Ernst Friedrich Wilhelm Mader

Wunderwelten


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      Bei alledem gab sie keinen Laut von sich; aber das Blut hämmerte in ihren Schläfen, es wurde schwarz um sie her, ihre Finger lösten sich: Das war das Ende!

      Dies war ihr letzter dunkler, aber gar nicht schreckhafter Gedanke; dann hatte sie das Bewusstsein verloren.

      Aber in dem Augenblick, da sie mit schwindendem Bewusstsein die Sprosse losließ, hatte Flitmore sie erreicht und ihre Handgelenke mit eiserner Gewalt umklammert.

      Hinter ihm krochen auch schon Heinz und John heran; denn nur kriechend konnte man sich auf der schwanken Brücke fortbewegen.

      „Ich halte sie“, keuchte der Lord; „jetzt seht zu, wie wir sie heraufbringen.“

      Das war keine leichte Aufgabe!

      Heinz, der ein äußerst gewandter Turner war, hakte seine Füße in der Strickleiter ein und ließ sich, den Kopf nach unten, hinab, während er in den Knieen hing.

      Dann faßte er die Lady mit beiden Händen um die Taille und hob sie mit unsäglicher Anstrengung aus dem Schlamm.

      „Ich habe sie!“, stöhnte er endlich: „Sie können loslassen, Lord.“

      Flitmore ließ die Handgelenke los, die er zwischen zwei Sprossen durch ergriffen hatte; denn durch den engen Zwischenraum konnte er selbstverständlich seine Gattin nicht emporziehen.

      Schnell flocht er seine Beine zwischen Sprossen und Stricken fest und wies John an, ein Gleiches zu tun.

      Jetzt beugten beide den Oberkörper auf der gleichen Seite hinab und fassten Mietjes leblosen Körper unter den Armen. Es war höchste Zeit; denn Heinz hätte ihn in seiner schwierigen Lage keine Minute mehr halten können.

      Flitmore und Rieger zogen nun die Ohnmächtige auf die Strickleiter, wo sie dieselbe zunächst ausstreckten, um frische Kräfte zu schöpfen.

      Inzwischen hatte auch Heinz sich wieder heraufgeschwungen.

      Jetzt konnte die Lady, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit, vollends zur Sannah verbracht werden, wo es Flitmores Bemühungen bald gelang, sie wieder zum Bewusstsein zu bringen.

      Nun durften auch Schultze und Münchhausen die Reise antreten.

      Der Kapitän bewegte sich voran, der Professor schob nach.

      Ersterer hatte es schwer; denn seine runde Wölbung machte ihm das Kriechen auf der schmalen Leiter beinahe unmöglich.

      Es war ein köstlicher Anblick, diese Körpermasse sich langsam und schwerfällig auf dem schwankenden Steg vorschieben zu sehen.

      Auf der Mitte angelangt, erklärte der Kapitän mit lauter, aber höchst kläglicher Stimme: „’s ist aus! Ich bin am Ende meiner Kräfte. Hier bleibe ich und wenn ich hier übernachten muss und in den Sumpf kollere.“

      „Machen Sie keine schlechten Witze, Kapitän“, mahnte Schultze von hinten: „Ich schiebe Sie ja aus allen Kräften.“

      „Ach, was richten Sie aus? Das ist, als ob eine Mücke einen Elefanten schieben wollte! Ich sage Ihnen, ich bin schachmatt.“

      „Sie freuen mich, Allerwertester! Was soll denn aus mir werden? Soll ich etwa über Sie hinwegturnen? Im Bergkraxseln bin ich ganz und gar nicht bewandert und zum mindesten müsste ich einen Alpenstock haben, wollte ich es wagen, diese gefährliche Kletterpartie zu unternehmen.“

      „Ha! Gefühlloser Schurke! Bin ich aus Granitquadern gebaut? Bin ich ein rauer Felsblock, dass Sie die Eisenspitze eines Gebirgsstockes in meine Flanken bohren wollen? Das lassen Sie sich beikommen und wie eine Lawine rolle ich mit Ihnen ins Verderben!“

      „Nee! Ein rauer Felsbrocken sind Sie nicht“, lachte der Professor belustigt: „Rau sind Sie nur innerlich, oller Seebär; außen sind Sie nur allzu glatt und wohlgerundet, das ist ja gerade das Fatale; ein Absturz wäre mir sicher, wollte ich die Kletterei unternehmen. Also, voran!“

      „Keinen Schritt mehr!“

      „Aber ich kann doch nicht hier übernachten.“

      „So kehren Sie um.“

      „Was? So nahe dem rettenden Hafen soll ich umkehren und mich in der Nacht mit den blutdürstigen Würmern herumbalgen? Vorwärts, vorwärts! Es dämmert schon.“

      Flitmore hatte inzwischen John gesandt, der nun den Kapitän erreichte und anseilte.

      So, gezogen und geschoben, gelangte er endlich in die Sannah zur großen Erleichterung des Professors, der sich nun auch geborgen sah.

      Alle Anstrengungen, die Strickleiter vom Busch loszureißen, um sie in das Weltschiff zu ziehen, waren vergeblich.

      „Lassen wir sie zurück“, erklärte der Lord, „ich habe ja noch andre.“

      „Nein!“, widersprach Heinz: „Die Brücke, die uns das Leben rettete und um die Lady Flitmore ihr Leben wagte, an der sie so heldenmütig die grässlichsten Folterqualen ertrug, darf nicht im Stich gelassen werden: Ich mache sie los!“

      Flitmore schüttelte den Kopf: „Und Sie? Sie werden es schwer haben auf der losen Leiter zurückzukehren.“

      „Lassen Sie mich machen, es wird alles gut gehen!“

      Wirklich kletterte Heinz zurück.

      Er schnitt ein Stück des leinenen Seiles ab, band es an den Teil des Seiles, der die Leiter mit dem Busch verband, und glimmte es an. Dann kletterte er rasch zurück und erreichte auch wirklich die Sannah, ehe die weiterglostende Lunte das Seil angesteckt und durchgebrannt hatte.

      Sobald Letzteres der Fall war, ließ sich die Strickleiter leicht einziehen.

      Nun waren alle im Weltschiff wieder beieinander; Bobs hatte sich schon dorthin gemacht, als Mietje ihn losließ, um die Strickleiter aus dem Moraste zu ziehen. Dick war über die Brücke als Erster geturnt, sobald sie hergestellt worden war.

      Inzwischen war es Nacht geworden; beide Marsmonde leuchteten am Himmel: Phobos, der bei einer Umlaufszeit von nur 7½ Stunden manchmal in einer Nacht zweimal erscheint, und Deimos, der dem Mars nicht jede Nacht aufglänzt, da er 30¼ Stunde Umlaufszeit hat. Beide sind dem Planeten sehr nahe, woraus sich ihre überaus kurze Umlaufszeit erklärt.

      Flitmore schloss die Türe und ließ den Zentrifugalstrom durch das Weltschiff strömen.

      Die Sannah erhob sich mit wachsender Geschwindigkeit, und, wie unsere Freunde sahen, gerade zu rechter Zeit; denn unter ihnen geriet das monderhellte Land auf einmal wieder in Bewegung. Ein besonders heftiger Erdstoß musste es erschüttert haben; denn plötzlich kam von ferne her eine haushohe dunkle Woge: Das Meer brauste heran und verschlang das schwankende Land, so weit man sehen konnte, und mit ihm auch zweifellos den letzten Bewohner des Mars.

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