unter seinem Gewicht zusammenbrach. Mehrfach hatten sich Mitarbeiter über die marode Ausstattung des Büros mokiert, aber Fuchs befand eine Renovierung als vollkommen überflüssig. Für ihn war das Büro ein Ort des Schaffens und keine Wellness-Oase.
„Jacob Winzl hat offensichtlich ein Faible für das weibliche Geschlecht, die Foto-Datenbank ist voller junger Mädchen; keine Namen oder Adressen. Auf der Festplatte befinden sich Arbeiten für die Uni, die gelinde gesagt sehr dürftig sind.“ Fuchs machte keinen Hehl daraus, dass ihm die stümperhaften Arbeiten des Studenten missfielen. So etwas hätte er bei seinen Mitarbeitern nicht durchgehen lassen. Jacobs Arbeiten waren einfach verfasst, voller Fehler und persönlicher Meinungen. Aus vielen Themen hätte man sehr viel mehr machen können. Aber den Inhalt zu bewerten war nicht seine Aufgabe. „Außer der Liste der Freunde, die Ihnen bereits vorliegt, gibt es Adressen und Nummern von vier Ärzten. Diese Liste hier dürfte für Sie von Interesse sein.“ Fuchs übergab seinem Chef das aufgeschlagene Buch. Nummern und dahinter Geldbeträge. Krohmer runzelte die Stirn.
„Das sieht so aus, als ob Jacob nebenher Geschäfte getätigt hatte.“
„So sehe ich das auch. Wobei wir nicht von größeren Geschäften sprechen, die Beträge gehen jeweils kaum über 200 € hinaus. Meist sind sie nur im zweistelligen Bereich.“
„Sonst noch etwas?“
„Das war’s, mehr gibt es nicht.“ Was hatte sich der Chef gedacht? Dass er ihm die Lösung des Falles auf dem Silbertablett servierte? Fuchs nahm das Notizbuch wieder an sich und schrieb seinen Bericht weiter. Er hoffte darauf, dass der Chef selbst bemerkte, dass er mit seinen Ausführungen zu Ende war.
Krohmer wartete noch. Das war tatsächlich alles? Junge Leute arbeiteten heute doch nur noch mit Handys und Computern und speicherten darauf alles Mögliche ab. Nur Jacob nicht. Warum? Er war enttäuscht, er hatte sich weit mehr versprochen.
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